Mama auf Jobsuche. Die unendliche Geschichte.

Dieser Beitrag ist Teil einer Serie über «Vereinbarkeit Mamasein und Berufsleben». Rahel Iten berichtet über die Schwierigkeit, einen mit Familie vereinbaren Job zu finden – und den dann noch zu kriegen.

Zwei Jahre bin ich nun Zuhause. Zwei lange Jahre.

Ich liebe meine Kinder, keine Frage. Aber sie gehen mir doch ab und zu mal auf den Sack. Sehr sogar. Darum wollte ich raus, auch wenn ich nicht müsste. Rein finanziell. Aber ich will raus, will mein eigenes Geld verdienen und ausgeben und einfach mal einen Tag oder zwei in Ruhe Mittagessen. Überhaupt mal wieder nur unter Erwachsenen sein und mein Gehirn anstrengen.

Ja ich will! Ich will arbeiten.

Leichter gesagt, als getan.
Denn mehr als zwei Tage kann und will ich meine Kinder nicht abgeben. Wohin ich meine Kinder schlussendlich geben werde, ist auch noch nicht gänzlich geklärt. Erstmal ein Job, dann die anderen Probleme lösen. Wird schon schief gehen.

So sammelte ich meine Daten und Dateien für die Bewerbungsunterlagen zusammen. Was war ich bloss die letzten zwei Jahre? Hausfrau und Mutter? Familienmangerin? Familienfrau? Machte ich gar eine Auszeit für die Familie? Ich entschied mich für den Klassiker: Hausfrau und Mutter. Denn als Managerin oder anderes sehe ich mich nicht.

Ich bewarb mich um jede Stelle, die im Bereich von 20-40 Prozent lag. Wirklich jede, egal, ob darin bereits Erfahrung hatte oder kaum wusste, auf was ich mich da eigentlich bewarb. Frei nach dem Motto: Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.

Und ich bekam Absagen. Viele Absagen. Was ich so nicht kannte.

Rahel vor zehn Jahren (oder so, #tenyearschallenge) über ihren damaligen Job als Jugendarbeiterin in Leitungsposition, interviewt vom B-Magazin.

Früher habe ich mich beworben – vorgestellt – eingestellt. Es war immer sehr einfach für mich, jeden Job, den ich haben wollte, habe ich irgendwie bekommen. Nun hiess es plötzlich: Zu alt, zu jung, zu unsicher (drittes, viertes, fünftes Kind?) und sogar überqualifiziert! Ok. Damit hätte ich nicht gerechnet. Doch als unverbesserlicher Optimist schrieb ich weiter.

Viele wollten die Bewerbung per Mail. Das war für mich ziemlich neu. So lange war ich doch gar nicht weg vom Fenster. Und wenn diese Email-Bewerbung denen nicht passte, meldete man sich einfach nicht darauf. Kein «Danke, wir haben ihre Bewerbung erhalten» oder «Entschuldigen Sie, wir können Ihre Bewerbung nicht berücksichtigen». Einfach gar Nichts. Das finde ich sehr unpersönlich und hatte anfangs Mühe damit. Bei einigen habe ich dann halt die Bewerbung nach mehreren Wochen nochmals geschickt. Leider auch dann ohne Antwort. Jäno.

Ich erhielt Absage um Absage. Ich studierte an den Gründen herum. War ich zu lange weg vom Berufsleben? War ich zu unsympathisch? Lag es an den Kindern?

Anstelle von Jugendlichen betreut Rahel heute Kleinkinder. Ihre Kleinkinder…

Nach langer Bewerbungsflaute entschied ich mich, eine kleinere Weiterbildung zu starten. Und was passierte? Genau! Ich wurde zu einem Gespräch eingeladen. Ich war glücklich und fühlte mich bestätigt. Am Tag des Gespräches war ich nicht wirklich nervös, ich freute mich gerade zu darauf. Ich zog mich an, wie ich immer rumlaufe: Jeans, Shirt und die Haare zusammen gebunden. Geschminkt habe ich nur das Nötigste ergo Wimperntusche. Denn verkleiden ist nicht mein Fall, dann fühle ich mich unwohl und werde wirklich nervös. Ich spazierte gut gelaunt zum Treffpunkt und hatte ein unglaublich tolles Vorstellungsgespräch.

Zwei Tage später hatte ich die Zusage. Die ich im selben Moment wieder absagte. Denn die Stunden für diese 40% Stelle sollte ich auf vier Tage verteilen. So oft wollte und konnte ich meine Kinder nicht abgeben. Doch das Gespräch und die eigentliche Zusage gaben mir wieder Selbstvertrauen für diesen Bewerbungsdschungel.

Ich konnte es noch. Ich war noch gefragt. Trotz Kinder, trotz gebärfreudigem Alter und trotz Haufrauen-Look.

Mittlerweile hatte ich ein weiteres Bewerbungsgespräch. Bewerbungen selbst habe ich im Moment keine offen, obwohl ich mir bei den Email-Bewerbungen nicht sicher bin, denn da meldet sich ja netterweise niemand zurück. Ich bin aber mittlerweile so weit, dass ich nicht mehr auf Biegen und Brechen eine Stelle möchte. Ich hab mich etwas mit dem Familienmangerinnen-Dasein angefreundet. Wenn mir jemand einen Job anbietet, den ich von Zuhause aus machen könnte, lehne ich dankend und lachend ab. Erstens ist Networking bzw. Network-Marketing also Verkauf von Krimskrams nicht so mein Ding und zweitens: Wenn ich denn schon arbeiten gehe, dann weg von Zuhause. Weg von den Kindern. Weg vom Alltag. Denn dieser Tag oder diese Tage sollen ganz für mich und eben für meinen zukünftigen Arbeitgeber sein.

So halte ich weiterhin meine Augen und Ohren offen und hoffe irgendwann noch DEN Job für mich zu finden, der mit meiner Familie, Haus und Hof zu vereinbaren ist. Sollte ich diesen Job nicht gefunden habe bis 2020, erfülle ich meinem Mann seinen sehnlichsten Wunsch. Ein drittes Kind. So bitte, wer hat denn eine Stelle für mich frei? ASAP!!!

 

Weitere Texte der Serie:
Janine Oesch: Sie ist, was keine sein will: Mutter und Hausfrau

 

Bild: Charles Deluvio Unsplash

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