Weihnachten für dich

Erstmals publiziert am 16. Dezember 2021

Ein paar Gedanken zu Weihnachten.

Bilder: Vanessa Käser

Über Weihnachten steht der Wunsch von Versöhnung.
Der Wunsch, die Welt möge doch wenigstens ein paar Tage im Jahr bitte schön so sein, dass wir uns darin wohl fühlen.

Heimelig, freudig, friedvoll.

Der Duft von Zimt und Gebackenem in der Luft. Zuhause.
Gelächter, Umarmungen, Zusammensein.
Einander Gutes tun. Mit Worten. Mit Geschenken.

Die Lieder. Auch wenn sie mehrstimmig falsch gesungen werden.
Der Friede, wenn alle mit Singen und nicht mit Streiten beschäftigt sind.

Wenn sich die Lichter des Weihnachtsbaums in den dunklen Fensterscheiben spiegeln. Der Glanz der Weihnachtskugeln und der Kinderaugen.
Die Erwartung und Vorfreude.
Das Gefühl des Angekommenseins.

Die Sehnsucht nach diesem einen Moment, in dem sich alle unterschiedlichen Töne zu einem Klang vereinen, der in seiner Stimmigkeit, in seiner Fülle, in seiner Resonanz uns eint, nicht nur mit uns selber und miteinander sondern darüber hinaus.

Das, so glaube ich, wär Weihnachten.

Und wir teilen uns diesen einen Wunsch.

Hängen angetrieben davon Lichterketten auf. Füllen Blechdosen mit Weihnachtskeksen im dreistelligen Bereich. Planen Menüs und Tischdeko. Drucken Liederblätter für alle und stimmen die Gitarre dieses eine Mal im Jahr.
Oder verstecken uns hinter gefüllten Weingläsern, verkriechen uns in Einsamkeit. Im Wissen, dass die herbeigesehnten Momente auch in diesem Jahr nicht sein werden. Und wenn, nicht bis zum Ende der Feier halten. In der Hoffnung, die Enttäuschung möge nicht zu gross ausfallen, weil da dieser Schmerz ist, dem man sich ja nicht in selbstmörderischer Manier ausliefern möchte.

Wir alle teilen diesen einen Wunsch.

Dass wir es doch schaffen würden, dieses Gefühl länger als ein paar Sekunden oder Minuten zu fassen.
Dass wir es doch schaffen würden, es auch in unserem Alltag zu spüren.

Dass wir es schaffen würden, darin zu baden und uns den Weltschmerz von der Seele zu spülen.

Letztendlich bleibt Weihnachten ein Bemühen.
Und das Wort alleine sagt eigentlich schon alles.

Wir bemühen uns alle darum, dass dieses Besondere bei uns Einzug hält.
Und das alles kostet uns so viel Kraft.

Obwohl wir uns insgeheim wünschten, dass Weihnachten einfach passiert.
Dass die Stimmung, die wir uns herbeisehnen, spürbar ist.
Dass wir glücklich sind. Alleine und als Familie.

Dass, wenn die Welt um uns herum in dunklem Chaos zu versinken scheint, Weihnachten die Decke ist, in die wir uns kuscheln können; sich das Flackern des Cheminée-Feuers und der Kerzen an den Fenstern zur Dunkelheit spiegelt.

Und von irgendwo möge sich der Klang von Engelsstimmen in diese Nacht mischen, die sich erheben und singen. Vom Frieden auf Erden und von der Liebe, die ist und eint.

Dabei ist Weihnachten schlicht.

Ein Stall.
Eine unbedarfte Familie im Administrations- und Wochenbettstress befindlich.
Ungehobelte Hirten.

Ein kurzer Moment mitten im Alltag.
Eine Ahnung vielleicht bloss.
Eine Nacht eben. In der sich der Himmel auftat.
In der all das Grosse so klein wurde, dass es in eine Krippe passte.

Und vielleicht reicht das auch.

Dass wir das Kleine sehen und dabei das Grosse fühlen.

Vielleicht reicht es auch, dass wir den Stall, das Schmutzige, die Dunkelheit um uns haben – und darin bloss dieses Versprechen gebettet liegt:
Dass sich der Himmel immer wieder auftut. Dass Friede möglich ist. Und uns die Liebe nicht ausgehen wird.

Vielleicht reicht es auch, dass wir einfach sind.
Eine unbedarfte Familie.
Das Haus schmutzig.
Mitten im Stress.

Dass wir uns hinsetzen und warten.

Darauf, dass das Gute zu uns kommt an diesem Abend.

Dass Friede fühlbar wird.
Und uns die Liebe nicht ausgehen wird.

Nicht nur an Weihnachten.
Aber ganz besonders dann.

Bilder: Vanessa Käser
Teilen mit

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert