Geburt und Wochenbett – das hätten wir gerne vorher gewusst

Wie ist das, eine Geburt? Wie muss man sich den Schmerz vorstellen? Welche Geburtsvorbereitungen sind optimal? Was kann ich dazu beitragen, dass die Geburt gut über die Bühne geht?

Diese Fragen werden bereits in unzähligen Foren beantwortet. Viel wichtiger war uns deshalb, all jene Dinge aufzulisten, die wir gerne gewusst hätten, bevor wir das erste Mal ein Kind zur Welt gebracht haben – und gell, selbst dann weiss man noch wenig.

Nachfolgend haben alle Mütter der Mamas Unplugged Redaktion plus unsere Community die wichtigsten Punkte aufgeschrieben. Mit dem Hinweis, dass dies ein mega langer Text ist, dass es sich aber lohnt, die Tipps zu lesen, dass alles immer anders kommen kann – und man es halten soll mit den Gedanken an die Geburt wie mit dem Mund während des Gebärens. Möglichst locker. Denn – so die Hebamme – je lockerer der Mund, desto lockerer der Muttermund.

Wochenbett oder Nach-Geburt unplugged. Frisches Baby und frischer Nachbabybauch. Hätten wir beispielsweise gerne vorher gewusst, dass der nicht einfach weggeht, wenn das Baby da ist | Bilder: Carmela Odoni für Rund8Fit

Sandra Kopp

Die Lehren der ersten Geburt

Tief in den Bauch einatmen. Und ausatmen. Fffffffffffffschschschschhhh. Ich bin im Einklang mit mir selber und mit der urgewaltigen Kraft der Natur, die meinem Körper innewohnt. Einfach atmen. Jede Wehe veratmen. So einfach und so kraftvoll. Das Kind gleitet aus mir raus. Alle sind glücklich.

Doch bei meiner ersten Geburt geschahen Dinge im Gebärsaal, die ich nicht wage auszusprechen, mir aber zu jenem Zeitpunkt ziemlich schnuppe waren. What happens in the Gebärsaal, stays in the Gebärsaal, oder so. (Ausser dem Kind natürlich.) Das Positive daran: Mein Mann fühlt sich mir dadurch noch stärker verbunden als vorher. Glück gehabt.

Eine zweite, bessere Erfahrung musste her. Deswegen habe ich mich in der zweiten Schwangerschaft mit ​Hypnobirthing ​beschäftigt. Auch wenn mir nicht alles davon zusagt, konnte ich Teile davon sehr gut für mich nutzen.

Das, was mir am meisten geholfen hat, war eine App, die mich jeden Abend mit einer sehr angenehmen, sanften Stimme durch eine ​Meditation ​geleitet hat. Leider ist genau diese Hypnobirthing-App​ nicht mehr verfügbar. Vielleicht findet ihr eine andere, die ihr angenehm findet.

Zudem hatte ich ein ​Lied ​im Kopf, das mich während der Wehen ruhiger werden liess. Genauso waren Worte oder ​Sätze,​ die ich mantramässig wiederholen konnte, von grossem Nutzen.

Möglich, dass dank all dieser Dinge, die zweite Geburt grossartig war. Ich möchte es gerne glauben.

Die erste Geburt ist schon eine Weile her. Aber ich weiss noch, dass ich danach vor lauter Schmerzen wochenlang nicht richtig sitzen konnte. Ebenso wenig hatte ich mit den heftigen Babyblues-Gefühlen gerechnet. Das Stillen hat erst mit Stillhütchen geklappt, was zur Folge hatte, dass ich einmal am Tag abpumpen musste, um einer Brustentzündung vorzubeugen. Und obwohl ein Säugling in den ersten Wochen viel schläft, ist seine Pflege überraschend zeitintensiv.

Deswegen noch drei ultimative Tipps für’s Wochenbett:

Elternschaftsurlaub​ – möglichst lange arbeitsfreie Zeit ab Geburt für beide Elternteile. Es gibt mehr zu tun, als man denkt. Wir hatten das Glück, dass mein Mann ab Geburt jeweils zwei Wochen Ferien beziehen konnte. So können alle gemeinsam die erste Zeit als Familie bestreiten.

