Reisetipps für Familie: Montreux Riviera und Lavaux

Bahnhof Bern, frühmorgens. Noch 1,5 Zugstunden bis Montreux.

In Zusammenarbeit mit SBB

Montreux kenne ich von der Durchreise. Am Genfersee gelegen (wir fahren vor allem für Skiferien da lang), irgendwo unterhalb der Strecke. Noch rasch ein «Schaut Kinder, das Château Chillon» nachgeworfen und schon nimmt die Autobahn eine Kurve und weg ist die Riviera und der Lavaux.

Als wir in den Zug steigen, ist die Aufregung gross. Ferien im «Vier-Sterne-Bunker», wie die Kinder jedem erzählen. Wobei «Ferien» zwei Tage inklusive Übernachtung sind. Und der Vier-Sterne-Bunker ein gepflegtes, familienfreundliches und vor allem bezahlbares Hotel – zumindest für eine Nacht.

Die Sommerferien fallen in diesem Jahr ins Wasser. Und mir selber die Decke auf den Kopf. Sommer ohne Baden, ohne Meer, ohne Wärme, ohne Ortswechsel, ohne Leichtigkeit, die sich ansonsten in der warmen Jahreszeit einstellt.

«Montröö», wie K2 nasal zu sagen pflegte, war stets ein kleiner Lichtblick.

Das Wissen: Irgendwann komme ich aus dem unsommerlichen Groove raus.

Und nachgeschoben: Hoffentlich!

Hoffentlich werden wenigstens diese zwei Tage im Süden hell und fröhlich.

Die Prognosen sind gut. Erstmals klettern die Temperaturen über 20 Grad. Wir haben leichtes Gepäck, die Hälfte davon Badezeug. Kurze Hosen, T-Shirt. Der Zug ist fast leer. In eineinhalb Stunden werden wir an der Montreux Riviera aussteigen. Bereit, dieses Ufer des Genfersees zu entdecken und zu geniessen.

Unterwegs vom Bahnhof zum Hotel. Das Gefühl, in den Ferien zu sein, stellt sich ein.

Die Leichtigkeit kommt bereits am Bahnhof Montreux. Palmen, Häuserfronten, die an den Süden Frankreichs erinnern. Eine Promenade wie an der Côte d’Azur: das blaue Wasser, die Blumen, vereinzelte Palmen, unzählige Stände mit Souvenirs und all jenen Dingen, die Kinder unbedingt haben möchten. Immer wieder Kunstwerke, immer wieder kleine Spielplätze. Es ist warm, es ist Mittag. Wir sitzen am Ufer des Lac Leman, lassen unsere Füsse von den Steinbänken baumeln.

Noch wissen wir nicht, wie viele Schritte sie im Laufe der nächsten 24 Stunden gehen werden. Noch sind sie blasenfrei.

Als wir abends auf dem Hotelzimmerbalkon sitzen – die Badehosen zum Trocknen über dem Geländer, links das Wasser, rechts die Lichterstadt – fühlt sich das Ferien- und Meerfeeling unendlich komplett an.

Was wir erlaufen und entdeckt haben, was wir empfehlen können und geeignet für uns als Familien empfinden – unser Highlight dieser komprimierten Sommerferien an der Montreux Riviera – stellen wir euch vor, in der Hoffung, sie möge euch ebenso glücklich machen wie uns.

Blick vom Hotelbalkon. Drei von vier Kindern schlafen.
Nach unzähligen Schritten und Schleppen und Entdecken – Feierabend auf dem Hotelbalkon mit Meersicht. Fast.

Montreux Riviera – die Uferpromenade

Die Uferpromenade reicht von Montreux bis Villeneuve – fünf Kilometer. Bisschen zu lang für kurze Kinderbeine – aber mit der optimistischen Haltung, es zu Fuss bis zum Château Chillon zu schaffen, laufen wir los. Und sind überrascht, wie stimmungsvoll dieser Spazierweg ist. Überall gibt es Spannendes zu sehen oder zu entdecken. Kunstwerke, Blumen, Schiffe, Fische im Wasser, kleine Brunnen. Weshalb wir deutlich länger unterwegs sind als angegeben. Dabei ist die Riviera abwechslungsweise sonnig und schattig, viele Bänke, auf denen die Kinder kurz Pause machen können.

