Erstes vs. drittes Kind

K3 ist ein sogenannter Mitläufer. Wie scheinbar viele dritte, vierte, x-te Kinder. Aber ich glaube inzwischen, nicht die Kinder werden gechillter, sondern die Eltern. Beim ersten Kind versucht man alles nach Lehrbuch und perfekt zu machen. Man wird schnell nervös oder fühlt sich überfordert. Bereits bei K2 wurde ich einiges flexibler und jetzt mit K3 habe ich mir wohl einfach schon sehr gute Elternskills zugelegt. Oder: Ich kann die Überforderung akzeptieren und gelassener reagieren.

Habe euch ein paar Punkte aufgelistet, wie sich die ‘Babyjahre’ von K3 von denjenigen von K1 unterscheiden:

1.) Stillen/Säuglingsnahrung

Was habe ich mich bei K1 als Versagerin gefühlt, als nach gut acht Wochen die Milch wegblieb. Gewichtszunahme zu gering, schreiendes, hungriges Kind, völlig überforderte Mutti. Ich war das heulende Elend.

Bei K3 wollte ich gleich komplett aufs Stillen verzichten, habe mich dann aber nach der Geburt anders entschieden. Vier Wochen später hiess es Gewichtszunahme zu gering und ich wiegte 24/7 ein unzufriedenes Baby neben den zwei fordernden grösseren Kindern. Also habe ich gesagt: «Lecks mich am Arsch, das mach ich nicht mehr mit! Den Stress tue ich mir nicht an.» Die Packung Säuglingsmilch hatte ich für diesen Fall bereits zuhause. Mein Gewissen ist rein – auch wenn das eine gewisse Gruppe Menschen vielleicht nicht hören will.

2.) Temperaturen

Bei K1 haben wir ständig das Badewasser nachgemessen, damit das Baby ja nicht friert oder überhitzt. Das Messdingsbums ist inzwischen irgendwo in den Weiten des Kinderkrams oder bereits in der Müllwelt verschwunden. Gemessen wird hier per Hand. Wasser Marsch, Hand rein, passt. Und wenn die Grossen reinsitzen, kann es ja nicht kochend heiss sein. Ab und zu hat K3 tief eingeatmet während ich es ins Wasser liess. Was das zu bedeuten hatte? Man weiss es nicht.

Nicht nur das Badewasser wird hier nur noch gefühlt, sondern auch der Schoppen. Mischmenge von kalt und heiss ist Handgelenk mal Pi. Kurz den Zeigefinger darin getaucht und es darf getrunken werden. Und natürlich wird, falls es zu heiss ist, einfach ein Sprutz kaltes Hahnenwasser reingemacht. Abkochen? Das war vor sieben Jahren! Und ja, auch Fieber wird hier mit der Hand an der Stirn «gemessen».

3.) Krankes Kind

Und wenn die Stirn mal heiss ist, dann ist es halt so. Bei K1 war ich mal googeln – tut es nicht! Ein Baby mit Fieber hat mindestens einen fleischfressenden Killervirus… mittlerweile hat man zuhause eine Auswahl an Zäpfli, Salben & Co., da wäre jede Apotheke neidisch. Und bei erkälteten Kindern jeden Alters: Naaprep for life! Was ich inzwischen super kann? Ruhig bleiben und auf mein Bauchgefühl hören. Ich beobachte das Kind. Wenn es genug trinkt, ausscheidet und der Allgemeinzustand voll ok ist, dann mach ich mal gar nichts. Und das Mitleid mit dem schreienden, sich wehrenden Baby bei der Verabreichung der Lösung hält sich inzwischen sehr in Grenzen. Sorry not sorry.

4.) Schreiendes Kind

Schreit K3 mal, was eher selten ist, kommt aus meinem Mund ein vollautomatisiertes «Wart schnell!». Bei drei Kindern ist es fast unmöglich, die Bedürfnisse SOFORT zu befriedigen. Dafür habe ich zu wenig Arme. Überhaupt müsste ich mich 6x klonen. Man muss Prioritäten setzen. Putze ich erst K2 den Po ab, bevor ich das Baby füttere? Definitiv, denn die Bremsspuren verteilen sich nicht nur in den Hosen, sondern auch im Bad. Bei K1 hatte ich netterweise noch 24h am Tag einmalige Qualitätszeit für das Baby. Was immer war, es wurde sofort behoben. Das Privileg der Erstgeborenen…

5.) Unfälle

Nebst den Krankheiten gibt es noch die lässigen Unfälle. Unfallerprobt bin ich dank K2. Ein blutüberströmtes Kindergesicht oder rausgeschlagene Zähne bringen mich kaum mehr aus der Fassung. Coolpads sind im Kühlschrank jederzeit griffbereit und die oben genannte Apotheke ist auch gefüllt mit Arnica in allen Varianten, Rescuetropfen mit Güx und literweise Algifor. Sogar Hautkleber und Steristrips sind vorhanden. Was ich inzwischen auch weiss: Haben Arme oder Beine eine «Treppenform», ist sehr wahrscheinlich etwas gebrochen. Und Kopfwunden neigen zu stärkeren Blutungen, da der Kopf das bestdurchblutete Körperteil ist. Also Ruhe bewahren, Wunde abdrücken, reinigen und genauer anschauen. Meistens sieht es im ersten Moment übler aus, als es ist.

6.) Hygiene

Aiaiai, was war das für ein Aufwand bei K1. Schön das Wasserbädli neu mit lauwarmen Wasser gefüllt, auch hier natürlich die Temperatur nachgemessen. Vorsichtig jede Falte rausgeputzt, nachgepudert, Salbe drauf. Alle 2-3 Stunden die Windeln gewechselt. Bei K3 drück ich ab und an mal die Windel zusammen und «fühle», ob ein Wechsel nötig ist. Auch das Wasserbädli neben dem Wickeltisch ist verschwunden. Der Lappen wird unter den laufenden Wasserhahn gehalten, bitzli heisses, bitzli kaltes Wasser – passt schon. Damals bei K1 hatten wir diese Bädeli-Ritual-Routine. 2x in der Woche, an fixen Tagen, vor dem Zubettgehen. An K3 wird ab und zu mal gerochen und dann entschieden. Ist die milchige Säure zu dominant oder der Schiss zu sehr detoniert, dann ab in die Badewanne. Egal, ob frühmorgens oder mitten in der Nacht. Und immer stellt sich die Frage: Wann hat K3 eigentlich das letzte Mal gebadet???

7.) Von Kleidern und Ordnung

Ach, wie süss war das, K1 matched mit mir anzuziehen. Jedes Outfit sorgfältig herausgesucht. Die Lieblingsstücke sofort gewaschen, um sie gleich wieder zu tragen. Die Farben und Muster stets passend.

Das Motto bei K3 ist da eher kunterbunter, wilder Mustermix. Man nimmt, was noch sauber ist und das passt. Denn Wäsche waschen ist definitiv zur Sisyphus-Arbeit geworden. Dass K3 ein Speibaby ist, macht die Sache nicht einfacher. Oft leben wir von Wäsche direkt ab dem Wäscheständer. Die zu kleinen Grössen noch nicht aussortiert, nur im Schrank beiseite geschoben. So kann es schon mal passieren, dass K3 mit knallig gestreiftem Body, Hosen mit Tiermuster und Pünktchensocken unterwegs ist.

8.) Milestones & Fotoalben

Joa, was soll ich sagen. Das erste Lächeln habe ich wohl einige Tage später festgehalten, die Verzögerung nimmt ihren Lauf. Während K1 ein wunderbares Album hat, die ersten Schritte, ersten Worte, erster verlorener Zahn datiert und fotografisch festgehalten, sind bereits bei K2 diverse Lücken vorhanden.

Ich befürchte, bei K3 muss ich einiges aufarbeiten und die Meilensteine werden so plus minus im nachbearbeiteten Fotoalbum eingetragen. Ich gebe mir Mühe, für K3 bald mit dem ersten Album zu starten. So in fünf Jahren ist realistisch. Und dann heisst es: Jahr 2022, du wurdest geboren, hast deinen Kopf frei gehalten, hast das erste Mal gelacht und mit uns Weihnachten gefeiert. Immerhin Geburtstag und Weihnachten sind datiert.

9.) Vergleichen

Ich muss zugeben, bei K1 habe ich verglichen. Was können Kinder im gleichen Alter, was kann mein Kind schon besser, was schlechter. K3 vergleiche ich nicht mal mit den Geschwistern. Denn ich musste lernen: Gleiche Gene heisst nicht gleiche Entwicklung. Während K1 ein Latebloomer war, plapperte K2 einfach drauflos. Bei K3 würde ich es begrüssen, es würde das Sprechen nicht allzu früh entdecken. Die 78’999’540 «Maaaaaamiiiiis» füllen den Tag bereits ziemlich aus. Vom Gezanke und Diskutieren reden wir gar nicht erst. Mir egal, wie gross, schwer, weit oder eben nicht mein Kind ist. Es ist, wie es ist. Da hilft auch Vergleichen nicht.

10.) Geniessen

Gekuschelt wird hier viel. Und mit K3 viel bewusster. Denn so viele haben bei K1 gesagt: Geniess es, es geht so schnell. Doch ich konnte es kaum erwarten, bis das hilflose Wesen endlich spricht oder läuft. Beides Sachen, die ich mir im Moment bei K3 nicht heranwünsche, weil ich mir des Ausmasses nun bewusst bin. K1 quatscht mich täglich voll, ich kann den Redeschwallen kaum folgen. K2 läuft nicht, sondern rennt eigentlich ständig. Meine unzähligen Ermahnungen, es solle doch LANGSAM machen, kann ich mir gleich sparen.

Einziger Wermutstropfen: Die Nächte sind bescheiden. Wie bereits bei den Grossen damals. Aber äbe, wie bereits gesagt, die Zeit rast, alles geht viel zu schnell… Speziell die Babyzeit ist so unmöglich kurz. Darum sage ich es heute selber: GENIESST ES!

Beitragsbild: Nathan Dumlao

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