Florida mit Kindern. Unsere Gastautorin Janine Oesch hat es gewagt, und ist mit Mann und vier Kindern (ja, vier) über den grossen Teich ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten geflogen. Auf dem Plan: Freunde besuchen und mit einem RV Camper zwei Wochen Florida zu erkunden. Dass die Möglichkeiten für die Familie dann eben doch begrenzt sind, haben sie ziemlich schnell gemerkt, als sie sich die Preise von Disney und Konsorten zu Gemüte geführt haben. Wenn man jedoch darüber weg gekommen ist, Cinderella und «Schneewitzli» (wie Janine’s Kids sie nennen) nicht persönlich zu treffen, merkt man:
Es gibt ja auch andere tolle Dinge zu entdecken in Florida! Und das haben sie dann auch gemacht.
Man mag von den Amis halten was man will, aber etwas muss man ihnen lassen: Reisen in ihrem Land ist super einfach, unkompliziert und wunderschön. So haben sie zum Beispiel schon früh ihre schönsten Orte unter Schutz gestellt und als National oder State Parks deklariert. Oft nur wenige Minuten vom Highway entfernt, findet man sich so in den schönsten, naturbelassensten Gegenden wieder. In vielen Parks hat es einfache Campgrounds, wo man mit dem RV/Wohnmobil (oder natürlich auch Zelt) günstig übernachten kann. Die Plätze sind meist ausgerüstet mit Wasseranschluss, Picknicktisch und einer Feuerstelle. Und: Mit der Natur.
Unsere Kids liebten es, auf Entdeckungstour zu gehen, auf Bäume zu klettern, Tiere zu beobachten und fangen zu spielen.
Marshmallows bis zum Abwinken und romantische Sonnenuntergänge inklusive. Das sind Ferien.
Unsere Übernachtungsplätze haben wir übrigens oft spontan mit der App «All Stays» gefunden. Dort sind von den teuren 5-Sterne Campgrounds bis zu den kostenlosen Walmart Parkplätzen alle Übernachtungsmöglichkeiten mit Erfahrungsberichten aufgeführt, und viele kann man direkt über die App buchen.
Unsere Top 7
Reisetipps Florida mit Kindern
Key West – Mallory Square
Uns wurde vorgängig eher davon abgeraten, die lange Strecke von Miami nach Key West mit Kindern zu fahren. Wir aber finden: Doch, unbedingt machen! Der Weg ist ja bekanntlich das Ziel und der Weg ist super schön. Wenn den Kindern die Brücken irgendwann verleiden, dann wird bei uns halt auch mal das iPad eingeschaltet und jedes Kind darf fünfzehn Minuten gamen – schwupps, schon wieder eine Stunde rum.
Mit unserem RV nach Key West reinzufahren erwies sich dann allerdings als keine gute Idee. Deshalb haben wir den auf dem Campground gelassen und uns total jung und hip(strig) gefühlt, als wir mit der UBER-App eine XL-Karosse für die Fahrt ins Städtchen bestellt haben. Die UBER-App gehört übrigens auch zu den Highlights unserer Ferien: Man kommt blitzschnell von A nach B und lernt dabei noch interessante Menschen kennen.
Der Mallory Square gleicht jeden Abend einem Rummelplatz. Verschiedene Künstler zeigen ihr Können, es gibt Essenstände und Musik. Und einen Sonnenuntergang, der wirklich atemberaubend ist. Wenn man dann nicht einen Fünfjährigen hat, der es stocklangweilig findet, eine Viertelstunde wie eine Sardine in der Dose gepresst mit 1000 anderen Menschen einer glühenden Kugel beim langsamen Absinken zuzuschauen. Und einer Dreijährigen, die sich und allen in Reichweite stehenden Personen in eben dieser Menschenmasse, genüsslich ihr Eis anschmiert. Aber als die Sonne dann ihren Auftritt beendet hatte, schlenderten wir durch die lebhaften Gassen, und blieben an einer Bar hängen, wo ein Latino-Sänger gerade seine Version von «Despacito» zum Besten gab. Unsere Kids begannen ausgelassen zu tanzen und wir gönnten uns in Ruhe (also ohne Kinderlärm) einen Mojito. Oder zwei. Und waren danach abermals dankbar für unsere UBER-App…
Islamorada – Robbie’s
Wie ein kleines, kunterbuntes Vagabundendorf kommt Robbie’s auf den Keys daher. Irgendwo kann man für ein paar Dollar einen Kübel voll mit Fischen kaufen, die man dann auf dem Pier an die riesigen Tarpune im Wasser verfüttern soll. Wie in einem Computergame kreisen, stehen und schwimmen rundherum Pelikane, die auch Fisch mögen, ihn aber nicht kriegen sollen. Ziel ist es, die kleinen Fische den Grossen zu verfüttern, ohne ins Wasser geschubst zu werden oder einen Fisch an die Pelikane zu verlieren. Ein echtes Erlebnis für die Kids, eine Zitterpartie für mich als Mutter. Denn diese Dinger sind zwar nur halb so gross wie meine Dreijährige, dafür aber doppelt so aggressiv. Wahrscheinlich um meine Nerven noch weiter zu stretchen, erspähte meine Erstgeborene im seichten Wasser auch noch einen Hai. Game over. Aber hey, schliesslich haben wir uns ja bewusst gegen Sea World, etc. entschieden, um die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu betrachten.
