Schwanger mit dem vierten Kind

Da waren sie. Zwei Striche. Zum vierten Mal. Doch an diesen Moment gewöhnt man sich nicht.

Schwanger! Haben bereits die Brüste gesagt, noch bevor ich überhaupt einen Test zuhause hatte. Schwanger! Die überfällige Mens, kichernd. Schwanger! Meine Zyklusapp, die ich vor- und rückwärts rechnete und die immer nur ein Resultat ergab. Schwanger eben.

Oh mein Gott. Oh mein Gott. Oh mein Gott.

Ich glaube, ich habe den ganzen Tag nichts anderes gedacht und gemurmelt.

Für einmal nicht in dieser grossartigen Vorfreude wie bei K1, bei dem man auf diesen Moment hin bangt und danach völlig euphorisiert und ungläubig wie in einer zarten Wolke durch die Tage schwebt.

Schwanger mit dem vierten Kind. Das war eher eine Gewitterwolke. Ein Orkan. Eine Ungläubigkeit. Denn, ich bin ehrlich: K4 hätten wir so schnell nicht erwartet.

Die Möglichkeit stand zur Debatte. Vier Kinder, eigentlich hatten wir immer davon gesprochen. Doch jetzt hatten wir gerade drei und viel Stress. Inzwischen konnten wir die Konsequenzen eines weiteren Kindes besser abschätzen. Wollten wir das wirklich noch?

Mein Herz redete Klartext und machte alle Ratio zunichte. JA!, rief es nonstop. Mehr, noch mehr, noch mehr.

NEIN!, rief der Mann. Und ein kleiner Teil meiner eigenen Ratio.

Den Beschluss fasste jemand anderer. Aktuell trage ich ihn aus. Mein Mann erträgt mich in diesem Zustand. Und wir stehen vor dem Unvermeidbaren: Wir werden im Sommer Eltern von vier Kindern sein und spätestens ab da die Konsequenzen gemeinsam tragen.

Wir haben Schiss. Auch wenn gemäss meinen Blog-Kolleginnen hier bei Mamas Unplugged vier Kinder nicht nur machbar, sondern auch erziehbar sind.

Und ich befinde mich in hormongesteuertem Zustand auf einem Wahnsinns-Trip, der wechselt zwischen unbändiger Vorfreude mit jedem Kick, den ich aus dem Bauch in den Bauch kriege. Oder die Rippen *autsch*. Und diesem blanken Entsetzen, das sich meiner bemächtigt, wenn ich bereits jetzt Momente erlebe, an denen meine Müdigkeitsgrenzen massiv überschritten werden (Zahnen, du Arschloch) und ich nur noch eins will: Ruhe!

Aber, da war ja ein nicht zu unterschätzender Teil meines Herzchens, das dieses K4 unbedingt und ums Verrecken wollte. Ja, es wäre eine Katastrophe gewesen, darauf verzichten zu müssen.

Das ist, was ich mir sage, wenn ich mit drei Kindern und drei kleinen Einkaufswagen durch das Einkaufscenter spaziere. Im hilflosen Versuch begriffen, mittels Worten das Tempo und die Steuerung der kleinen Wagen zu übernehmen. K3 nachrenne, der sich bezüglich eigener Geschwindigkeit und Beine von einkaufenden Erwachsenen noch nicht ganz spürt. Aber sofort merkt, wenn Mama den Wagen oben an dieser ‚Elternfahnenstange‘ greift, um Schlimmeres zu verhindern. Und dann so lautstark motzt, dass ich meinen Bauch einziehe und so tue, als würden die beiden Grossen nicht zu mir gehören. Denn, sorry, wie kann jemand ein viertes Kind in die Welt setzen, wenn er die drei anderen nicht unter Kontrolle hat.

Und so führe ich meinen Bauch nicht mit dem Erstschwangerenstolz spazieren.

Sondern einer grotesken Mischung aus Vorfreude und Scham. Ja, manchmal schäme ich mich, schwanger zu sein.

Das mag hauptsächlich an mir liegen. Und ich bemitleide mich tatsächlich manchmal. Wünsche mir diese Erstlingseuphorie zurück. Immerhin. Ich habe mir eine Schwangerschaftsapp heruntergeladen. Habe endlich die Vorhänge fürs Babyzimmer mit grossem Bruder fertig genäht. Habe erste Kleidchen gekauft (auch K4 darf was Neues anziehen). Und bin mich langsam wieder am Gewöhnen an den Gedanken, nochmal so ein munzig kleines Baby zu haben.

Dann gibt es diese Momente, in denen ich meine Kinder anschaue. Und platze vor Freude und Stolz. Wie süss sie sind. Wie gut geraten. Wie grandios es ist, sie zu haben. So nahe bei mir. Täglich. Dann könnte ich noch viel mehr davon kriegen. Und das Glücksgefühl, diese Crew tatsächlich nochmals um einen Menschen zu ergänzen, ist wahnsinnig erfüllend.

K4 wird kommen.

Und dann werde ich sehen, ob ich in der Lage bin, auch vier kleine Einkaufswagen durchs Geschäft zu manöverieren.

Nicht.

 

PS: Soeben den Archiv-Beitrag über die dritte Schwangerschaft gefunden. Tönt lustigerweise ganz ähnlich… Und die gute Nachricht, die ich mir nun selber sagen kann: Das mit dem dritten Kind ist durchaus machbar!

 

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4 Kommentare zu “Schwanger mit dem vierten Kind

  1. Gratuliere! Mir erging es vor einem Jahr sehr ähnlich, ein Auf und Ab der Gefühle. 4 Kinder in 5 Jahren… 😉
    Jetzt ist K4 bereits acht Monate alt und ich kann dir garantieren, dass vierte Kind läuft effektiv einfach immer mit. Zudem wird unser Jüngster oft von den älteren Geschwistern umsorgt und „ghätschelet“, wenn Mama gerade nicht sofort kann. Schlimmer und strenger wirds also nicht – bei uns ist‘s auf jeden Fall so….

    1. Liebe Sarah. Merci für deinen Kommentar! Kann mir gut vorstellen, dass dies hier ähnlich verlaufen könnte. Hoffe einfach auf ein ‚Anfängerbaby‘, das wär sooo super.. viel Schlafen, gut und schnell essen. Happychlappy rumliegen.. so in etwa stell ich mir das vor 😀

  2. Nach K2 und K3 (Zwillinge) ist K4 bei uns ein Selbstläufer. Habe vier Kidis innerhalb von fünf Jahren.
    Beim Schwangerschaftstest habe ich wie du reagiert.
    K4 war eine gute Entscheidung, auch wenn es manchmal (oder öfters) anstrengend ist.
    Alles Gute!

    1. Wow, ja, da geht was… freuen uns schon sehr drauf, aber Respekt hat man glaub einfach, nicht zu wissen, wie sich das alles fügen wird. Aber erfahrungsgemäss tut sich das ja, die Grossen werden etwas grösser und selbstständiger. Und alle arrangieren sich mit der neuen Situation. Hoffe – wie oben erwähnt – auf vielschlafendes, gutessendes, zufriedenes Anfängerbaby 😉

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