Was ich Müttern sagen möchte…

Alles Gute hat ein Ende. So auch meine Zeit bei Mamas Unplugged.

Erfüllt mit Dankbarkeit, dass ich in der Vergangenheit auf dem Blog und im Podcast ein Ventil gefunden habe für meine Gedanken, meine Freuden und meine Herausforderungen im Alltag. Dafür, dass sich daraus so gute Gespräche im realen Alltag mit realen Menschen aus meinem Umfeld ergeben haben.

Das war stets mein Antrieb: Die Hosen runter lassen, damit andere sich frei fühlen, zu benennen, wie es eben wirklich ist. Wodurch im «echten Leben» echte Begegnungen entstehen, die tiefer gehen.

Meine Kinder sind grösser. «Aus dem Gröbsten raus», wie man so schön sagt. Und gleichzeitig immer noch im Gröbsten drin.

Alle im Schulzirkus irgendwo am Rumjonglieren, zwischen der zweiten Klasse und der ersten Kanti. Und: Sie sind in einem Alter, in dem sie ziemlich gut, ungeschönt und (teils) reflektiert feedbacken können, was wir Eltern alles verhängt haben und was wir gut machen.

Dabei realisiere ich: Ja, es gibt Dinge, die würde ich heute tatsächlich anders angehen. Mit ‘anders’ meine ich hauptsächlich entspannter. Und dann gibt es Dinge, bei denen ich mir mit bizzeli Stolz auf die Schulter klopfe und ein innerliches High Five gebe. Denn ich finde, unsere Kids rocken. Sie gehen ihren Weg, wissen, was sie können und wollen und sind zu richtig tollen und schlagfertigen Gegenübern geworden.

Meine Mama-Karriere ist nicht zu Ende. Sie dauert höchstwahrscheinlich bis zu meinem letzten Atemzug. Da läuft man nicht irgendwann das letzte Mal zur Tür raus und sagt: «So, job done, jetzt kümmert mich nichts mehr.» Nein, Mama bleibt man. Auch wenn sich die Aufgabe immer wieder verändert und es verschiedene Wegstrecken gibt. Ich bin in der Teenie-Phase angelangt und die Fragen werden grösser. Gewichtiger.

Gleichzeitig liegt eine grosse, wegweisende Etappe hinter mir. Ich habe keine Kleinkinder mehr. Die Nächte, in denen mein Mann und ich unser Bett für uns haben, häufen sich. Zeiten, in denen ich allein im Haus bin auch. Ich darf wieder vermehrt gestalten und nicht nur reagieren.

Wenn ich auf die vergangenen Jahre zurückschaue, was würde ich so wirklich, wirklich, wirklich als essenziell empfinden? Was würde ich der Janine von vor Jahren aus heutiger Perspektive sagen?

Essentials für Janine vor zehn Jahren:
(und für alle, die noch mitten in der Kleinkindphase stecken)

1) Ein starkes Beziehungsnetz bilden, lohnt sich

Du brauchst gute Freunde an deiner Seite. Punkt. Denn Mama sein als One-Woman-Show ist nicht so läss. Du brauchst Menschen, die dich auch dann mögen, wenn du ein emotionales Wrack bist. Menschen, die sich mit dir an deinen Erfolgen freuen. Die mit dir einen Nachtspaziergang im Regen machen und dir zuhören, wenn es nicht läuft. Menschen, bei denen du weisst, dass du anrufen und notfallmässig ein Kind platzieren darfst – ohne grosse Erklärung.

Das bedingt aber auch, dass du jemand bist, dem man auch einfach mal ein Kind hinstellen darf. Oder eine SOS-Sprachnachricht schicken kann und sich damit wenigstens virtuell umarmt und verstanden fühlt. Ein starkes Beziehungsnetz fällt nicht vom Himmel. Und damit dieses Netz trägt, braucht es starke Knoten. Und die entstehen oftmals durch Eigeninitiative.

Indem du dich für dein Gegenüber interessierst. Fragen stellst. Zuhörst. Dranbleibst. Deine Herausforderungen offen benennst. Nicht beschönigst. Dich auch mal in den Hintergrund stellst.

Es stimmt, solche Menschen sind rar. Aber wenn du selbst ein solcher bist, verlieren sie nach und nach an Seltenheitswert. Siehe auch meinen Text über Sisterhood. Weil wichtig.

2) Chills

Ja, du wirst Dinge verkacken. Du wirst dich bei deinen Kindern entschuldigen müssen. Mehrmals. Immer wieder. Auch immer wieder für dasselbe.
Deine Kinder werden mit Mängeln aus deiner Erziehung in die Erwachsenenwelt entlassen. Das ist nicht cool, aber es ist ok.

Du kannst nicht alles richtig machen, denn du hast Begrenzungen.

Das ist menschlich. Du musst deine Schwächen nicht vertuschen.
Du darfst dich deinen Kindern zumuten.
Denn damit lernen sie etwas ganz Wichtiges für ihr Leben: Auch sie dürfen sich anderen Menschen zumuten. Dafür müssen sie nicht zuerst perfekt sein, sondern sie sind angenommen und geliebt auch mit ihren Schwächen. So wie sie sind.

Du darfst entspannen und musst dir nicht so viele Gedanken darüber machen, was deine Kinder nun für ‘Schäden’ entwickeln, weil du falsch reagiert hast. Suche aber immer wieder das Gespräch und den Frieden mit deinen Kids. Sei dir nicht zu schade, dich zu entschuldigen und Fehler einzugestehen.

Solange du in Beziehung stehst mit deinem Kind und es weiss, dass du es liebst, darfst du auch mal chillen.

Chillen kannst du besonders dann, wenn du den nächsten Punkt beherzigst:

3) Investiere in dich

Damit meine ich NICHT, dass du einfach dein Ding durchziehen und deine Bedürfnisse zu jeder Zeit stillen sollst.

Vielmehr meine ich: Investiere in deine Persönlichkeit. Setze dich mit dir selbst auseinander. Wie du tickst. Lerne dich kennen. Benenne deine Stärken und deine Schwächen. Was bringst du mit? Und was nicht?

Und glaub mir: Auch wenn du vor dem Kinderhaben meintest, dich zu kennen: Sie werden dir schonungslos alle deine Prägungen, Gutes wie Schlechtes, in neuen Tiefen und Abgründen vor Augen führen – ob du willst oder nicht.

Überlege dir bewusst, was du deinen Kindern mitgeben möchtest.
Welche Prägungen möchtest du weitergeben? Welche lieber nicht?
Was sind deine/eure Werte als Familie?
Welche Tugenden möchtest du deinen Kindern mitgeben?

Welche Voraussetzungen dafür bringst du mit? Und wo hast du Defizite? Nimm die ernst und setze dich damit auseinander. Arbeite an dir. Scheue dich nicht, dir dafür auch Hilfe zu holen.

Denn wenn du dich kennst und versöhnt bist mit deinen Stärken und Begrenzungen, dann bist du ein fassbares Gegenüber für deine Kids.

Vielleicht lohnt es sich dabei auch, all die Erziehungsratgeber mal auf die Ersatzbank zu legen. Da stehen zwar zweifellos gute und erstrebenswerte Dinge drin, die dir Inputs und Inspiration geben können. Aber ehrlich: Wie oft setzen sie dich auch unter Druck, weil du es nicht nach Schema X auf die Reihe kriegst?

Deshalb: Lerne dich kennen. Definiere deine Werte. Filtere alle schlauen Dinge, die du liest und hörst durch das Sieb deiner Persönlichkeit und deiner Werte.
Und hab den Mut, du selber zu sein. Euren Familien-Groove zu entwickeln. Dinge bewusst zu tun oder nicht zu tun, so wie es eben mit deiner Persönlichkeit übereinstimmt. Denn das ist authentisch und echt.

Und echte Beziehungen zu deinen Kindern ist das, was erstrebenswert ist.

Denn wenn du weisst, wer du bist und wohin du willst, fällt es einfacher, gute und bewusste Entscheidungen zu treffen.

Und vielleicht sage ich diese Dinge nicht nur der Janine, die vor zehn Jahren mit drei Kleinkindern zuhause oft am Anschlag war. Sondern ich sage sie auch der Janine heute, die wiederum viel Unbekanntes vor sich hat.

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3 Kommentare zu “Was ich Müttern sagen möchte…

  1. Danke für diesen tollen Text Janine…super auf den Punkt gebracht! Aus der richtigen Kleinkinderphase bin ich auch ziemlich raus und fühle mich grad mittendrin in dem was du unter 3. beschreibst und ich finde diese „Phase“ grad sehr spannend… obwohl ich glaube, dass diese keine endende Phase ist, sondern sich diese Fragen das ganze Leben lang immer wieder zu stellen lohnen!
    Ich habe dir immer sehr gerne zugehört in den Podcasts… ich wünsche dir von Herzen alles Gute! <3

  2. Wow, schon so gross sind die kleinen 😍 alles gute und viel Vergnügen mit deiner “neuen” Zeit und danke für deine Texte!

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