Ebenfalls Gold wert ist eine gute ​Nachsorge-Hebamme​! Unbedingt rechtzeitig eine Hebamme anfragen, ob sie nach der Geburt Zeit hat. Viele kleine und grössere Sorgen kann sie abfedern und unterstützt mit Tipps und Tricks.
Last but not least: Hört auf eure ​Instinkte​. Lasst euch nicht reinreden und nichts einreden. Meistens machen wir instinktiv​ ​das Richtige für unser Baby. Und das sagt jemand, der während der Anfangszeit akribisch jede Ausscheidung und Stillmahlzeit des Babys notiert hat.

Das Wochenbett. Zerknautschtes Neugeborenes, Bauch und sexy Höschen. Und was ist da drin? Binden, die grösser sind als die Windeln deines Neugebornenen. Warum? Hätten wir auch gerne gewusst vorher. | Bilder: Carmela Odoni für Rund8Fit

Nadine Chaignat

Gut zu wissen

Der Bauch danach.
Die Binde drunter.
Das Blut, läck mir. Das viele Blut.
Dass das ‚Nicht-Piekfein-Sein‘ nichts ist, worüber man sich den Kopf zerbrechen sollte.
Hast du während der Geburt geschissen oder nicht? Who cares. Echt.
Schamgefühl verabschiedet sich. Gut so.
Dass man generell Vorstellungen von Geburt inkl. Playlist über Bord schmeissen soll.
Pläne sind gut, Loslassen einfacher.
Dass es die perfekte Geburt gibt, aber nicht zwingend für dich.
Dass Einleiten nicht schlimm sein muss, sogar gut sein kann.
Dass man sich bewusst machen muss, dass man Umständen und Personen ausgeliefert ist. Wem man vertrauen möchte?
Dass sich überwältigende Liebe nicht unbedingt vor Ort einstellt.
Dass das Leben in den ersten Minuten und Stunden was so Krasses ist.
Milcheinschuss auch.
Stillen nicht einfach. Deshalb kaum Besuch.
Alles neu lernen auch nicht einfach.
Dass man nicht weitermachen muss, wie man wollte.
Dass man überfordert sein darf.
Dass der Mann nicht verstehen kann, was Gebären und Wochenbett bedeutet.
Aber sehr wohl verstehen muss, dass das Leben nicht mehr weitergehen kann wie bisher.
Dass man beim Vorgespräch mit der Hebamme auch ans Wochenbett denken und darüber sprechen sollte.
Dass man im Spital wahnsinnig heiss haben kann.
Dass man im Spital optimalerweise schwarze (das Blut!), bequeme Hose trägt.
Dass im Spital bequeme Hausschuhe (waschbar oder wegschmeissen) was Gutes sind.
Dass man im Spital (und auch danach) wahnsinnig traurig sein kann.
Dass man drum äbe besser wenig Besuch hat.
Dass man generell Besuch spontan hält. Und nie zum Essen.
Dass man im Spital im Wochenbett unendlich viele Termine hat.
Dass es hilft, wenn man eins nach dem andern nimmt.
Dass die Tage, in denen das Baby auf der Brust schläft, einzigartig sind und in dieser Form nie mehr wieder kommen, selbst beim 2. Kind nicht.
Dass das Leben nie mehr dasselbe sein wird. Und das was Gutes ist.
Dass Muttersein ein Prozess und kein Zustand ist.
Dass man das Kind kennenlernen muss.
Sich selber als Mutter auch.
Dass man nicht die Mutter sein kann, die man möchte, weil das Kind vielleicht nicht das Kind ist, das man erwartet hat. Oder man selber anders, als man glaubte zu sein.
Dass jedes Baby anders ist und dass «Wenn A, dann B» nicht bei allen funktioniert.
Dass man jederzeit dem Kinderarzt anrufen darf. OHNE schlechtes Gewissen.
Dass man mehr auf sich selber als auf andere hören soll.
Dass man auch beim dritten und vierten Kind wieder ‚Anfänger‘ ist.
Dass man Respekt haben sollte, aber sich die Vorfreude auf das, was kommt nicht nehmen lassen darf. Es ist überwältigend. Es ist erfüllend..
Noch ganz bödelet:
Dass es zu Haarausfall kommen kann, man sicher ein Jahr danach unfrisiert aussieht, aber: Sie wachsen wieder.
Dass man während des Wochenfluss‘ (Blutungen) nicht baden gehen sollte. Darum: Keine Sommerbabys zeugen. Ist deprimierend!
Dass man sich in den allerersten Tagen wirklich unbedingt ja nicht stressen lassen soll von der Gewichtsdeadline des Babys (so lange man das Gefühl hat, dass das Stillen per se funktionieren würde).
Gopf und das Brusternährungsset. Warum hat man mir das erst bei K4 gezeigt? Das ist der Shit bei allen Babys, die sich stringent auf die Gewichtsdeadline zubewegen.
Ach ja, und der Epi-No, er hat mich (respektive alles untenrum) gerettet.

 

Evelyne Gutknecht

Dinge die ich für Geburt/Wochenbett gerne gewusst hätte:

  • Dass ich bei der Geburt die Ansichten und Entscheidungen der Hebamme und/oder Ärzte auch hinterfragen darf. Dass ich NEIN sagen darf, wenn ich ein schlechtes Gefühl habe oder mir nicht wohl bei einer Sache ist. Dass ich für mich einstehen darf und soll.
  • Dass ein Kaiserschnitt plötzlich eine Option (oder eine Notwendigkeit) sein kann – selbst wenn bis zur Geburt hin eigentlich alles immer reibungslos lief. Ich dachte irgendwie immer, ein Kaiserschnitt gibt es bloss bei Risikoschwangerschaften
  • Dass das Stillen in den meisten Fällen nicht etwas ist, das von heute auf morgen einfach so funktioniert. Dass Baby und Mutter es lernen und üben müssen und es sehr viel Geduld und Nerven kosten kann
  • Dass ich so mega fette Binden brauche, weil es auch Wochen nach der Geburt noch bluten kann
  • Dass ich auch Tage/Wochen nach der Geburt noch aussehe wie im 8. Monat schwanger
  • Dass es durchaus sein kann dass ich mir das pinkeln kaum verklemmen kann und tatsächlich auch mal in die Hose pinkle (nach dem Kaiserschnitt)
Bonding. Was vom Schönsten, wenn alles mehrheitlich gut gegangen ist und gut geht und – Tipp von ALLEN Müttern (sh ganz zuunterst die Tipps unserer Community) – man nicht nonstop Besuch hat. | Bilder: Carmela Odoni für Rund8Fit

Janine Oesch

Drei Dinge, die Geburt und Wochenbett erleichtern

Hebamme:
Verhält sich wie mit der Wahl von einem Psychologen: Die Chemie muss stimmen, sonst bringt das nix. Ich hatte bei vier Kindern vier verschiedene Hebammen (das ist allerdings unseren Umzügen zu verdanken und nicht meinen hohen Ansprüchen) für die Nachbetreuung zuhause.
Da die alles anfassen und inspizieren, was nach der Geburt entweder gerissen oder wund ist, lohnt es sich, dass man sich in dieser nahen Gegenwart der Hebamme wirklich wohl fühlt. Ich persönlich fühlte mich zum Beispiel wohl, wenn man mich mit Erwachsenenstimme ansprach und nicht in säuselnder Babysprache.

Spital:
Ich habe meine vier Kinder im Abstand von 5,5 Jahren geboren. Und in dieser Zeit hat sich schon wieder unheimlich viel verändert, was man im Wochenbett soll, bzw. nicht soll. Hat man mir bei K1 angeboten, das Kind in der Nacht einige Stunden auf die Station zu nehmen, damit ich in Ruhe schlafen kann, war das bei K3 im selben Spital ein No-Go. Während man K1 keinen Nuggi geben wollte, wurde er K2 gleich am 2. Lebtag offeriert. Auf dem Bauch schlafen? K1: Ja nicht! K4: Wenn es so besser schläft…
Gelernt habe ich dabei: manchmal gibt es kein richtig und falsch.
Dass wir heute so viel wissen ist grossartig. Aber manchmal darf man auch wieder lernen, auf den eigenen Instinkt zu hören. Auszuprobieren. Was für einem selber stimmt. Das zu tun, was gerade zuvorderst ist. Aus Erfahrung weiss ich: «Es chunnt scho guet. Allerallermeistens.»

