Seit Beginn ist Marianne bei Mamas Unplugged dabei. Und darf sich nicht nur Mamabloggerin, sondern sogar Omabloggerin nennen – wobei nicht sicher ist, ob sie das wirklich so lässig findet… Warum sie für Mamas Unplugged schreibt:
Das hat man mich mehrmals gefragt. Oder auch: Warum ich überhaupt schreibe? Ob ich denn nicht sonst genug zu tun hätte? Ziemlich despektierlich. Wie wenn das Leben nur aus dem Dienst für die Familie und der Erwerbsarbeit bestehen würde.
Fragt man denn einen Mann, weshalb er im Kaninchenzüchterverein ist?
Na klar, Schreiben ist auch Arbeit. Aber eine, die mehr Spass macht als Staub zu wischen, Windeln zu wechseln oder zu bügeln. Denn Schreiben kann auch den Kopf frei machen und helfen, Dinge zu verarbeiten. Das erspart den Psychiater.
Und ich blogge hier, weil ich ein Herz für Mütter habe. Und Nadine auf Arbeit kennen und schätzen gelernt habe. Sie noch unverheiratet, und ich drei erwachsene Kinder, die meine Biografie ziemlich durcheinander gebracht haben. Nadine hat im Büro einiges mitbekommen, was mein Leben als Mutter betraf.
Ich habe alle Höhen und Tiefen des Mutterseins durchgemacht – von himmelhochjauchzend bei den Geburten, bis zu Tode betrübt, als ein Kind mit dem Leben nicht mehr klar kam, ein anderes furchtbaren Liebeskummer hatte und ein weiteres den Studienplatz hinwarf.
Oft war ich versucht, Nadine vor dem Kinderkriegen abzuraten.
Zum Glück konnte ich mich einigermassen beherrschen, Nadine alles noch schwärzer zu malen, als es manchmal bei mir war, denn sonst gäbe es Mamas Unplugged nicht.
Ihr Lieben, ihr habt es also eigentlich mir zu verdanken, dass wir hier versuchen, mit euch diese nicht immer einfachen, oft schwierigen, manchmal glückseligen, hoffentlich auch fantastischen, möglichst nicht katastrophalen und nie vorhersehbaren Jahre als Mama durchzustehen.
Denn die Situation ist nicht einfacher geworden, seit ich vor mehr als dreissig Jahren selbst Mutter geworden bin.
Nicht so, wie ich es mir für die nächste Müttergeneration, für euch, erhofft habe.
Der Druck der Gesellschaft ist nochmals gestiegen, alles möglichst richtig und perfekt, alles unter einen Hut bringen zu müssen.
Wie nerven mich Presseberichte doch, in denen immer darüber geklagt wird, dass es zu wenig Frauen in Führungspositionen gibt. Genau aber jene Manager, die sagen, sie finden keine Frauen für die Chefetagen in ihrer Firma, die haben daheim jemanden, der für sie die Kinder aufzieht, ihnen die Unterhosen wäscht. Und sie selber haben keine Ahnung, wo in ihrer Wohnung der Staubsauger steht, wer als nächstes Geburtstag hat, wann die Hose in die Reinigung soll und wo die Pflaster sind.
Verdammt nochmal, warum begreift ihr Verantwortlichen nicht, was der Grund ist?
Wisst ihr nicht, dass man nicht alles zur gleichen Zeit haben kann? Dass es Dinge gibt, die kostbarer als eine Führungsposition sind? Und dass es nicht möglich ist, ohne schlechtes Gewissen, Einbussen und einem enormen Arbeitspensum alles in den besten Jahren des Lebens easy hinzukriegen?
Ausserdem wissen Mütter immer, wo die Pflaster sind.
Irgend etwas wird leiden, wenn man nicht absolut optimale Bedingungen im Umfeld hat. Und die haben die wenigsten Mütter, um eure Chefetagen zu bevölkern. Und tun sie das doch, macht man sich Sorgen um ihre Kinder und ihren Haushalt.
Es ist immer noch so wie damals – egal, welches Lebensmodell eine Mama auch wählt, es ist nie so ganz okay.
Wie wahnsinnig kräfteraubend Kinderbetreuung ist und wie viel Arbeit ein Haushalt gibt, welche logistischen und mentalen Höchstleistungen es braucht, damit Familie funktioniert, erfährt man wohl nur am eigenen Leib.
Und das sind immer noch mehrheitlich die, die geboren haben, nämlich wir.
Weil wir es vielleicht einfach auch besser können. Nämlich mehrere Dinge gleichzeitig zügig erledigen.
Mehr Ehrlichkeit in meiner Generation wäre wünschenswert gewesen.
Das hatte ich vermisst. Stets wurde alles beschönigt oder unter den Teppich gekehrt, es wurde heile Familie und perfekte Welt gespielt. Nur selten gab eine Mama zu, wie es wirklich war, wie anstrengend, nervtötend, hektisch und stressig, dass sie die Kinder am liebsten auf den Mond geschossen hätte oder den Tag heulend verbrachte, weil einfach nichts klappte, sie eine schlaflose Nacht hinter sich hatte oder alle die Betten wegen einer Darmgrippe voll kotzten.
Es gab in vielen Dingen einen Konkurrenzkampf unter Müttern. Ich fand das alles Energieverschwendung und konnte nicht mittun, ich hatte ein behindertes Kind. Ich lernte so, dass es für uns als Familie stimmen musste, nicht für die, die unsere Art, Familie zu leben, nichts anging.
Wir hören viel zu oft auf zu viele Leute, die zu zu vielen Dingen zu viel sagen.
Ich blogge, weil ich mithelfen möchte, euch Mut zu machen. Seid euch selbst. Habt Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein. Ich möchte euch ermutigen, zusammenzuhalten, auszutauschen, ehrlich zu sein, zusammen zu lachen, gemeinsam zu weinen. Ungeschminkt und unplugged die Dinge beim Namen zu nennen, die nicht perfekt sind, und es auch NICHT zu sein brauchen. Und dabei den Humor und das Lachen und das Gut-zu-sich-selbst-sein nicht vergessen.
Redaktionsassistentin, Autorin, Mutter von drei erwachsenen Kindern und Oma einer Schulkind-Prinzessin und eines süssen kleinen Enkels. Schamgefühle sind nach so einer Mutter-Karriere wie der ihren kein grosses Thema mehr. Sie hat nicht immer Recht. Aber sie liegt selten falsch.
Wow! Sehr gut auf den Punkt gebracht. Leider wird immer noch viel zu viel Energie verschwendet, um eine heile Familienwelt vorzuspielen. Ich finde es schwierig, da nicht in dieses Fahrwasser zu geraten.