Unsere Zieldestination, das Château Chillon, ist zwar nach relativ kurzer Zeit sichtbar, doch weil die Zeit fortgeschritten ist und wir noch viele Pläne haben, springen wir – als das Schiff gleichzeitig wie wir in Territet ankommt – (dank SBB-Tageskarte und den Junior-Karten) spontan auf und machen den letzten Kilometer via Wasserweg.

Souvenirs gibt’s also genug hier…

Schloss Chillon

Das Château Chillon sehen wir ein erstes Mal aus unmittelbarer Nähe, als wir mit dem Schiff heranfahren. Imposante Mauern, ein toller Anblick. Vom Schiffssteg (oder Bahnhof) zum Eingang sind es knapp hundert Meter. Dann geht es über die Brücke hinein in die geschichtsträchtigen Mauern. Für Kinder und Familien gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, das Schloss zu entdecken. Via Drako-Rundgang, einer kleinen Broschüre mit Rätsel, die es zu lösen gilt. Der Hörrundgang eignet sich eher für ältere Kinder.
Die Kulisse mit See und Bergen im Hintergrund ist toll. Weil K4 im Kinderwagen schläft und das Schloss nicht kinderwagentauglich ist, fällt der Besuch nicht ganz so ausführlich aus wie gedacht.

 

Baden in Montreux

Wir haben nicht so viel Zeit. Deshalb fahren wir nach dem Rundgang mit dem Schiff von Chillon nach Montreux zurück. Kurzer Tenue-Wechsel. Denn seit Beginn der Planung, respektive seit klar ist, dass unser Hotel Stand-up-Paddle-Boards (SUP) vermietet, ist das SUP im Kopf des Mannes. Das Bild, wie er auf einem SUP stehend in den (Sonnen-)Untergang paddelt. Ein Muss. Wenn nicht DAS Muss unserer Stippvisite hier.

Weil der Seeanstoss beim Hotel nicht praktisch ist für kleine Kinder, haben wir die Badi «20 Minuten zu Fuss von hier» (jaja) aufgesucht. Zu Fuss. Leider hat uns hier kein Schiff auf halber Strecke das Marschieren abgenommen. Doch La Playa, wie Montreux Plage auch genannt wird, ist ein bisschen Mittelmeer in der Schweiz, wie Leute in Google-Rezensionen schreiben. Sand zum Liegen, das direkte Seeufer steinig. Wenn ein Kursschiff vorbeifährt, treffen die Wellen tatsächlich wie am Meer ans Ufer.

Hier mieten wir das SUP, kriegen Schwimmwesten für alle Grössen und paddeln auf den Genfersee – hübsch ein Kind nach dem anderen natürlich. Ohne Sonnenuntergang, aber mit viel Enthusiasmus und Spass.

Der Strand ist ein Mü zu wenig sauber, Schattenplätze sind rar. Aber ansonsten definitiv der Ort, wo man in Montreux mit Kindern hingehen und baden kann – gleich hintendran befinden sich ein Spielplatz und eine grosse Wiese. Und die Busstation der Buslinie, die direkt zum Hotel fährt.

Montreux Plage. Viel Sonne, Sand und (bei Kursschiff) Wellen.
Ebenfalls viel Einpacken und Auspacken. Irgendwann, so nach dem sechsten Kind aufs Klo oder kalt, fiel der Satz: «Gopf, wie imene Bootcamp hie.» – aber: ein schönes!

Minigolf

Bereits beim Vorbeigehen haben die Kinder die Minigolfanlage gesehen und diese als Must-do-when-in-Montreux definiert. Also spielen wir uns einmal durch die Anlage. In meiner Vorstellung entsteht daraus ein Familienplausch, die Realität hat mich einmal mehr eingeholt.

Während Emma eine Bahn vor uns auf Geheiss der Mutter alle Bälle sorgsam einlocht, verbringen wir unsere Zeit damit, Bälle in Büschen zu suchen und die kleinen Kinder davon abzuhalten, sich mit dem Minigolfschläger gegenseitig den Schädel einzuschlagen. Das Büechli mit den Punktezahlen legen wir bereits nach der ersten Bahn beiseite.

Für welchen Minigolf-Style ihr euch auch entscheidet (oder welcher euch zufällt): Die Anlage ist überschaubar, schön bepflanzt mit etwas Schatten und somit ein guter Zeitvertrieb direkt am See. Den einen, grünen Ball haben wir leider bis zum Schluss nicht mehr gefunden… falls ihr den zufällig entdeckt: Schickt uns ein Foto!

Schifffahren zwischen Montreux und Vevey

Als Landmenschen mit einem kleinen Bächlein (sorry Emmentaler) als einzigem Gewässer vor der Haustüre sind Seen und Schiffe ein Highlight. Weshalb wir versuchen, möglichst viele Wege per Schiff zurückzulegen.

Unterschiedliche Schiffe verbinden die einzelnen Städte und Sehenswürdigkeiten. Eine Regelmässigkeit der Abfahrzeiten können wir nicht ausmachen. Wir schauen via Webseite oder beim Vorbeilaufen, um welche Uhrzeit das Schiff Richtung Zieldestination ablegt. Das klappt gut. Dank Tageskarten und den SBB-Junior-Karten konnten wir die Schifffahrt flexibel nutzen. Wer mehrere Tage im Lavaux und der Montreux Riviera verbringt, könnte auch eine längere Rundfahrt einplanen.

Vevey Uferpromenade

Wir sind mit dem ÖV unterwegs und aus oben genannten Gründen entscheiden wir uns für die Weiterfahrt nach Vevey für das Schiff und gegen den Zug. Innert kürzester Zeit organisiert der Mann noch McD-Food, den wir auf der Sonnenterrasse des Schiffs geniessen. Und so sind wir bei der Ankunft in Vevey parat für die nächsten Abenteuer.

Bereits auf den ersten Blick fällt auf, dass Vevey deutlich legerer daherkommt als Montreux. Nicht, dass wir uns in Montreux nicht wohl fühlen würden, aber Vevey… hat was. Unser Ziel ist das Alimentarium, das Museum für Ernährung, welches unweit der Schiffstation gelegen ist.

Als wir die Uferpromenade entlang gehen, bereue ich, dass wir auf Mc-Food gesetzt haben. Zwei, drei coole Strandbistrots verkaufen Crêpes, Burger und Pommes mit Seesicht. Eine schattige Wiese fürs Picknicken. Einige baden, von den grossen Steinen ausgehend, im See. Hier in Vevey hat es mehr Platz für Freestyle, allerdings auch bisschen weniger gestylt.

Nicht vieles ist besser als die Fortbewegung in Form von Schiff mit Lieblingsessen kombiniert.

Museum: Alimentarium

Essen steht in diesem Jahr auf unserem Homeschool-Plan. Der Besuch im Alimentarium scheint der perfekte Start ins Thema zu sein – ein Museum, in dem sich alles ums Essen (woher, wieso, weshalb) dreht.

Mich persönlich hat der Vorgarten fast am meisten geflasht. Das leicht pompöse Entrée in die Villa über weite Treppen. Daneben kein Schischi-Blumenparadies, sondern unzählige Gartenbeete mit Gemüse und Kräutern aller Art.

Nun weiss auch ich, wie Artischoken aussehen, wenn sie nicht im Gemüseregal liegen.

Das Museum ist schön. Geräumig. Nicht zu weitläufig. Informativ. Leider haben sich die Kinder mehr für die Game-Stationen begeistern können, bei denen ein Gemüsebauer in Supermario-Manier Ernte einbringen muss. Die ausführlicheren Informationen sind entweder noch zu kompakt oder die Tageszeit für den Museumsbesuch etwas ungünstig gewählt.

Doch auch für Kinder, die sich nicht in Videobotschaften von Ernährungswissenschaftlern oder über spannende Details der Ernährungskette vertiefen können, bietet das Museum Wissen mit Spass. Lieblingsdestination: der Gastrointestinaltrakt. Ein Game-Center, bei dem man unterschiedliche Nahrungsmittel mittels Hüpfen und Bewegung durch auf den Boden projizierten Magen und Darm befördern muss. Dabei hoffentlich lernt, was die einzelnen Organe zur Verdauung beitragen. Und zusammen feiert, wenn das Stück Käse als Gaggi im Enddarm ankommt.

Auch die Station mit den Spinningbikes kommt gut an. Ganze 20 Minuten radelt das ehrgeizige Kind, bis das Stück Zucker abgearbeitet ist. Auf weitere Mahlzeiten verzichten wir dann. Ein Teller Spaghetti bräuchte wohl mehrere Stunden.

Das sind sie also. Artischocken, wenn sie nicht im Gemüseregal liegen oder eingelegt im Glas schwimmen.

Einmal ein Stück Käse durch den ganzen Verdauungstrakt hüpfen. Lieblingsspiel unserer Kinder.

Motorboot mieten in Vevey

Gemäss SBB-Fahrplan haben wir nach unserem Museumsbesuch noch knapp 1,5 Stunden in Vevey. Wie wir diese zubringen, haben wir insgeheim bereits bei der Ankunft an der Uferpromenade festgelegt: nochmals auf und in den See!

Mit einem Motorboot!

Direkt neben der Schiffsstation befindet sich die Pedalo- und Motorboot-Vermietung. Ein Motorboot gibt’s ohne Lizenz. Die Geschwindigkeit ist entsprechend der eines zackigen Ruderboots. Das Feeling selber grossartig. Gemächlich tuckern wir einfach mal geradeaus Richtung Seemitte, fühlen Wellen, Fahrtwind und Freiheit. Danach eine kurze Abkühlung im tiefblauen Genfersee, unglaubliches Panorama, unglaubliches Gefühl.

Zurück am Steg ziehen wir uns in abenteuerlicher Manier auf einem kleinen Fleck Grün um. Verstauen alles in unserem Koffer und gehen mit Glace in der Hand Richtung Bahnhof.

Mein leicht angekratztes Happy-Face, weil ich zwar superhappy, aber nonstop damit beschäftigt war, das Kind, welches den Bootstrip als einziges nicht toll fand, zu trösten. Aber für einen Sprung ins Wasser hat’s auch für mich gereicht. Yay!

Reisen als Familie mit dem Zug

Als sechsköpfige Familie planen wir Zugreisen relativ gut. Speziell die Transfers an einzelnen Bahnhöfen (fünf Minuten, mehrere Gleise, ein Kinderwagen) sind neben Platzfinden für alle wohl die grösste Challenge. Mehrere Kinder im zahlungspflichtigen Alter sind immer auch eine Preisfrage. Ausserdem sind wir ja stets darauf bedacht, unsere Mitreisenden vom Lärmpegel, der zuhause herrscht, zu verschonen.

Doch alles in allem schafft das Zugfahren das Gefühl von ‚Zusammen die Welt entdecken‘, weil alle gemeinsam die Welt entdecken können und keiner nur Fahrer oder Beifahrer ist.

So haben wir’s gemacht:
Für uns Eltern haben wir Tageskarten gekauft, da wir wussten, dass wir relativ viel mit den ÖV unterwegs sein und damit gleich alle Fahrten abdecken würden. Wer nur von einer Stadt in die andere fährt (ohne am selben Tag noch Ausflüge zu machen), sollte online schauen, ob es passende Sparbilletts gibt. Für die Kinder sind die SBB-Juniorkarten für 30 Franken pro Jahr perfekt. Auf den Karten sind die Eltern (oder Grosseltern) aufgeführt und alle Fahrten, bei denen die festgelegten Begleitpersonen dabei sind, sind für die Kinder gratis. Auf der SBB-Webseite findet ihr zudem viele Tipps für Ausflüge rund um Montreux Riviera / Lavaux.

Übernachten im Eurotel

Popcorn, Gummibärli und Spielkonsole. Wenn unsere Kinder gefragt werden, wie der Vier-Sterne-Bunker denn so war, sind das die ersten Begriffe, die fallen. Denn gleich an der Rezeption gibt’s eine Minibar für Naschkatzen. Zudem ein überdimensioniertes Sofa, welches wir sicher dreissig Minuten für uns beansprucht haben, jeder in der Hand eine Tüte Popcorn des Hauses.

Wir haben uns für das Eurotel entschieden, da zentral gelegen und wir unkompliziert zwei miteinander verbundene Zimmer mit Platz für uns alle gekriegt haben. Das Eurotel ist idealer Ausgangspunkt für Ausflüge, die Sicht auf den Genfersee heilsam für akute Meervermissung. Einzig bisschen lärmig ist Montreux bei Nacht, aber das wohl auch nur, weil wir uns ländliche Ruhe gewohnt sind.

Die Snackbar des Eurotels. Hätten wir die Kinder gelassen, hätten wir uns das Abendessen sparen können…
Sogar das Kleinkind-Bett kommt schigg bezogen daher…

 

Wir hoffen, unsere Tipps für einen Kurzausflug rund um die Montreux Riviera und den Lavaux helfen euch weiter. Falls ihr weitere habt, schreibt sie noch so gerne in die Kommentare. Dinge, die für Familien essenziell sind wie:
Wo essen als Familie? Habt ihr noch andere Übernachtungstipps? Welches waren eure Ausflug-Highlights der Gegend?

Auf der SBB-Seite findet ihr eine gute Zusammenfassung mit Ausflugsideen in der Region.

 

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