Und noch ganz praktisch:
Nein, deine Lieblingshose von vor der Geburt passt dir drei Tage pränatal noch nicht wieder. Und das ist ok. Nimm lieber eine bequeme Trainerhose mit, um vom Spital nach Hause zu fahren. Das erspart Enttäuschung und Schmerzen.
Kaufe bereits vor der Geburt die fettesten Binden, die du in deinem Grossverteiler finden kannst. Denn abgesehen vom Kind muss da noch mehr aus dir raus. Und zwar verteilt über Wochen.

 

Marianne Plüss

Kurz und knapp

  • …dass man sich wehren darf, wenn etwas aus dem Ruder läuft, ein Arzt beispielsweise aufdringlich wird.
  • …dass man nach einem Dammschnitt nicht sogleich wieder aufs Fahrrad steigen sollte.
  • …dass man nach einer Geburt locker Scheisse aussehen darf und auch der Haushalt mal Nebensache sein darf (da man nach neuen Erkenntnissen mit einem Neugeborenen rund 700 Stunden weniger schläft pro Jahr, oder wie war das?)
  • …dass man getrost die ungefragten Ratschläge der Verwandten ignorieren darf.
  • …dass ein Gynäkologe nicht einfach ungefragt einen Aids-Test machen darf.
Noch wenige Stunden zuvor im Bauch, jetzt ist das Baby da – und der Bauch ist geblieben… | Bilder: Carmela Odoni für Rund8Fit

Rahel Iten

Schwangerschaft und Geburt
20 Dinge, die dir niemand vorher sagt

  1. In den ersten Wochen wachsen deine Brüste – die neuen Dinger sind dir ständig im Weg und auch ziemlich reizbar. Du musst dir neue BHs zulegen, bestenfalls nur einen Cup grösser. Dein Mann findet das aber bestimmt toll. Meiner sagt immer ganz stolz: Ich hab dich erst zur Frau gemacht!
    Und ich sag euch, wenn man vorher nie wirklich Busen hatte… die Dinger sind echt lästig. Beim Kochen, beim Putzen, beim Duschen, beim Anziehen… die sind dann überall.
  2. Dank Hormonumstellung gehst du mehrmals täglich aufs Klo. Stündlich, halbstündlich, alle zehn Minuten, zu jedem noch so ungünstigen Zeitpunkt, immer wieder, 589’602 mal am Tag.
    Die Hormonumstellung macht dich zusätzlich zu einem weinerlichen, launischen, fiesen, miesepetrigen, himmelhochjauchzenden, glücksstrahlenden, eigensinnigen, bizarren, reizbaren, flatterhaften, liebenswürdigen, emotional flexiblen Monsterchen. Süss, oder?
  3. Wassereinlagerungen lassen deine Füsse anschwellen. Heisst, plötzlich auch hier eine Nummer grösser. Schwanger neue Schuhe kaufen ist auch für Shoeaholics keine Riesenfreude. Du kaufst Schuhe in der nächsten Grösse, ohne Schnürsenkel, ohne Klettverschluss, ohne Reisverschluss. Einfach nur zum Reinschlüpfen – und den Schuhlöffel nicht vergessen! Überlebensnotwendig in der letzten Etappe.
  4. Im letzten Trimester findet man kaum eine angenehme Schlafposition. Schwerfälliges Hin- und Herwälzen in diesem Stadium ist normal. Du wirst dicker – die Nächte kürzer. Grazil wie ein Walross kämpst du dich aus dem Bett (jaja auch Nachts ist biselen angesagt…)
  5. Da das Baby den ganzen Platz einnimmt, werden dein Magen und deine Lunge zusammen gedrückt. Auch deine Rippen. Ergo: Du hast zwar Hunger, aber nach ein paar Bissen hast du das Gefühl, du platzt. Du ringst nach kurzen Strecken schon um Atem und deine Rippen sind dauergequetscht.
  6. Dein Bauch beginnt zu jucken – die Haut bis aufs Äusserste gespannt. Zerreissprobe nenne ich das. Du ölst und ölst und ölst, bis du nicht mehr nur wie ein Walfisch aussiehst, sondern dich auch so anfühlst. Mit grossem Glück kommst du ohne Dehnungsstreifen davon. Es gibt Muttis, die sich selbst anlügen und das als «Wunderbare Erinnerung an ihre schönste Erfahrung» bezeichnen. Ähä…
  7. Hämorrhoiden – kannte ich vorher nicht. Und ich sage euch: Das wünscht man seinem ärgsten Feind nicht. Aber auch hier drückt das liebe Kind und das Fruchtwasser auf eine hoch empfindliche Region. Als wollten die Hämorrhoiden flüchten und nehmen den direkten Weg raus. Und sie kämpfen mit spitzen, ätzenden, fiesen Waffen, die Brennen und Jucken und schlimme Schmerzen verursachen.
  8. Deine Schwangerschaft dauert ACHTUNG 10 Monate! Genau! 40 Wochen bist du schwanger. 40 laaaaaaaaaaaange Wochen. Das ist fast ein Jahr! Ein Jahr lang schwanger – eine halbe Ewigkeit. Und jedem, der das nicht weisst, musst du das erklären. Erzählst du einem Unwissendem, dass du bereits im 9. Monat bist, denkt der, das Kind kommt morgen. Aber nein, das Kind kommt erst in vier Wochen. Wenn du denn Glück hast und es sich pünktlich auf den Weg macht. Denn Verspätungen sind da noch nicht einkalkuliert.
  9. Nach diesen gefühlten 100 Jahren Schwangersein, magst du nicht mehr. Du bist nicht mehr glückselig und freudestrahlend und prächtig und voller Liebe und hast ein herziges Baby-Bäuchlein (ausser du gehörst zu diesen sorglosen Müttern, die knapp fünf Kilo zunehmen in 40 Wochen und der Bauch kaum sichtbar ist). Du gehst im Watschelgang, schwingst eine Riesenkugel, keuchst und willst nicht mehr. Fühlst dich rundum UNwohl. Du kommst ganz bestimmt an den Punkt: Das Ding muss raus!!!!
  10. Wehen kann man leicht mit Rückenschmerzen verwechseln. Wehen empfindet jeder anders. Wehen können auch vorne vom Bauch aus kommen. Wehen sind schlussendlich überall und rundherum. Wehen sind unbeschreiblich und undefinierbar. Darum solltest du nie fragen wie sich Wehen anfühlen, du wirst schnell merken, wann du WIRKLICH Wehen hast.
    Und ja, Wehen kommen tatsächlich in regelmässigem Abstand. Doch die Pausen dazwischen sind eindeutig zu kurz. Wenn sie dir sagen, du sollst zwischen den Wehen atmen – dann ATME. ATME!!!!
  11. Während der Geburt wirst du kacken, schreien, vielleicht auch kotzen, sicherlich ein paar Mal alles und jeden verfluchen. Dein Mann wird das alles mitansehen… an vorderster Front. Er wird dich in deinem schlimmsten Zustand EVER sehen. Und… er kann wirklich rein gar Nichts machen. Und du wirst ihn vielleicht auch noch beschimpfen, dass er gar rein Nichts macht. Das Komische… er liebt dich danach noch mehr. Er hat geradezu Respekt. Wahrscheinlich ist er einfach nur heilfroh, dass er der Mann ist und all dies NICHT machen muss.
    Keine Angst, die Hebamme hat schon alles gesehen und mitgemacht – nur keine falsche Scham – obwohl Schamgefühle werden von den Schmerzen komplett ausgelöscht. Scheiss drauf – im wahrsten Sinn vom Wort.
  12. Du trainierst deinen Damm? Schön… Doch der ist nicht das Einzige, was reissen kann. Man erhält auch oft das Rundum-Zerreiss-Paket. Hinten und vorne und innen und aussen. So ein Babykopf kann dich geradezu sprengen.
    Du wirst aber netterweise wieder schön zusammen genäht. Gleich nach der Geburt. Ist eh alles noch taub. Liegst halt noch etwas länger da mit gespreizten Beinen. Dein Schamgefühl hat sich eh schon verabschiedet – es wird auch so schnell nicht wieder kommen.
  13. Du stellst dir bereits vor, wie schön es sein wird, nach der Geburt das Baby auf dem Arm zu halten? Dass man den Geburtsschmerz gleich vergisst? Nä-ääää… Niemand, nicht einer, keiner, kein Mensch vergisst SOOO schnell. Egal wie schön dieser erste Moment vom Baby-Halten auch sein mag.
    Und falls du tatsächlich das Rundum-Zerreiss-Paket hattest, wirst du eh erst zusammen geflickt. Das Baby landet vorerst beim Check, bei der Hebamme oder in Papas Armen. Und da Papa von seinem Werk ganz angetan sein wird, hast du Glück wenn er dir SEIN Kind irgendwann mal abgibt.
    Und zum Vergessen: Auch Tage, Wochen, Monate später wirst du dir noch nicht ganz sicher sein, ob du das jemals wieder mitmachst.
  14. Nach der Geburt blutest du… nicht ein Tag, nicht zwei Tage, auch nicht drei… Nein bis zu sechs Wochen blutest du. Du brauchst XXL-obermegasaugfähige, dicke-fette Binden. Und davon mindestens drei Pack pro Tag. Du musst also nicht nur deinem Kind, sondern auch dir mehrmals am Tag die Windeln wechseln.
    Ich glaube, das ist ein Grund, warum Babies die ersten Wochen so viel schlafen. Dann hat man Zeit, sich um seine Wunden zu kümmern.
    Dank Windeln, möglichen Nähten und geschwollenem Intimbereich, läufst du auch Tage nach der Geburt noch breitbeinig im Watschelgang. Muss man sich also gar nicht gross umgewöhnen nach der Schwangerschaft.
  15. Der Milcheinschuss kommt bestimmt. Deine Brüste werden nochmals EXPLODIEREN! Und einmal mehr kannst du neue BHs besorgen. Sexy Still-BHs. Die zum Runterklappen, wie ein einäugiger Pirat fühlt man sich manchmal, während man stillt. Herrlich! Du konntest dir vorher nie vorstellen, deine Brüste öffentlich zu zeigen? Tja… jetzt darfst du. Und die prallen Dinger darf man auch mit Stolz zeigen. Hey, die ernähren ein Kind komplett! Also – los – holt die Brüste raus. Für die weniger Zeigefreudigen… immer ans Noschi oder an den Schal denken, wenn ihr raus geht.
  16. Juhu, vierzig Wochen auf diverse Esswaren verzichtet – endlich kann ich wieder zuschlagen. Schön wärs… Willkommen in der Stillzeit! Und damit nicht genug, jeder weiss genau Bescheid was nicht gut ist für dein Baby. Jeder hat zu diesem Thema was zu sagen. WIRKLICH JEDER!!! Du bekommst äusserst hilfreiche Tipps. Gemüse – kein Gemüse, Milchprodukte – keine Milchprodukte… hier mein ultimativer Tipp: Göschenen – Airolo.
  17. Haarausfall? Schweissausbrüche? Blutende, wunde Nippel? Nochmals: Herzlich willkommen in der Stillzeit!
    Stillhütchen kannte ich vorher nicht, sind elende Scheissdinger, aber immerhin schützen sie deine Nippel etwas von dem Gesauge und Genuckel.
  18. Geheimratsecken kannte ich bis dato nur bei Männern. Sieht auch bei Frauen nicht besonders sexy aus…
  19. Wochen nach der Geburt wirst du noch schwanger aussehen. Wenn uns auch diverse Models und Fitmoms etwas anderes vorgaukeln. Der Bauch ist nicht von Heute auf Morgen weg. Das Sixpack musst du dir hart und geduldig zurück erkämpfen… falls du denn vorher eins hattest. Es wird empfohlen die ersten Wochen auf Sport (inkl. Bettsport) zu verzichten. Darauf hat man eh keine Lust, wenn man das Gefühl hat, die Vagina hängt bis in die Kniekehlen. Danach startest du mit Altersturnen äh Rückbildungsgymnastik. Herrlich wenn 15 Frauen mit ihrem Beckenboden versuchen «einen Schwamm auszudrücken» oder «etwas vom Boden aufheben»… jap, etwas direkter gesagt: Mit deiner Vagina. «zämezieh – losloh».
  20. So die Schwangerschaft ist vorbei, somit auch das hormongesteuerte Gefühlschaos? Die Stimmungsschwankungen? Ähm… NEIN! Das fängt jetzt erst richtig an! Die Schwangerschaft war ein Witz dagegen.
    Dazu mal ein paar ernste Worte (ja, kann ich auch…). Postpartale Depressionen sind ernst zu nehmen und keinesfalls Anzeichen für Schwäche. Wie es auch keine Schwäche ist, sich Hilfe zu holen!
    Vielleicht gibt es sie tatsächlich, diese Happy-Regenbogen-Einhorn-Candyland-alles-ist-superschön-und-soooooo-einfach-Mütter. Ich hab bis jetzt noch keine getroffen.

 

Mamas Unplugged Community

Best-of Antworten mit hilfreichen Tipps zu Geburt und Wochenbett:

Zu guter Letzt noch einige hilfreiche Tipps zur Geburt und Wochenbett, gesammelt von unserer Community auf Instagram. Das hättet ihr gerne vorher gewusst:

  • dass man während der Geburt ganz sicher nicht an Phasen denkt
  • dass die Hebammen nicht die ganze Zeit anwesend sind
  • wie viel Personal einen im Spital umsorgt (für mich war der ständige Wechsel stressig)
  • dass Stillen nicht immer sofort klappt
  • dass man so starke Nachwehen haben kann, dass man das Gefühl hat, noch ein Kind zu gebären
  • Dass die Geburt ein Versagensgefühl mit sich bringen kann oder auch traumatisch sein kann; und man physiologische und psychologische, professionelleUnterstützung für die Verarbeitung brauchen kann
  • Dass sogar Duschen schmerzen kann
  • Dass die Geburt ein Milestone ist, eigentlich ist das erst ein Anfang
  • Alles kommt anders, als man denkt
  • dass Scham und Ekel die Frau/Mann vorher haben, während der Geburt total nebensächlich werden
  • Dass die Schmerzen erst nach der Geburt beginnen (Stillen, Naht, etc.)
  • Dass eine Einleitung nicht unbedingt schmerzhafter sein muss
  • dass man ausgeruht in die Geburt gehen soll (wenn möglich natürlich) und nicht überarbeitet
  • dass man mit einem Kind, das nicht schläft und wenig isst, so schnell ans Limit kommen kann
  • Keine Besuche, einfach keine Besuche!
    oder auch: nur 1 Besuch pro Tag
    und: Das Baby ist kein Wanderpokal!
  • Nuggi selber ins Spital nehmen, Ruhe!, Einzelzimmer
  • Soulfood vorkochen und einfrieren.
  • Den ganz eigenen Weg gehen
  • Take YOUR (!!!) time, nimm dir die Zeit, die DU brauchst und lass dich von niemandem stressen
  • Kein schlechtes Gewissen haben, wenn man es mindestens sechs Wochen ruhig nimmt danach
  • eine gute Stillberaterin
  • Zmittaglieferdienste von Freunden und Familie, damit man in den ersten Wochen nichts kochen muss
  • Bewege dich immer, verändere immer mal wieder die Position, bis dir wohl ist
  • Austausch mit Gleichgesinnten in gleicher Situation (zB das Stillen abgucken)
  • Brustwarzenpflaster (schon im Spital danach fragen), Multimam Kompressen bei offenen Brustwarzen, auch Lasertherapie geht bereits im Spital
  • Nimm Hilfe an, wenn sie dir angeboten wird. Du bist deswegen keine schlechte Mutter
  • Für uns: Ambulant Gebären und Wochenbett ab Tag 1 mit sehr guter Hebamme zuhause
  • PDA einfordern (früh genug), wenn gewünscht
  • Ein Familienzimmer nehmen
  • Wochenbindenvorrat und Netzhöschen für Zuhause (für den Start nach Spital gleich die vom Spital mitnehmen)
  • Hilfe 1x pro Woche bereits im Vorfeld organisieren; Absagen kann man immer, Anfragen ist schwieriger
  • Stilltops von H&M sind super
  • Man kann auch bei klarem Kaiserschnitt (Beckenendlage) auf Wehen warten und «spontanen Kaiserschnitt» haben
  • Hebammenpodcasts – verwandeln Angst vor Geburt in Motivation, das Baby endlich bei sich zu haben
  • Mir hat Meditation vor der Geburt geholfen, das hat mir sehr viel Ruhe gegeben
  • Arnikatücher für die Wunden, sehr wertvoll
  • Ins Geburtshaus, und sei’s auch nur für das Wochenbett
  • Dass man nicht von heute auf morgen Mutter wird, sondern dies ein Prozess ist, für den man sich Zeit geben soll. Freiheiten loslassen ist hart, finde ich.
  • Am Anfang nach der Uhr des Babys leben und danach schnell Strukturen schaffen

 

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