Drittes Kind? Ja oder nein?

Da sassen wir nun. Endlich mal wieder Zeit zu zweit. Und wie so oft, wenn wir Zeit für uns haben, kommen wir immer wieder auf ein Thema zu sprechen. Unsere Kinder, Kinder überhaupt, Kinder, Kinder, Kinder.

Und das wichtigste Thema: Drittes Kind – Ja oder Nein?

In unserem Umfeld gibt es, zu meinem Erstaunen, unzählige News von dritten oder sogar vierten Kindern. Und da sind noch die Unwissenden, die dieses Jahr ihr erstes Kind erwarten. Voller Vorfreude und mit einer Prise Naivität.

Und dann bin da ich. Auf dem Boden der Realität.

Ich, die gerade wieder zu ihrem Körper findet, die immer noch unter Schlafmangel leidet und die jeden Tag aufs Neue auf die Geduldsprobe gestellt wird. Ich, die Einkaufen mit zwei lebhaften Kindern als Hürdenlauf über 1000 Meter erlebt. Ich, die den Haushalt ohne Hilfe nie mehr in den Griff kriegen würde. Ich, die täglich Kleiderberge bewältigen muss. Ich, die immer und immer wieder Wrestlingkämpfe beim Zähneputzen austrägt. Ich, die jeden Abend um 20.00 Uhr völlig erledigt auf der Couch liegt, um fünf Minuten später tief zu schlafen.

Ich bin noch nicht bereit.

Der Herr Gemahl ist beim Gedanken an ein drittes Kind Feuer und Flamme. Ich bin da eher der Löschschaum und das Wasser. Nicht, dass ich ein drittes Kind komplett ausschliesse, aber nach zwei Schwangerschaften in zwei Jahren, wobei die zweite meinen Körper im wahrsten Sinne auf die Zerreissprobe gestellt hat, muss ich erst mal wieder bei mir selbst ankommen.

Überhaupt möchte ich wieder Zeit für mich selbst finden. Denn irgendwie habe ich 24/7 immer irgendwas mit meinen Kindern zu tun. Sogar, wenn ich mal schlafe, träume ich von ihnen. Sie verfolgen mich – überall hin. Ich war seit vier Jahren höchst selten mal alleine auf dem Klo. Unbeobachtet Duschen ist ein Traum von mir. Sie sind omnipräsent. Sogar, wenn sie mal nicht in meiner Nähe sind – dann vermisse ich sie und stelle mir vor, was sie wohl gerade machen. Ich mache mir bei zwei Kids ja schon zu viele Gedanken, zu viele Sorgen und zu viele Vorstellungen. Wo soll das mit drei, vier, fünf enden?

Natürlich sind meine Kinder beide noch klein und hochgradig abhängig von elterlicher Fürsorge. Klar werden sie auch älter, selbstständiger, schlauer, unabhängiger. Beide werden sich sprachlich immer besser mitteilen können (ob das ein Pluspunkt ist, weiss ich noch nicht). Vielleicht werden beide plötzlich durchschlafen (die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt). Wer weiss, vielleicht hört K2 irgendwann sogar zu, wenn ich «Nein», «Halt», «Stopp» oder seinen Namen rufe. Im besten Fall versteht er es dann auch und führt meine Befehle aus.

Wenn ich Glück habe, wird er selbst mit dem ewigen «NEIN» aufhören. Vielleicht muss ich bald keine Windeln mehr wechseln, weil er sich doch noch dazu entscheidet, die Windeln abzulegen.

Aber im Hier und Jetzt. Danke – aber: NEIN Danke. Ich mag nicht daran denken.

Wieder den Stillwahnsinn mitmachen? Die ersten Monate wieder einfinden, neu organisieren, umstrukturieren? Die üblen Hormon- und Stimmungsschwankungen? Der damit verbundene Haarausfall? Geheimratsecken stehen mir nun mal nicht!

Mir ist bewusst, all das ist über das Grosse und Ganze gesehen eine sehr kurze Zeit, aber es ist meine Zeit. Und was, wenn ich doch noch DEN Job finde, der mich erfüllt und ich endlich ein, zwei Tage von Zuhause weg kann? Nein. Nein. Nein. Ich will kein drittes Kind.

