Zu viel Zeug, aber viel Leben

Überall liegen Dinge rum, die die Kinder liegen lassen. Zu viel Zeug, zu viel Chaos. Aber auch ganz viel Leben.

 

Kürzlich sah ich dieses schräg abgerissene Papier an der Türe kleben. Darauf der Name meines Kindes und ein Herz drumrum.

Das machte was mit mir. Dieses Zettelchen, das Abfall ist, aber gleichzeitig dokumentiert es unser Sein. Ist als solches unendlich wertvoll. Trotzdem das, was ich über kurz oder lang in den Abfalleimer schmeissen werde.

Seither sehe ich sie überall, die Abfälle, die unser Zusammensein ausmachen.

Ich sehe Leben in Schokopapierchen hinter dem Sofa. In Popcornkrümel unter den Füssen. In den Wasserflecken auf dem Teppich. Oder im angegessenen Apfel auf einem Regal.

Während ich mich und andere schimpfe, weil hier Chaos herrscht und Tumult. Weil doch alles geregelt und geordnet sein sollte. Weil überall was ist und nirgends nichts. Ist doch die Frage: WAS ist?

Und die Antwort darauf ist nicht einfach ‘Abfall’. Dieser Abfall bezeugt unser Leben. Das sich ausstreckt in alle möglichen Richtungen. Immer wieder ausbricht, umbricht, bricht. Immer wieder gross wird und gewaltig.

Ich wollte das. Ich will das. Leben. Ausuferndes, überfliessendes, füllendes, lautes und ungezähmtes. Auch wenn ich mich im Strudeln des Wachsens verloren fühle. Will ich Leben. Will ich das Uns. Das Wir. Alles davon.

Nehme beide Arme voll, auch wenn Fehler mit hinein rutschen. Unschönes, Unordentliches.

Meine Kinder haben sich Briefe an die Tür geklebt. Sie haben heimlich, mit Genuss und etwas Gewissen, Schokolade gegessen. Sie haben sich selbständig Popcorn gemacht für einen Filmabend. Sie haben Autowaschen gespielt und ihren Lieblingsporsche zum Glänzen gebracht. Sie haben einen ganzen Apfel in ihre kleine Hände genommen und eine einzelne Spur einmal rundherum geknabbert.

Sie haben gelebt. In all diesen Momenten. Sie waren hier. Wir waren hier. Sind wir nicht für immer. Aber solange wir sind, will ich das Leben lieben.

 

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