Kinderfreundschaften – was ist meine Rolle als Mutter?

In Zusammenarbeit mit Ravensburger

Kinderfreundschaften sind für Eltern nicht immer nur entspannt. Ergeben sie sich nicht natürlich, beginnt man sich zu sorgen. Hat man neurodiverse Kinder, sind die Umstände erschwert und man muss öfter moderieren. Es gibt Freundschaften, die den Kindern nicht unbedingt gut tun und die man am liebsten verbieten möchte. Bloss: Macht das Sinn? 

Wir, Nadine Chaignat und Kinderpsychotherapeutin Mirjam Jost vom Muttern-Podcast, beantworten eure Fragen rund um Kinderfreundschaften und hoffen, euch damit etwas Orientierung zu geben. Die dazu gehörige Podcastfolge findet ihr hier.

Ist es normal, dass Mädchen keine BESTE Freundin hat?
Ja! Es ist auch total okay, wenn man als Erwachsene keine BFF hat. Freundschaften sind so vielseitig und vielfältig wie die Menschen selbst. Mit den einen teilt man Hobby und Interessen, mit anderen kann man gut reden, mit anderen lacht man gerne und unterhält sich über leichte Themen. Dass ein Mensch einem alles sein kann, ist ein fragwürdiges Konzept, das man gerne überdenken darf.

Die Freundschaft tut meinem Kind nicht gut. Was soll ich tun?
‚Nicht gut tun‘ ist ein weiter Begriff. Mag ich den Einfluss des anderen Kindes nicht, weil es beispielsweise mein Kind zu Blödsinn anstiftet, weil es die Sprache negativ beeinflusst? Und bin einfach ich als Mutter gestresst oder ist mein Kind gestresst?
Manchmal hilft einem als Eltern, dass man die Zeit, die das Kind mit dem anderen verbringt, etwas einschränkt und neue Möglichkeiten schafft für andere Kinder und andere Einflüsse. Bei älteren Kindern unbedingt rückfragen, wie sich das Kind in der Freundschaft fühlt. Ob das, was einen besorgt, auch etwas ist, was das Kind fühlt (ist nämlich noch öfter so, kann aber auch überhaupt nicht der Fall sein). Besprechen, wie das Kind die Freundschaft gestalten könnte, damit es zu weniger schwierigen Situationen kommt. Indem es beispielsweise mit diesem Freund nur noch in bestimmtem Kontext abmacht. Den Freund nur in der Gruppe sieht. Nur zu sich nach Hause einlädt.

Wie damit umgehen, wenn andere Familien total andere Regeln haben als wir?
Entweder aushalten und zulassen. Schwierige Empfindungen benennen oder gewisse Situationen mit den Kindern besprechen. Sich abgrenzen und klare Ansagen machen, was man gerne möchte oder was nicht, zum Beispiel, wenn Kinder ständig klingeln oder Gartengeräte nutzen. Ansonsten mit den andere Eltern Rücksprache nehmen und gemeinsame Absprachen treffen, die den Kindern kommunizeren. Gerade bei Bildschirmzeiten oder der Game-Wahl kann das total sinnvoll sein. Eltern kennen ihre Kinder am besten und können abschätzen, was ihren Kindern gut tut und was nicht. Entsprechend ist es total berechtigt, wenn man andere Eltern bittet, Rücksicht zu nehmen. Oder Rücksicht nimmt, wenn man darum gebeten wird. Falls das nicht möglich ist: Kinder nur in klar definierten Settings spielen lassen, zum Beispiel nur draussen oder nur bei uns zuhause.

Bei einer Dreierfreundschaft sind immer zwei gegen eine, mein Kind wird einfach ignoriert? Was tun?

Mit dem Kind die eigenen Beobachtungen teilen und nachfragen, wie es selber diese Situation erlebt. Mit dem Kind besprechen, wie es sich in dieser Situation verhalten soll und was es für Möglichkeiten hat (siehe Haltung dazu bei der folgenden Frage).

Wann soll man sich in Kinderfreundschaften einmischen?
So wenig wie möglich, so viel wie notwendig. Die Frage ist, wann und wie. Gerade kleinere Kinder brauchen Anleitung und Begleiten im Gestalten ihrer sozialen Kontakte. Ihre sozialen, emotionalen und kognitiven Fertigkeiten sind noch nicht ausgereift. Wenn eine Situation, eine Interaktion oder gar eine Freundschaft herausfordernd sind, können Eltern beistehen. Indem sie erklären, was gerade passiert, indem sie gemeinsam mit den Kindern Lösungen suchen. Generell gilt, wenn Kinder miteinander spielen, dass Eltern aufmerksam sind, zugewandt und präsent. Damit sie die Not in dem Moment erkennen, in dem sie entsteht. Und dann durch ihr verlässliches Präsentsein schützend eingreifen könen.
Bei älteren Kindern sieht das Einmischen vielleicht eher so aus, dass Eltern bei einem unguten Gefühl nachfragen, wie es dem Kind mit der Freundschaft oder in der Freundschaft geht. Da kann es wichtig sein, dass man mit den Kindern Lösungsmöglichkeiten für herausfordernde Freundschaftssituationen zu erarbeiten. Das Kind beim Umsetzen durchzutragen, indem man präsent ist, wenn es dann nach Hause kommt. Bei schwierigeren Themen kann es sinnvoll sein, sich mit den Eltern des anderen Kindes kurzzuschliessen und gemeinsam zu besprechen, was gute Lösungen sein könnten.

Was wenn Kinder nicht gerne abmachen? Fördern oder akzeptieren?
Akzeptieren. Solage das Kind keinen Leidensdruck hat und gerne Zeit alleine verbringt, darf das total sein.

Was, wenn Kind keine Freundschaften in der Klasse pflegt?
Der Klassenverbund ist ein bunt zusammengewürfelter Haufen Gleichaltriger. Für Freundschaft braucht es mehr als nur gemeinsame Zeit im selben Kontext. Wunderbar, wenn es matcht. Aber auch total okay, wenn man Freunde nur ausserhalb der Klasse hat.

Kind (5) versteht sich gut mit anderen, hat aber keine Playdates. Sollte ich die abmachen?
Kannst du, musst du aber nicht. Warum würdest du das fördern wollen? Vermisst das Kind etwas? Hast du Angst, dass es etwas verpasst? Ist es, weil ‚andere das so machen‘? Ich würde mich vor allem am Kind orientieren: Will es abmachen? Anscheinend (noch) nicht. Dann getrost noch zuwarten.

Kind möchte nun immer abmachen, ist aber danach zu überreizt (ASS).
Als Eltern sieht man noch bisschen weiter als die Kinder selbst, die bei Begeisterung ihre Ressourcen schnell mal überschätzen. Entsprechend dürfen wir aktiv die Tage gestalten und mit dem Kind vielleicht sogar eine Wochenübersicht machen. Eventuell vielleicht sogar Puffertage einplanen, in denen man Abmachen je nach Energielevel spontan ermöglichen kann oder halt nicht. Dieses bewusste Gestalten ist gerade bei neurodiversen Kindern wichtig, damit die Balance aller einigermassen stabil bleibt. Besonders die Energieressourcen der Eltern, weil jedes überreizte Kind zusätzlich Begleitung braucht. Man kann herausfinden: Welche Kinder tun meinem Kind besonders gut und diese Playdates fördern. Man kann herausfinden: Wie viel Zeit mit anderen Kindern tut meinem Kind gut und die Playdates entsprechend beschränken. Man kann herausfinden: Welche Settings sind für mein Kind besser geeignet und weniger reizflutend? Entsprechend so abmachen und vielleicht anderen Eltern sogar aktiv kommunizieren, warum man das tut. Aber: Ist schwierig. Und: Kann mit zunehmendem Alter einfacher werden. Weil das Kind durch dieses Vorgehen auch selber lernen kann, die eigene Befindlichkeit und Energielage zu erkennen und zu beurteilen.

Kind hat null Freunde. Habe versucht zu helfen, ohne Erfolg.
Leidet das Kind darunter? Falls ja, würde ich versuchen, über Klasse, Quartier und Dorf hinaus zu denken. Gibt es andere Orte, an denen mein Kind Freunde finden könnte? Vielleicht Vereine, in denen Menschen sind, die seine Interessen teilen. Gibt es temporäre Angebote oder Kurse für Kinder wie Theater, Musical, Chor, Roboterworkshops, etc., in denen mein Kind neue Menschen kennenlernen kann.

Kind wird ausgenutzt, was tun? Toxische Beziehungen, zulassen oder eingreifen?
Wenn ein Kind von sich aus solche Beziehungen pflegt, wäre spannend zu wissen: Was gewinnt mein Kind denn durch diese Freundschaft? Was macht, dass es Dinge aushält oder mitmacht, die ihm nicht gut tun oder nicht entsprechen. Bei kleineren Kindern hat man die Gelegenheit, solche Freundschaften zeitlich vielleicht etwas einzugrenzen. Trotzdem muss man öfter aushalten, dass Kinder in solchen Beziehungen sind. Ich würde versuchen, den Selbstwert des Kindes zu stärken, mich darüber zu unterhalten, was gute Freundschaft ausmacht.

Besuchskind ignoriert unsere Familienregeln.
Vor dem nächsten Besuch klare Ansagen machen, mit dem Besuchskind noch vor dem Spielen abmachen, welche Regeln hier gelten und was passiert, wenn es die ignoriert. Und falls das Kind sie ignoriert, sich dafür haben, den Eltern anzurufen und sie zu bitten, das Kind abzuholen.

Begleiten vom gefühlsstarkem/neurodiversen Kind. Es ist oft zu laut, zu impulsiv, zu bestimmend. Wie soll ich moderieren?
Neurodiverse Ausprägungen können Beziehungsgestaltung stark erschweren. Impulsivität, starkes Bedürfnis nach Kontrolle, das sich beispielsweise im rigiden ‚Gewinnenwollen‘ äussert, kein Gespür für das andere Kind, weil zu sehr bei sich. Zu viele Eindrücke und daher plötzlich grob werden oder überborden. Nicht verstehen, was überhaupt passiert und sich darum nicht sozial passend verhalten. Kinderfreundschaften sind darum für Eltern neurodiverser Kinder nicht unbedingt ein Selbstläufer. Mein Rat: Laufen lassen, solange es für beide Kinder passt. Moderieren, sobald man ein schlechtes Gefühl hat – dieses Gefühl täuscht selten, weil man als Eltern neurodiverser Kinder sehr feine Antennen hat. Generell vorausschauend Spielsituationen gestalten. Orte wählen, in denen das Kind wohl ist, die seinem Spielverhalten entgegen kommen. Mit Freunden abmachen, wo die Energie stimmt. Deren Eltern unkompliziert sind und vom eigenen Kind kein perfektes Verhalten erwarten. Eltern aufklären über Besonderheiten. Bei schwierigen Situationen sich die Freiheit nehmen, mit dem Kind kurz raus zu gehen und herunterzufahren.

Was, wenn dein Kind etwas Dummes gemacht hat?
Entgegennehmen, was an einen herangetragen wird und versuchen zu verstehen, was passiert ist. Dabei wenn möglich nicht in eine Verteidigungshaltung gehen oder das Kind verurteilen. Mit dem Kind die besagte Situation besprechen ohne es mit Anschuldigungen zu überhäufen. Einfach herausfinden, wie es die Situation erlebt hat und was gemäss seiner Wahrnehmung passiert ist. So hältst du den Raum offen. Das Kind erlebt, dass du auf seiner Seite bist. Ansonsten behält es vielleicht Probleme künftig lieber für sich. Gleichzeitig erfordert das Geschehene auch eine klare Haltung. Man kann gemeinsam herausfinden, warum das Kind sich so verhalten hat. Vielleicht wollte es zur Gruppe gehören, vielleicht dachte es nicht weiter als bis ‚ist doch lustig’… so oder so darf man benennen, dass das Verhalten nicht in Ordnung ist und gemeinsam überlegen, wie man damit umgehen soll. Braucht es eine Entschuldigung? Auf welche Handlungsalternativen könnte das Kind in Zukunft zurückgreifen?

 

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