Die zuckersüssen, kleinen, «jöööööööh»-Babysachen meiner Kinder haben wir erstmal verliehen. Nicht verschenkt oder verkauft – verliehen.

Diese schnuckligen Babykleider, der Kinderwagen, das Laufgitter, Maxicosi, Gitterbettchen und was halt so rumsteht in einem Haushalt mit Baby… alles, was einen verlocken könnte, doch noch eins zu machen. Aus den Augen – aus dem Sinn. Aber nicht ganz weg. So wollte es mein Mann. Ich hätte die Ware nach China verkauft – auf Nimmerwiedersehen.

Und dann… noch während ich mit meinem Mann im Restaurant sitze und die Zweisamkeit geniesse, erhalte ich eine SMS. «Hallo, ich bin Gian, ich habe heute um 03.56 Uhr das Licht der Welt erblickt.» Dazu ein zuckersüsses Foto eines noch etwas zerknautschten Neugeborenen. Und noch bevor mein Hirn auf Vernunft schalten kann, schreit mein Uterus: Jaaa noch eins, noch eins!

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3 Kommentare zu “Drittes Kind? Ja oder nein?

  1. Ich frage mich immer wieder, wie ein drittes Kind für meine beiden Mäuse wäre. Liebe bekämten sie sicher mehr als genug, aber was ist mit Zeit und Nerven? Ich könnte weniger auf ihre individuellen Bedürfnisse eingehen, weniger Aufmerksamkeit geben und 1 zu 1 spielen und kuscheln. Seilpark mit einem Neugeborenen – schwierig… Mein Umfeld erwartet fast, dass ich noch ein drittes Kind bekomme, weil ich in der Mama Rolle voll und ganz aufgehe (bin 100% @home). Zumal drei Kinder irgendwie der neue Standard ist… Ich bin wirklich soooo so gerne Mama, aber könnte ich dann noch die Mama sein, die ich gerne wäre? Und bedeutet gerne Mama zu sein, auch viele Kinder zu haben?

    1. Liebe Mela
      Verstehe deine Überlegungen total. Und sie sind sicher berechtigt. Je mehr Kinder, umso länger und intensiver ist man als Eltern gefordert. Einerseits ist es für mich befreiend zu wissen, ich kann schlicht nicht allen gerecht werden. Andererseits ist anzunehmen, dass ich mit weniger hohem Pensum womöglich entspannter wäre (vier Kinder). Ich würde eure Entscheidung für oder gegen ein drittes Kind definitiv nicht von den Erwartungen des Umfelds abhängig machen, sondern davon, wie ihr euer Familienleben gestalten wollt. Mit zwei Kindern kannst du sicher schon gut abschätzen, was ein drittes Baby bedeutet (wobei Babys ja immer bereit für Überraschungen sind…). Und auch, was eine erneute Schwangerschaft bedeuten würde. Wenn ihr das wollt und euch das erfüllt und bereichert: Unbedingt machen 🙂 Wenn ihr mega happy mit Status quo seid und das ‘Reissen’ nach K3 kaum vorhanden ist: Geniessen, was ist! – Ach, und noch was: Gerne Mamasein ist definitiv nicht von der Anzahl Kinder abhängig!! Vielmehr, ob man sich und das Familiensystem gut genug kennt und einschätzen kann, was man noch erleben mag und wo die eigenen Grenzen erreicht würden.

    2. Liebe Mela
      Mich beschäftigt die Frage nach mehr Kindern auch. Ich habe eines.
      Viele deiner Gedanken kann ich gut nachvollziehen. Ich finde es schön, dass du so gerne Mami bist – das solltest du nicht auf’s Spiel setzen!

      Du hegst viele Zweifel – das könnte ein Zeichen sein. Lass’ dich von den Erwartungen deines Umfeldes nicht beeinflussen. Du bist ein Individuum mit individuellem Lebenslauf und Lebensgestaltung! Egal, wie viele Kinder. Ich werde wohl bei einem bleiben… Je nach Sichtweise, ist 1 Standard ; )

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