Von Schimpf und Schande

In Zusammenarbeit mit tiptoi

Achtung, dieser Text kann vulgäre Ausdrücke beinhalten, ist aber durchaus auch für Kinder geeignet, denn die Ausdrücke stammen nicht von der Autorin, sondern (fast) ausschliesslich von ihren Kindern.

Kinder lernen von den Besten, heisst es. Die Besten, das sind sowohl wir Eltern (hoffentlich), aber wie ich feststellen musste, gibt es noch viele andere Beste im kindlichen Umfeld. Ältere Geschwister, um einige zu nennen. Oder Verwandte. Freundinnen und Freunde. Youtube!

Lernen mit neuen Medien – tiptoi ermöglicht schon Kindern ab zwei Jahren das spielerische Entdecken und Erleben | Bilder: Vanessa Käser

Zusätzlich zum Gesetz des Lernens am Modell gilt das Gesetz, dass die Learnings von den Modellen sich vor allem in negativen Belangen als äusserst effizient und nachhaltig erweisen.

Selten zum Beispiel haben meine Kinder schneller gelernt als damals, als mir in der Tiefgarage die Einkaufstasche zu Boden fiel und mir ein mittellautes ‘F*ck’ rausrutschte, auf das ich bislang wohlweislich verzichtet hatte.

«Fak», tönte es unmittelbar aus dem Auto und die Akustik der Tiefgarage tat ihr Übriges, um alle Menschen darin wissen zu lassen, dass soeben ein kleines, unschuldiges Kind einen vulgären, verpönten und mit Sternen geschmückten Ausdruck wiedergegeben hatte.

Ich schämte mich in Grund und Boden. Ohne zu wissen, dass dieses unschuldige «Fak» bloss der Anfang einer längeren Leidensgeschichte meinerseits werden würde, was die kindliche Nutzung von Sprache, speziell von Schimpfwörtern, anbelangt.

Ich versuchte vieles. Statt «Sch***» sage ich «Mist», satt «F*ck» sage ich «Shizzle». Statt «Verdammt» sage ich «Gopf».
Nützt das was? Nein!
Denn die Besten, die sind viele.

Oder wie sonst kommt es, dass ein zweijähriges Kind mich allen Ernstes als ‘As’ bezeichnet?

Eigentlich möchte ich auch gar nicht ausschreiben, was dieses sprachfehler-mutierte Wort wirklich heisst. Das Kind kann weder R noch SCH aussprechen, ihr könnt’s euch denken… Ich korrigiere das Kind schon gar nicht, was die Aussprache angeht. Verbiete auch den anderen Besten, ihm die richtige Aussprache beizubringen. Denn im Gegensatz zu seinen älteren Geschwistern ist K4 nicht in der Lage, seinen Sprachgebrauch der Umgebung anzupassen und reagiert auch auf nette, zornige, nachdrückliche oder lehrmeisterliche Vorträge zu grenzwertigem Sprachgebrauch in erstaunlicher Unbeirrtheit mit ‘du As’.

Über meine etwaigen Korrekturmethoden könnt ihr jetzt sinnieren und diskutieren.

Fakt ist: Das Kind nutzt Worte, die ich in hohem Alter erstmals wagte auszusprechen.

Es sagt sie, ohne mit der Wimper zu zucken. Es sagt sie regelmässig. Es sagt sie überall. Und selten habe ich mich so geschämt wie beim Beerenpflücken, als sich zwei Kinder über die Stauden hinweg mit ‘Idiot’, ‘Tubel’ und ähnlichen Ausdrücken beschimpft hatten.

WTF? – Oder wie ich meine Kinder korrigiere: WTH? What the heck?

Ich habe keine Tipps. Keine wirksamen à la «So kriegt ihr böse Worte weg!». Ich weiss nur: Es wird besser. Wirklich. Diese unflätigen, unkontrolliert verteilten Schimpfwörter von U5ern… Spätestens ab Ü5 gibt’s dann sowas wie soziale Bewusstheit, was davon abhält, bei jeder Gelegenheit lautstark «Du Verdammter» zu sagen. Es wird besser. Aber nur begrenzt. Einmal gelernt, ist das Schimpfvokabular so unzerstörbar, wie es das französische Vocabulaire ab der dritten Klasse sein sollte – und nicht ist.
Zut!