Everglades – Anhinga Trail
Apropos Tiere beobachten: Alligatoren-Watching gehört zu Florida. Punkt.
Bestaunen kann man die Tiere auf dem Velo, auf einer Airboat Tour, oder aber: Zu Fuss. Das haben wir gemacht, und zwar beim super schönen Anhinga Trail. Da spaziert man über ganz viele Stege und kann den Tierchen hautnah beim Faulenzen oder Schwimmen zusehen. Oder aber in unserem Fall dabei, wie sie frisch fröhlich eine Schildkröte als Lunch verspeisen. Kam bei 50% unserer Kinder nicht so gut an, dieses Natur-Pur-Erlebnis. Dafür glaubten sie uns am Abend auf dem Campground, den wir unter anderem mit sieben Alligatoren teilten, dass man nicht zu nahe an die Tiere ran darf, weil die wirklich gefährlich sind.
Gulf Coast – alles
Es würde den Rahmen sprengen, wenn ich jedes Highlight der Golfküste aufschreiben würde. Wir haben fast überall Delfine gesehen, Tonnen von Muscheln gesammelt, die schönen Farben des Meeres bestaunt, versehentlich in einem Senioren Campground übernachtet, uns beim Shoppen gestritten, Haifischzähne gesucht und nicht gefunden, stundenlang im Meer gebadet und uns von den Wellen wegtreiben lassen, eine Parkbusse geholt, und, und, und…
Um kurz die Highlights vom Highlight zu benennen: Lovers Key State Park, Sanibel Island (und dort unbedingt im «Lazy Flamingo» essen!!!), Anna Maria Island, Fort de Soto State Park.
Chassahowitzka River
DER Geheimtipp von unserem Freund aus Florida schlechthin! Steht in keinem Reiseführer und ist aber wunderschön. Und das Beste: Ich weiss mittlerweile sogar, wie man diese Ortschaft ausspricht! Wenn man dort ist, unbedingt ein Kanu mieten und auf dem kristallklaren Fluss lospaddeln zu «The Crack». Dauert etwa eine Stunde und dann ist man im absoluten Paradies. Belohnt wurden wir auf dem Weg mit Schildkröten und Manatees und einer atemberaubenden Natur, wie zum Beispiel natürlichen Pools im Fluss.
Lego Land
Ja, so ganz ohne Freizeitpark gings dann eben doch nicht. Wir haben uns fürs ziemlich neu eröffnete Legoland entschieden, weil wir fanden, dass es unseren Bedürfnissen (Kids zwischen 3-8, sowie einem Ehemann, dem sogar auf der Geisterbahn der Dorfchilbi schlecht wird) am besten entspricht. Neben einigen Rollercoastern für mich und die grossen Girls, Lego-Baustellen für den Sohn und Flossfahrten für die Kleinste und meinen Mann, gibt es auch noch einen Wasserpark, wo man super einen halben Tag plantschen und sich austoben kann. Unbedingt darauf achten, dass man nicht am Wochenende oder an einem Feiertag hingeht. Und man muss sich bewusst sein, dass die natürlich Geld machen, wo sie nur können. So blättert man für Parkplatz und Schliessfach im Wasserpark z.B. je nochmals 15 Dollar hin. Aber wir sind ja schliesslich in den Ferien, gell.
