Backen – auf Biegen und Brechen

Backen mit Kindern in der Adventszeit muss einfach sein. Meinen WIR. Nicht die Kinder. Unser Nachwuchs soll eine glückliche Kindheit und unvergessliche Erinnerungen an Weihnachten haben. Unbedingt.

Ich habe alles daran gesetzt, diese Erinnerungen in Sachen Weihnachtsgebäck auf ewig in ihr Gedächtnis einzubrennen.

Hier das Ergebnis meiner 25-jährigen Erfahrung. Vier Varianten, wie man es machen könnte – oder womöglich besser nicht.

Variante A – für Mütter mit hohen, landesüblichen Ansprüchen.

MINDESTENS vierzehn Sorten, perfekt dekoriert.

Zimtsterne
Anischräbeli nature oder mit holländischem Streusel dekoriert (siehe*)
Mailänderli, verziert
Brunsli
Lebkuchen, mit Zuckerguss und Zuckerblümchen
Sablés
Ingwersterne, schön glasiert
Vanillekipferl mit Puderzucker
Spitzbuben mit Quitten- und Johannisbeergelee
Pfaffenhüetli
Schwabenbrötli
Nussstengeli
Florentiner
Kokosmakrönchen

Vorgehen

Kinder mit Basteleien, Musik, TV ablenken, damit man in Ruhe arbeiten kann. Geht das nicht, sie der Oma, Tante, Patin, Freundin, oder dem Ehemann und dem Opa zum Beaufsichtigen abtreten. Geht das auch nicht, backen, während sie im Bett, Hort, Kindergarten, Musikunterricht, oder in der Schule sind. Geht das auch nicht und sie wollen mithelfen, dann sind Baldriantropfen oder ein Schnaps empfehlenswert, damit man gelassen bleiben kann.

Resultat Variante A:

Grosses Lob von überall her für die fantastischen Guetzli.

Aber – verdreckte Küche, Teigreste überall, Stress- und Leistungsfaktor hoch, Perfektionsfaktor geht vor Spassfaktor, Geduldsfaden wird strapaziert, wenn die Lebkuchen anders dekoriert werden als Mama möchte, Erschöpfungsdepression und weinende Mutter unter dem Weihnachtsbaum. Erinnerungswert für die Kinder fragwürdig.

Weihnachtsgebäck Variante B – für Mütter mit Überlebenswillen.

Weniger ist mehr.

Vorgehen

Sich mit einer Freundin zusammen tun. Nur drei, vier Sorten wählen. Pro Sorte die doppelte Menge Teig herstellen, gemeinsam oder abwechselnd die Kinder beaufsichtigen, zusammen backen, und sich dann die Menge der fertigen Guetzli teilen.

Resultat Variante B

Lobhudeleien halten sich in Grenzen.

Auch verdreckte Küche, Teigreste überall, Stress- und Leistungsfaktor erträglich, Spass- und Gemeinschaftsfaktor hoch, Psyche unter dem Weihnachtsbaum ziemlich stabil.
Erinnerungswert für die Kinder so ziemlich okay.

Variante C – für besondere Lebenslagen.

Ein Bäcker muss her.

Vorgehen

Ein Profi-Patissier-Confiseur muss ins Haus. Ungefähr zu dem Zeitpunkt, als ich ausser Haus arbeiten gehen musste, bescherte mir das Schicksal so einen. Er hat in der Adventszeit bei uns ein paar Tage gewohnt und gebacken. Zusammen schrieben wir die Einkaufsliste und kauften ein. Ich bezahlte, er hat gebacken, während wir Eltern auf Arbeit und die Kinder in der Schule waren. Die Kinder liebten ihn und wir hatten die perfekten Guetzli. Es war schön. Danach musste ich nur noch die Küche putzen, die Bettwäsche waschen und die Guetzli sicher aufbewahren, damit sie nicht schon vor Weihnachten aufgegessen wurden.

Resultat Variante C

Grosser Neid von allen Seiten.

Auch Profis machen die Küche schmutzig. Ohne Putzen geht es nicht. Aber es gibt perfekte Guetzli, Gästebettwäsche und einen Esser mehr am Tisch. Der Stress- und Leistungsfaktor für die Hausfrau ist in Ordnung, die Psyche unter dem Weihnachtsbaum entspannt. Der Erinnerungswert für die Kinder ist einzigartig und unvergesslich.

Wer also extrem Wert darauf legt, an Weihnachten viele schöne und perfekte Guetzli UND noch intakte Nerven zu haben, miete sich in der Adventszeit einen Bäcker.

Liegt das nicht im Budget? Dann mach es wie ich, seit die Kinder erwachsen und aus dem Haus sind.

Variante D – für die Zeit nach den Kindern.

Cleverness ist gefragt.

Vorgehen

Weil alle Guetzli wollen, aber niemand mehr mit mir backen will und kann, gehe ich in den Supermarkt. Dort kaufe ich die Guetzli fixfertig ein. Fixfertig. Und hoffe, dass mich keiner sieht. Ich schäme mich doch ein bisschen, dass ich es nicht mehr schaffe, so ganz ohne Tricks.

Daheim glasiere und dekoriere ich sie à la Mamarianne, mit holländischem Streusel.

Resultat Variante D

Kommentare und Lob: «Boah, wie schaffst du das neben dem Job, noch so schön dekorierte Guetzli zu backen?»

Liebe Freundinnen, ihr wisst jetzt wie. Aber verratet bitte nichts.

Frauen und Mütter müssen zusammenhalten.
Auch wenn es nur um die Geheimnisse des Backens geht.

 

Hinweis:

*Streusel – die Holländer hatten schon immer eine Vorliebe für bunten und süssen Streusel, den sie zum Frühstück auf ihre mit Butter bestrichenen Brote streichen. Mittlerweile gibt es das auch in der Schweiz zu kaufen. Die diversen Streusel eignen sich super, um Weihnachtsgebäck schön zu verzieren. Einfach Gebäck mit Zuckerglasur bestreichen und drüber streuen.

Hagelslag (sprich Hachelslach)- Schokoladenstreusel, kann auf Weihnachtsgebäck gestreut werden
Vruchtenhagel – (sprich Vrüchtenhachel) bunter holländischer Zuckerstreusel, z. Bsp. auf Sablés oder Mailänderli gestreut, sieht super aus.
Anijshagel – (sprich Anäishachel) weisser Streusel mit Änisgeschmack, für Änischräbeli.

Muisjes – (sprich Möischjes) Anissamen, in rosa oder hellblauen und weissen Zuckerguss getaucht, sehen dann aus wie kleine Mäuschen, werden in Holland nach der Geburt eines Babys auf Zwieback gegessen – rosa Muisjes wenn es ein Mädchen gibt, blau, wenn es ein Junge ist. Muisjes passen super auf Änischräbeli.

Kaufen kann man die Wunderdeko zB bei dutchstore.ch

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