3.00 Uhr morgens.
Das Kind ist inzwischen seit drei Stunden wach. Es ist krank und zahnt.
Und es ist ein Kind, das – wenn es zahnt – die gesamte Bandbreite an wissenschaftlich nicht belegten (so der Kinderarzt) Nebenwirkungen ausschöpft.
Scheiss auf die Wissenschaft.
Das andere Kind zahnt zwar schon länger nicht mehr. Aber es hustet wie ein alter Raucher. Und es ist männlich. Lasst euch gesagt sein, Männergrippe aka «Drama, Baby, Drama» gibt es (wissenschaftlich ebenfalls nicht belegt) bereits im Kleinkindalter. Jawoll.
Es ist nicht die erste Nacht, die ich annähernd durchmache. Und es ist auch nicht so, dass die Tage zwischen den Nächten dafür umso entspannter wären.
3.30 Uhr.
Der Göttergatte beschliesst, das zahnende, kranke Kind ins Auto zu verfrachten. Ein Erfolg. Zumindest für diese Nacht. Denn nach fünf Minuten Fahrt schläft es. Und wir erhöhen unser Schlafpensum um wertvolle zwei Stunden.
9.00 Uhr.
Der Morgen danach. Katerstimmung. Die Sonntagszeitung liegt im Briefkasten. Doch wir sind abwechslungsweise damit beschäftigt, nicht durchzudrehen und nebenbei die Kinder vom Durchdrehen abzuhalten.
12.30 Uhr.
Der Mittagsschlaf. Er findet statt. Diesmal sogar ohne Mutter, die von einem Hustenanfall zum andern rennt und versucht, die Kinder im Schlafmodus zu behalten.
Der Krankheits-Peak, er scheint erreicht zu sein. Yay!!!
14.00 Uhr.
Die Stimmung ist entsprechend gelöst. Die Sonne scheint. Ein kleiner Ausflug ist angesagt. Kältestopp auf dem Spielplatz, danach Aufwärmen im Kaffi nebenan.
Ich sehe aus wie ein Freak. Die Augenringe so dunkel, dass sie zart durchs dick aufgetragene Make-up scheinen. Die Augen gerötet. Die Haare platt. Immerhin konnte ich mich dazu aufraffen, die Trainerhosen durch eine Skinnyjeans ersetzen. Ich glaube sogar, wir wirken wie eine kleine, glückliche Familie.
16.00 Uhr.
Im Restaurant herrscht Hochbetrieb. Soeben löst sich eine grössere Tischrunde auf. Gelächter. Kerzenschein. Ein weisses Tischtuch. Mein Mann und ich gucken uns an. «Frühstens in fünfzehn Jahren wieder», seufzt er und ich fürchte, er hat recht.
Im Cheminée brennt ein Feuer. Wir bestellen Sirup, heisse Schokolade und Brioches. Ich fühl ich wie in meinem ‘Erwachsenen-Wohnzimmer’. Nur, dass diesmal nicht ich die Krümel unter dem Tisch wegwischen, Geschirr abtragen und die Gläser waschen muss.
16.30 Uhr.
Der Zenit ist erreicht. Das zahnende, kranke Kind sieht inzwischen bemitleidenswert aus. Das nur kranke Kind beginnt, Ritterspiele im Restaurant abzuhalten. Wir bezahlen. Draussen im Nebel der Sonnenuntergang. Die Stadt unter uns im Winterabend. Glocken beginnen zu läuten. Die Kinder wollen nochmals rutschen. Ich friere mir alle Zehen ab.
18.00 Uhr.
Das Abendprogramm startet. Spätestens in zwei Stunden sind die Kinder wohl im Bett. Und wir mit ihnen.
1.00 Uhr.
Zeit, aufzustehen.
3.00 Uhr.
Der Papa plant, mittelfristig einen Kranke-Kinder-Chauffeurdienst zu eröffnen und fährt die nächste Runde.
Hat nicht nur den Master in Psychologie. Sondern ist auch Master im Desaster, was ihr als Aufsichtsperson von vier Kindern sehr gelegen kommt. War mal Journalistin in Zürich, jetzt ist sie freischaffende Mutter in Bern.