Miami South Beach
Grossstädte mit Kindern, da sind wir die Falschen. Uns ziehts meistens weg vom Getümmel. Da aber unser Flug mit einer französischen Airline (die ich jetzt nicht beim Namen nenne) wegen Streik gecancelled wurde, wurden wir zu einer Extranacht in Miami «verknurrt». Nachdem alles umorganisiert war, entschlossen wir, das Beste daraus zu machen. Wir quartierten uns in South Beach in einem Boutique Hotel (the Clay Hotel) im belebten «Espanola Way» ein. In Gehdistanz davon ist die «South Beach», die Shoppingmeile (aber wer braucht schon so was…) sowie verschiedenste, gemütliche Restaurants. Da die kleinen Füsse unserer Kinder irgendwann ausgelatscht waren, haben wir beim Bike und Surf Shop «Fritz» Bikes für die ganze Familie gemietet und damit die Strandmeile erkundet. Auf jeden Fall empfehlenswert, vorausgesetzt man besitzt die nötige Gelassenheit, dass die Kinder in einer Grossstadt während der Rush Hour mit dem Fahrrad unterwegs sind (ja, ich hab Blut geschwitzt).
Fazit
Würden wir wieder gehen? Aber klar! Vieles würden wir wieder genau so machen. RV Camping zum Beispiel finden wir in den USA super! Die Kids übernachten jeden Abend im selben Bett, und doch immer wieder woanders. Man ist mobil, spontan und flexibel und hat alles gleich zur Hand. Gebucht haben wir übrigens auf www.camperboerse.de. Damit haben wir schon einige Male super Erfahrungen gemacht.
Die Amis sind total kinderfreundlich und man ist überall willkommen. Wenn man mal dort ist, ist das Leben relativ günstig. Dass wir weder Sea World noch Disney gesehen haben, bereuen wir nicht. Wir hatten so viele andere Gelegenheiten, Tiere „live“ zu sehen. Und mein Adrenalin hatte auch so genügend Möglichkeiten, in die Höhe zu schiessen (siehe Alligatoren und Hai).
Einziger Reuepunkt von mir: dass wir uns keine Go-Pro geleistet haben. Vieles was wir erlebt haben war am, bzw. im Wasser. Auf Anna Maria Island erspähten wir Delfine und konnten mit unserem SUP zu ihnen rauspaddeln und sie spielten richtig mit uns. Diese Erinnerung ist zwar in meinem Herzen festgemeiselt, aber auf der Computerfestplatte wär es trotzdem auch noch nett.
Wir träumen jedenfalls schon vom nächsten Abenteuer. Mal schauen, wohin es uns ziehen wird.
Janine Oesch (36) liebt ihre quirlige Gang, bestehend aus Mann und vier Kindern und einer nicht ganz bedürfnisbefreiten Katze, die das Leben freudiger, bunter, chaotischer und gestresster machen. Wurde zum Glück als Überlebenshilfe für den Alltag mit einer guten Prise Ironie und Gelassenheit ausgerüstet.
wir träumen vom Reisen in die USA mit unseren Kindern – ich eher in Florida, mein Mann im Westen 🙂 Da im Moment alles in den Sternen steht und sich so grosse Reisen nicht wirklich planen lassen, kommt mir dein Artikel gerade recht.
Vielen Dank für’s Mitnehmen und den echten Einblick ins Reisen mit Kindern.
Sehr interessiert hätte mich noch, wie ihr euch im Camper organisiert habt. Also ob ihr auch gekocht habt z.b. & Gepäckorganisation…
Die App für die Stellplätze ist schon mal gespeichert.
Liebe Grüsse
Sandra
Hey Sandra,
Toll, dass ihr einen Urlaub in die USA ins Auge fasst. Wir LIEBEN die USA und haben bereits viele Gegenden bereist. Wir sind immer wieder auf’s Neue begeistert, egal wo :-).
Zu deinen Fragen:
Wir handhaben das oft so, dass wir im RV Camper frühstücken. Je nach Programm gibt’s dann zum Mittagessen Sandwiches (wir wandern gerne) oder Fast Food (Amerika halt) und zum Nachtessen kochen wir im Camper was einfaches.
Vom Gepäck her organisieren wir uns aktuell gerade mit 4 grossen Koffern (wir sind 6 Personen) & geben noch unser Standup Paddle auf. Die Kinder nehmen noch Rollkoffer in die Kabine und wir 2 Rucksäcke für Wanderungen.
Hoffe das hilft dir weiter. Du darfst mir gerne auch noch privat schreiben: janine.oesch@mamasunplugged.ch
Liebe Grüsse und viel Spass beim Planen!
Janine
Liebe Janine,
vielen Dank für den tollen Reisebericht. Genauso würden wir es auch machen wollen. