Mittagessenkochen für zehn Personen

Acht Personen. So viele Menschen sitzen bei mir durchschnittlich am Tisch. Mein Job? Ehefrau eines Bauern. Meine Unterstützung in der Küche? Zwei Kleinkinder im Alter von eins und 2,5 Jahren. Trotzdem schaffe ich es, jeden Mittag was Essbares auf die Teller zu zaubern.

Wie? Das weiss ich selbst nicht so genau.

Gemüse schnipple ich bereits nach dem Frühstück. Natürlich will K1 mir dabei helfen. Während sie auf ihrem Learning-Tower stehend mit ihrem Kindermesser Gurken schneidet, startet Junior unten rum mit dem fröhlichen Schränke-Ausräum-Spielchen. Nach geduldigen zehn Minuten und jeder Menge Gemüse vorne weg genascht, hat Madame genug vom Helfen.
Sie verzieht sich ins Wohn- aka Spielzimmer. Jedoch nur um ihre Bäbis, Puppenwagen und Co. in die Küche zu befördern. Toll! Während ich schon über die Massen von Tupperware steigen muss, weiche ich nun auch diversem Puppenkram aus.

In MEINER Küche, in der ich speditiv arbeiten wollte.

Inzwischen hat K2 die Windeln voll. Ich bin gut in der Zeit. Reicht sogar, den Kleinen kurz abzuduschen. Wieder sauber wird es Zeit für das Znüni. Also bereite ich auch das vor. Die kurze Pause ohne Hilfe nutze ich fürs Mise-en-Place, Vorbereitung ist alles.

Inzwischen sind die Herrschaften fertig mit ihrer Zwischenmahlzeit. Junior bringt mir den halben Schuhschrank in die Küche. Immer wieder hält er mir grinsend einzelne Schuhe hin und lässt sie vor mir liegen. Je länger je mehr muss ich durch meine Küche waten. Schuhe hier, Spielsachen da. Jetzt bloss nicht hektisch werden und irgendwo drüber stolpern.

Die heisse Phase startet. Im wahrsten Sinne des Wortes. Das Wasser für die Nudeln kocht. Das Öl für das Fleisch fängt an zu brutzeln. Just in dem Moment als ich die Nudeln ins Wasser werfe und das Fleisch in die Pfanne haue, ertönt das Stimmchen meiner Tochter: «Mami… Gagi macht. Und ich bin müde – ich will schlafen gehen!»

Jetzt? Ehrlich?! Plätzli a la minute werden wohl a la Minuten!

Ich packe das Kind, renne ins Bad, wechsle schnellstmöglich die Windel, stelle das verwirrte Kind ab und renne zurück in die Küche. Da sprudelt das Wasser schon über. Junior steht quengelnd in der Küche. Natürlich ist auch er inzwischen müde. Immer wieder klammert er sich an meinem Bein fest. Drückt sich zwischen mich und die Küchenzeile. Wimmert leise. Die Grosse steht da mit ihrem Lieblingsplüschtier und ihrem Schoppen. Bereit von mir ins Zimmer gebracht zu werden, um ihr Schläfchen zu halten.
Ich wende noch kurz das Fleisch, packe die Grosse und bringe sie ins Bett. Der Kleine schreit mittlerweile lauthals. Als ich zurück komme, steht er weinend da mit der Traghilfe in der Hand. Ein eindeutiges Zeichen.

Während ich – K2 festgeschnallt – fertig koche, höre ich sein leises Schnarchen und spüre seinen regelmässigen Atem auf meinem Rücken. Phu – endlich Ruhe.

Ich decke den Tisch und denke mir: «Langsam wirds eng!» Zum Glück verschlafen beide meistens das Essen noch. Aber wenn das mal nicht mehr so ist, brauche ich definitiv einen grösseren Tisch.

Die hungrigen Arbeiter kehren ein. Innert Minuten sind die Teller leer geputzt und nach nicht mal zwanzig Minuten ist der Tisch wieder menschenleer.

Nur das benutzte Geschirr und die leeren Pfannen zeugen noch von meinen ganzen Bemühungen am Morgen.

Und natürlich die tausenden von Spielsachen. Aber die lass ich liegen. Richtig aufräumen kann ich, wenn die Zwei abends im Bett sind. Immerhin schlafen die Kids noch und ich geniesse es schon fast, in Ruhe abzuwaschen. Danach geniesse ich den kurzen Moment für mich. Der ist meist wirklich sehr kurz. Denn kaum habe ich meine Beine hoch gelegt, ruft bestimmt einer der Beiden schon. Hungrig und bereit die Reste zu verputzen.

Diesen Beitrag haben wir für das Magazin «Kids am Tisch» verfasst. Falls ihr’s noch nicht kennt: Unbedingt reinschauen!

Bild: Leti Kugler Unsplash

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