Missed Abortion. Ich hatte eine Fehlgeburt.

Erstmals erschienen am 16. Oktober 2020

Heute fiel mir beim Ausmisten meines kleinen aber choatischen Büros der Geburtsbericht vom Junior in die Hände.

Ich überflog ihn kurz und blieb an folgenden Zeilen hängen:

Status nach Missed Abortion 02/2015

Status nach Kiwi-Vakuum 12/2015

Missed Abortion. Mein Sohn war meine dritte Schwangerschaft und irgendwie auch nicht. Jedenfalls kam es mir nie so vor. Denn meine «Fehlgeburt» würde ich nicht als solche bezeichnen. Vor allem, wenn ich diese traurigen Geschichten von Mamas höre und lese, die ihre Kinder tot und vollständig entwickelt gebären mussten. Die ihre Babies in den Armen halten durften, um sie im selben Moment wieder loszulassen. All diese Geschichten, die mich immer wieder zu Tränen rühren und ich es nicht fassen kann, dass eine Mutter so viel Schmerz ertragen muss und kann.

Ich musste nicht gebären, bei mir war nicht mal ein Baby vorhanden. Es war nur eine leere Fruchthöhle.

Kein Herzschlag, keine Gestalt. Nur diese schwarze Hülle auf dem Ultraschall, die all die Schwangerschaftssymptome auslöste. Die meine Periode ausbleiben liess. Die mich glauben liess, endlich mit meinem ersten Baby schwanger zu sein. Die mir einen positiven Schwangerschaftstest bescherte. Die mich voller Zuversicht einen Termin beim Frauenarzt machen liess. Um dort zu erfahren, dass da Nichts ist, auf das man sich freuen kann.

Ja, meine Welt brach für einen kurzen Moment zusammen… aber ehrlich gesagt, hatte ich mich bereits vor dem Termin nicht wirklich schwanger gefühlt. Kann man das so sagen? Ich wusste bis Dato ja nicht wie sich «schwanger sein» anfühlen sollte. Und doch kommt man ja äusserst hoffnungsvoll zum ersten Untersuch.

Im Kopf hat man bereits diese 0815-Ultraschallbilder von einem Babyschatten in schwarz-weiss.

Natürlich bin ich nach zwei Kindern und eben drei Schwangerschaften schlauer und weiss, dass man nicht sofort diese typischen Babyumrisse sieht.

Die Frauenärztin meinte dann, ich soll in ein paar Tagen nochmals kommen, es könnte auch einfach zu früh sein um etwas zu erkennen. So bangte ich sieben LANGE Tage lang. Versuchte positiv zu denken aber mein Gefühl blieb das Gleiche – irgendwie bin ich nicht schwanger. Der zweite Termin bestätigte alles und so schluckte ich in der zehnten Woche Pillen, die meine sogenannte Schwangerschaft zum Ende brachten. Ich hätte natürlich auch «ausschaben» können, doch nur schon dieses Wort liess mich erschaudern.

Ausschaben. Nein Danke.

Viel Blut, viele Tränen, kein Baby. Einige Tage fühlte ich mich als Versagerin.

Ich dachte, ich werde nie wieder schwanger und stürzte mich in die Hochzeitsvorbereitungen. Eine Hochzeit, die wir so kurzfristig planten, weil ich ja schwanger war… und dann doch nicht. «Naja, immerhin darfst du jetzt den Wein aussuchen und auch trinken», versuchte ich mir das Ganze schön zu reden.

Ich trauerte nur kurz, da ich mir einredete, dass da ja eh Nichts war. Kein Lebewesen. Nur eine leere Hülle. Und doch nennen es die Ärzte «Schwangerschaft», schreiben von meiner «Missed Abortion».

Meine Frauenärztin erzählte mir bei der Nachkontrolle, dass jede vierte Frau eine Fehlgeburt habe (alle Stadien eingeschlossen).

Und ich kenne keine – dachte ich damals. Warum ist es denn nur mir passiert?

Warum können dann alle rundherum schwanger sein oder bereits Kinder haben, ohne Verluste? Wie ist das möglich?

Ist es eben nicht. Man spricht nur nicht darüber.

Aber ich tat es. Immer wieder. Und es stellte sich heraus, da gibt es doch einige die Ähnliches erlebt haben. Eileiterschwangerschaften, Scheinschwangerschaften, Frühaborte, Totgeburten. Das ganze traurige Spektrum war in meinem Bekanntenkreis vorhanden.

Ach ja. Auf meiner Hochzeit, knapp vier Monate nach dem Drama, durfte ich trotzdem keinen Wein trinken. Denn da war ich bereits in der 11. Woche schwanger mit meiner Tochter, die im Dezember das Licht der Welt erblickte. Wie nah Freud und Leid beieinander liegen, werde ich wohl (hoffentlich) nie mehr so erfahren wie in diesem einen Jahr.

Teilen mit

Ein Kommentar zu “Missed Abortion. Ich hatte eine Fehlgeburt.

  1. Liebe Rahel, ich habe keine ärztliche Bescheinigung, da es so schnell ging wie es kam… ein Jahr vor meinem ersten Sohn, kam meine Periode nicht und hatte das tiefe Bewusstsein: ich bin Schwanger. ich wollte noch ein paar Tage warten und nicht zu früh, zu viel Freude empfinden- nach 5 Tagen verblutete ich 2 Tage fast und es kam tatsächlich etwas “raus”, was ich wie ein kleines Säckchen empfand. Ich war sicher- ich hab jetzt mein Kind verloren. Was da genau war und ob ein Kind drin war oder auch ein leeres Säckchen, ich werde es nie wissen. Damals dachte ich auch- ach ich kanns ja e nicht beweisen- da ich den Test noch nicht gemacht hatte…, aber ich weiss es- da war was… :-*

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert