Muttermomente

Das Gefühl ist falsch. Ich weiss es im Kopf. Ich weiss es, weil mir ganz viele Situationen einfallen, in denen wir die Familie sind, die ich sein möchte. Liebevoll. Kommunikativ. Herzlich. Echt. Positiv. Kreativ. Ich sehe mich im Schwimmbad an jenem Hitzenachmittag. Wie die Kinder zu mir schwimmen. Mich umarmen, mit mir spielen. Wie wir zusammen lachen. Wie ich sie herze. Geherzt werde.

Hätte ich mir zugesehen, hätte ich mir gewünscht, diese Mutter zu sein. In dieser innigen, warmen Beziehung zu ihren Kindern.

Und dann sind da die anderen Momente. Schattige, schwierige. Momente, in denen ich nur aushalten kann. In denen ich mich woanders hin wünsche. Kaum ertrage, weil ein Kind die ganze Autofahrt schreit. Weil es um sich schlägt und tritt. Weil es sich quer stellt genau dann, wenn es mitmachen sollte. Weil: Sie könnten es doch. Sie könnten doch aufhören. Aufhören zu schreien. Aufhören, gemein zu sein. Sie könnten sich anpassen, wenn sie denn wollten. Während ich drohe, tröste, verstehe, abwarte, unterstütze, ertrage, mitleide. Aber sie wollen nicht! Und ganz ehrlich? Ich glaube, allermeistens können sie nicht.

Im Kopf weiss ich, dass ich auch in solchen Momenten die Mama bin, die ich sein möchte.

Liebevoll, kommunikativ, herzlich, echt. Dass ich meine Kinder ernst nehme in ihren Gefühlen. Sie begleite darin. Sie anleite, wie sie ihre eigenen Grenzen passend kommunizieren können. Die Grenzen anderer wahrnehmen und darauf reagieren. Schon nur, dass ich bei ihnen bleibe. Mit ihnen in Beziehung bleibe. Manchmal nur das. Gut genug.
Doch fühlt sich das nicht gut an. Nicht genug. Weil es allen lieber wäre, sie könnten es schon. Mir ja auch.

Manchmal ertrage ich dieses Noch-nicht-Können nur schwer. Wegen mir. Aber vor allem auch wegen der anderen. Ich wünschte, wir wären stets angepasst. Ohne Geschrei. Ohne Gezank. Ohne Konflikte. Ohne dass ihnen etwas zuviel wäre.

Im Kopf weiss ich, dass das nicht gehen kann. Aber jetzt gerade fühle ich. Meine Enttäuschung. Die Scham. Meine Müdigkeit. Ich wünschte, es wäre anders. Aber eigentlich wünsche ich mir genau das, was ist: Eine echte, liebevolle und innige Beziehung mit meinen Kindern.

Teilen mit

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert