«Huch», dachte ich, als ich die Bilder des Fotoshootings für diesen Beitrag durchscrollte. «Huch, das arme Kind!». Das Bild – ich werde es weiter unten in den Beitrag einfügen – sieht auf den ersten Blick leicht martialisch aus. Dabei hat das Kind nichts weiter getan, als genüsslich sein Eis gegessen.
Und wie’s beim Eisessen so ist. Kinder sind meistens langsamer als das Eis.
Also muss ich putzen. Und wie putze ich? Nicht so mütterlich umsorgend wie ich denke. Nicht so, wie es der Sanftheit der Feuchttücher, die ich benutze, entspricht. Nicht mater-alisch, sondern eben, martialisch.
Ich putze meine Kinder, wie ich alles andere tun muss: Rasch und effizient.
Für Schischi-Abtupfen, hier noch und da noch und uuuhh, ja nicht zu sehr drücken habe ich keine Zeit. Oder glaube ich, keine Zeit zu haben. Denn das Leben mit drei Kindern in der Altersspanne von eins bis fünf, ist abenteuerlich. Es ist rasant. Und es erfordert von mir absolute Präsenz.
Um beim Beispiel vom Eisessen zu bleiben: Entweder ist das Eis schneller oder ich. Wenn ich verliere, gewinne ich ein weiteres Kleidungsstück für die Wäsche. Eher ein Trostpreis.
Daher ist dieser Beitrag eine Art Hymne. Ein Loblied. Eine Liebeserklärung. Ein längst überfälliges Dankeschön.
An den zuverlässigsten, allzeit präsenten und effizientesten Lebensabschnittpartner. Einen, der sich nicht zu schade ist, auch mal dorthin zu gehen, wo’s schmutzig ist. Einen, der allzeit bereit ist und nicht erst noch ausführlich duschen muss, um parat zu sein für den Einsatz. Einen, der alles – wirklich alles – für einen tut.
Den Besten. Feuchttücher nämlich.
Sie sind ja viel zu demütig. Viel zu bescheiden im Auftreten. Viel zu unscheinbar im Alltag. Fallen höchstens dann auf, wenn sie gerade nirgends zu finden sind. Oder der Klebverschluss besser klebt als die Dringlichkeit der Situation es erfordert. Ansonsten sind sie seit der Geburt meines ersten Kindes meine zuverlässigen, konstanten Begleiter.
Feuchttücher können alles.
Von Babypo über Kleinkindwange über Elternhände über Tischplatte. Alles versetzen sie zurück in den Ursprungszustand. Und Ursprungszustände sind ja sowas von angenehm. Sie riechen gut. Sie sehen schön aus. Sie geben einem das Gefühl, die Welt sei ein schöner Ort. Allein für dieses Gefühl bin ich den Feuchttüchern dankbar. Frisch geputzte Babypos. Saubere Patschhändchen. Keine klebrigen Rückstände auf Kinderwagen, Tischplatten oder in den Haaren. So schön kann das Leben sein.
Feuchttücher bewahren Eltern davor, sich die Finger schmutzig machen zu müssen. Sie machen für uns die Drecksarbeit. Alles, was ich nicht anfassen möchte – manchmal handelt es sich dabei auch einfach um undefinierbare Überreste zerkauter Nahrungsmittel, manchmal um krabbelnde Insekten auf der Picknickdecke – berühre ich ausschliesslich mit Feuchttüchern. Auch bei kleineren Pinkelunfällen greife ich gerne auf Feuchttücher statt auf Bodenputzlappen zurück. Paarmal drübergeputzt und schon stellt sich der besagte Ursprungszustand ein. Wäre ich eine Hausfrau der 50er, würde ich jetzt mit schicker Frisur und strahlendem Lächeln anfügen: «Und so habe ich mehr Zeit für meinen Ehemann.»
Sie haben nur einen einzigen Haken. Doch der ist gross: Feuchttücher duften. Häufig jedenfalls. Und nicht immer harmonieren ihr Geruch und mein Geschmack optimal. Weshalb sich schon manche vermeintlich langfristige Beziehung als kurze Affäre entpuppt hat.
Wenn mein Baby plötzlich nicht mehr wie ein Baby riecht, sondern wie eine Packung Feuchttücher, dann haben die stillen, unauffälligen Helfer ihre Aufgabe verfehlt.
Ebenfalls nicht gut, wenn sie latent aggressiv die Babyhaut bearbeiten (das Martialische beim Putzen müssen sie mir überlassen).
Sprich, ganz so einfach, den richtigen Partner für’s Familienleben zu finden, ist es nicht.
Umso besser, wenn man ihn gefunden hat. Da mutiert man regelrecht zum Groupie. Der Keller mutiert zur Fanbase, wo unzählige Packungen gelagert sind. Überall in der Wohnung und in Wickel- und Handtaschen werden einzelne Packungen und Päckli verteilt. Denn wie alle Eltern wissen: Feuchttücher braucht man immer und überall.
Und hat man sie mal nicht, ist man ganz schön dreckig dran…
Das versprochene Bild ist das folgende.
Auf den zweiten Blick kann man durchaus auch zärtliche Mamaliebe drin entdecken!
Hat nicht nur den Master in Psychologie. Sondern ist auch Master im Desaster, was ihr als Aufsichtsperson von vier Kindern sehr gelegen kommt. War mal Journalistin in Zürich, jetzt ist sie freischaffende Mutter in Bern.