Mein Kind hat eine Lebensmittelallergie – Wenn Essen zum Risiko wird

Es waren nur Spuren. Geringste Spuren. Am Glacé-Portionierer. Es reichte. Wir sind im Restaurant als die Lippen und Mundschleimhäute unseres Sohnes anschwellen. Sein Gesicht wird grün und blass. Es ist ihm übel, er hat Bauchschmerzen.

Er sieht furchtbar aus.

Glücklicherweise sind wir ausgerüstet: Antihistaminika, ein Cortisonpräparat und die Adrenalinspritze sind immer griffbereit.

Medis bereit für den (Not-)Fall. | Bilder: Sandra Kopp 

Stufe eins (Antihistaminika) und zwei (Cortison) des Notfallplans reichen diesmal aus, damit es ihm bald besser geht.

Das Adrenalin (Stufe drei) schoss auch ohne Spritze durch unsere (die meines Mannes und meine) Adern.

Es ist ein Erlebnis, das wir nie vergessen werden. Und schuld waren lediglich Spuren von Milch am Glacé-Portionierer, mit dem das allergenfreie Sorbet unseres Sohnes geschöpft wurde.

Glücklicherweise ist unser Alltag nicht immer so dramatisch. Wir sind gut eingerichtet und organisiert.

Wir sind ein milchfreier Haushalt, wir kochen für alle meistens dasselbe. Trotzdem bildet unser Allergiker des Öfteren mal eine Ausnahme, weil er so vieles nicht verträgt.

Denn ausser auf Milch muss er auch auf Eier, Soja, Nüsse, Hülsenfrüchte und Fisch verzichten.

Dazu kommt, dass er Asthmatiker ist und ebenfalls allergisch auf Hausstaubmilben und Birkenpollen, nur nicht ganz so stark.

Seine Matratze ist in einen Milbenschutz eingehüllt, die Bettdecke ist extra für Allergiker. Ist unser Sohn bei einem Freund zu Besuch, nimmt er meistens einen Zvieri für sich mit. Oder etwas Süsses, wenn er an einen Geburtstag eingeladen ist. Sowieso haben wir für ihn immer Proviant dabei. Denn er kann nicht einfach irgendwo ein Sandwich kaufen. Sein Notfall-Set nehmen wir ohnehin immer und überall mit hin.

Als unser Sohn noch klein war, war ich regelmässig wie auf Nadeln, wenn ich auf dem Spielplatz ein Kind mit Glacé oder Schoggi verschmierten Händen sah. Denn schon bei Hautkontakt mit den Allergenen bekommt er juckenden Ausschlag (ähnlich wie bei Brennnesseln).

Hat es etwas davon in seinem Essen, hat er im besten Fall Juckreiz, Übelkeit und Bauchweh, im schlimmsten Fall kann es aber lebensbedrohlich sein.

Wenn es um das Thema Nahrungsmittelallergien geht, gibt es so vieles zu beachten. So vieles, was für uns mittlerweile selbstverständlich ist.

Eine Bratpfanne beispielsweise, die für Eier benutzt wird, ist für die Rösti unseres Sohnes nicht mehr geeignet.

Schneidebretter, auf denen Käse geschnitten worden ist, werden ebenfalls nur noch dafür verwendet. Weswegen wir auch unsere Bratpfanne und ein Schneidebrett mit in die Ferienwohnung nehmen. Das Geschirr und Besteck muss spurenfrei sauber sein. Fisch- und Nussallergene werden auch über die Luft übertragen und führen zu Atemschwierigkeiten.

Es sind aber auch Seifen, Duschmittel und Waschmittel, die Milchbestandteile enthalten können. Weichspüler verwenden wir u.a. wegen der Duftstoffe schon lange nicht mehr.

Ich weiss nicht, wie viel Zeit ich damit verbracht habe, Inhaltsangaben zu studieren.

Wir haben regelmässig Termine bei der Allergologin, treffen den Gastroenterologen, die Ernährungsberaterin und den Pneumologen zur Kontrolle und Besprechung.

Es scheint unglaublich viel zu sein, was Allergien mit sich bringen, vor allem wenn man alles auf einmal aufzählt. Aber wir können es (noch) nicht ändern. Wir stecken da als Familie alle mittendrin. Ich möchte mir nicht permanent Sorgen machen. Ich will nicht damit hadern und mich grämen. Denn unser Familienleben besteht aus so viel Schönem und Bereicherndem. Und darauf setze ich ganz bewusst meinen Fokus.

Mehr über Sandra’s Umgang mit den Allergien ihres Kindes, könnt ihr nachhören auf unserem Podcast: «Wir sind hoch allergisch» 

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2 Kommentare zu “Mein Kind hat eine Lebensmittelallergie – Wenn Essen zum Risiko wird

  1. Ich fühle mit euch! Unsere Tochter hat Zöliakie. Sie verträgt nicht einmal ein Hauch von Gluten. Ausser Haus essen macht keinen Spass, vielr Restaurants belächeln den „Ernährungstrend“.
    Wir haben uns auch daran gewöhnt… der Gesundheit unserer Tochter zu liebe!

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