Zut! Ist Französisch, wie tiptoi sicher weiss. Und bedeutet so viel wie: ‘Oh nein’ – in Nett. | Bilder: Vanessa Käser

Innerlich kämpfe ich mit oder gegen meine Vorstellung der perfekten Kinder. Dass sie diejenigen wären, die die Schimpfwörter aufschnappen und nicht die, die sie anderen lehren. Gerne möchte ich die Mutter sein, deren Kinder einander stets unterstützen, Komplimente verteilen und Dinge sagen wie «Nach dir» oder «Mach nur» oder «Kann ich sonst noch was für dich tun?»

Keine Angst, ich bin mir der Ironie dieser Vorstellung bewusst. Sehr sogar. Ich habe ein dreijähriges Kind, das mich unbeeindruckt als «As» bezeichnet. Mehrfach. Und wie bereits erwähnt, das Beerenfeld. Welches auch stellvertretend für «Einkaufszentrum» oder Ähnliches stehen kann.

Ich habe geweint. Mehrfach. Weil ich mich dermassen geschämt habe, dass meine Kinder so austeilen.

In der Öffentlichkeit! Aber auch im stillen Kämmerlein. Statt «Gute Nacht» rufen sich zwei der Kinder zuweilen «Tschüss du As», «Tschüss du Sälber-As» von Bett zu Bett.

Fühle mich als Versagerin. Fühle mich ohnmächtig. Schäme mich. Bin traurig.

Hier lernt das Kind ganz viel über das Leben. Aber ganz sicher keine bösen Wörter… | Bilder: Vanessa Käser

Manchmal aber zeige ich meinen Moralvorstellungen und meiner sozialen Bemühtheit den Mittelfinger, zische ihnen ein freundliches F*** you zu und lasse los. Sollen sie streiten, die Kinder – das ist wichtig. Sollen sie Emotionen ausdrücken – auch wichtig. Sollen sie sich ausprobieren – wichtig. Sollen sie selber die Grenzen anderer spüren – auch das: wichtig.
Das einzige, was ich nicht loslasse, ist mein Glaube daran, dass am Ende der Kindheit nicht nur Schimpfworte hängengeblieben sind, sondern ganz viel Gutes – von den Besten, mit denen ich und das Leben sie umgeben konnte.

Damit das kleine Kind nicht nur Schimpfwörter lernt

Manchmal sind es nicht nur die besten Menschen, die unseren Kindern Dinge beibringen können. Die Besten, das können auch Bücher sein oder gar Bücher, mit denen die Kinder interagieren können. Schon so oft hat tiptoi (Werbung), gerade neu auf dem Markt, als K1 in den Babyschuhen steckte, geholfen, Zeit zu überbrücken, die ich gerade nicht hatte. Tiptoi erzählt Geschichten, macht lustige, spannende Geräusche und, ohne es zu merken, entdecken die Kinder die Welt und lernen, indem sie spielen.

Der neue tiptoi-Stift lässt sich individuell gestalten und bekleben.

Neu gibt es tiptoi auch für Kinder ab zwei Jahren. Den Stift kann man selber gestalten und eine Ladestation ersetzt die Batterien. In Kürze könnt ihr auf unserem Instagram-Account drei Sets mit neuem tiptoi-Stift inklusive Ladestation von Ravensburger gewinnen. Hüpft schnell rüber!

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Ein Kommentar zu “Von Schimpf und Schande

  1. Liebe Nadine
    Vielen Dank für deine Offenheit. Diese Situationen und auch unsere elterlichen Gefühle damit sind ja schwierig. Wir schämen uns für unsere Kinder – und uns als Eltern. Wir sind enttäuscht und traurig. Gleichwohl erleben alle Eltern diese Situationen.
    Sie fordern immer diese Entscheidung: Soll ich eingreifen und was sagen. Denn das Verhalten ist nicht okay. Oder lass ich es laufen. Denn Streit und Reiberei gehört dazu… Wie du sagst: Hier gibt es keinen einfachen Ratschlag, der allen Situationen gerecht wird.
    Bleibt nur unser Vertrauen in die Kinder und unsere Beziehungen zu ihnen. Es wird schon gut kommen. Und immer wieder sehen wir es ja auch: Die Geschwister, die so oft streiten helfen, einander beim Guezele oder bei den Hausaufgaben.
    Herzliche Grüsse, Monika & Thomas

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