Mein erster Spielgruppentag – als Mama

Heute war mein erster Spielgruppentag. Meiner? Ja… irgendwie. Der erste Tag meiner Tochter in der Spielgruppe war auch mein erster Tag. Schon beim Eintreten hielt sie meine Hand so fest, dass ich dachte, sie laufe bald blau an und falle ab.

Es ist 8.30 Uhr und auch die letzten Eltern mit ihren Neu-Spielgruppenkindern trudeln ein. Man begrüsst sich, lernt sich kennen, tauscht Nettigkeiten aus. Alle, ausser ich.

Ich sitze mit meiner Tochter im Bäbi-Egge, muss das Spielgruppen-Bäbi halten, während mein Kind uns etwas kocht.

Wehmütig beobachte ich die Anderen. Gerne würde ich auch einige Bekanntschaften machen, mich «unters Volk» mischen. Aber nein, meine dickköpfige Älteste lässt mich nicht weg. Die anderen Kinder haben sich auf die Spielsachen gestürzt und spielen munter. Alleine oder bereits miteinander. Himmel, erste Freundschaften werden geschlossen und mein Kind beschäftigt sich isoliert in einer Ecke mit Plastikgemüse. Das hat sie bestimmt nicht von mir.

Die Spielgruppenleiterin fordert uns auf, kurz Platz zu nehmen und für unser Kind etwas auszumalen. Endlich darf ich in die Erwachsenenrunde. Immer an meiner Seite: Meine Tochter. Ich quetsche mich auf den Mini-Kinderstuhl und gebe mein Bestes beim Ausmalen. «Immerhin müssen wir nicht unsere Namen singen, nicht?» Mein etwas erbärmlicher, ‚humorvoller‘ Versuch, doch noch ins Gespräch zu kommen, kommt mässig gut an. Alle scheinen auf die Aufgabe fixiert zu sein.

Gegen 09.00 Uhr sind die meisten Mütter und Väter wieder weg. Ich staune. Kein einziges Kind hat geweint, nicht eines.

Und ja, ich bin immer noch da. Sowie eine andere Mama, aber deren Sohn spielt bereits fröhlich für sich. Ob sie aus Mitleid wegen mir bleibt oder vielleicht SIE diejenige ist, die nicht loslassen kann. Ich weiss es nicht. Ins Gespräch kommen wir nicht, da mein Nachwuchs mich voll in Beschlag nimmt.

Um 9.30 Uhr verlässt mich auch die letzte Mutter.

Toll! Immer wieder versuche ich meine Tochter zu animieren, sich mit anderen Kindern abzugeben. KEINE CHANCE. Madame hat inzwischen mehrmals nachgefragt, ob wir denn nun nach Hause gehen können.

«Schätzchen, ich bleibe noch bis zum Znüni und dann geh ich, ok?» «NEIN!»

So sitze ich im Znüni-Kreis mit all den kleinen Menschen auf einem klitzekleinen Zwergenstuhl, meine Pobacken hängen wohl auf jeder Seite runter und ich scheine direkt auf meinem Steissbein zu sitzen. Autsch.

Nach dem wunderbaren, gesunden Znüni (Rote-Beete-Reiswaffeln und Darvida, war das echt meine Idee?) stehe ich ächzend und mühsam auf. «Darf ich jetzt bitte gehen?» «NEIN», ist die stete Antwort.

Bereits 10.00 Uhr. Wenn ich jetzt ginge, könnte ich eine Stunde in Ruhe einkaufen. Was für ein Traum! Alleine einkaufen.

Vorsichtig wage ich den Versuch, denn mein Kind scheint doch noch etwas Anschluss gefunden zu haben und bearbeitet mit einem Gspändli fleissig die Knete. Wie von der Leiterin empfohlen, schleiche ich nicht ab, sondern vereinbare mit meinem Kind, dass ich jetzt gehe und sie bestimmt wieder abhole. Die erstere Variante wäre mir im Moment lieber, aber ich will ja die Erziehungstipps der Kleinkindererzieherin nicht in Frage stellen. «Mäuschen, ich gehe jetzt und hole dich schon bald wieder ab!» und die prompte Antwort zum Dritten: «NEIN!»

Ich ziehe mich etwas zurück und setze mich in die Kindergarderobe, um zu warten. Mein Mädel checkt immer mal wieder, ob ich denn auch wirklich noch da bin. Ab und zu kommt sie zu mir, um nachzufragen ob denn nun schon fertig ist und wir nach Hause gehen können. Mit einem «Nein, geh noch ein bisschen bäbelen», wimmle ich sie ab.

Ich erledige noch ein, zwei Anrufe, antworte auf einige Emails und plötzlich ertönt ein Gong. Der erste Spielgruppentag neigt sich dem Ende entgegen. Die Spielgruppenleiterin beginnt zu singen. Singen – mein persönlicher Albtraum. Singt jemand schräg in den höchsten Tönen, treibt es mir die Fremdschames-Röte ins Gesicht. Ich selbst habe noch nie gerne geschweige denn gesungen. Jedenfalls bringt sie die kleine Meute singend dazu, das Chaos aufzuräumen. Nach zehn Minuten ist die Bude wieder tiptop aufgeräumt. Vielleicht sollte ich doch anfangen zu Singen?

Für die Verabschiedung setzen wir uns nochmals in den Kreis. Wir… als wäre ich bereits ein Teil der Gruppe Kuschelbärli. Meine Kleine strahlt mich kichernd an. «Gäll, schön, Mami?» – Wunderschön mein Kind. WUNDERSCHÖN.

Nach und nach kommen die Eltern zurück. Und ich bin von unserem Spielgruppen-Morgen so erledigt, dass ich gar nicht mehr gross den Kontakt suche, sondern mit meiner sturköpfigen Begleitung gleich heimwärts gehe. Zuhause lege ich mich völlig fertig auf die Couch. Meine Spielgruppen-Gängerin erzählt Papa von unserem spannenden Morgen und was wir alles gespielt haben.

Sie freut sich bereits auf die nächste Woche. Wenn sie wieder mit Mami in die Spielgruppe darf.

 

All jene, die bereits eine Stufe weiter sind, hier der Anfänger-Start der Kindergarten-Mama.

 

Und für alle Pinterestler unter euch:

Bild: Tanaphong Toochinda Unsplash

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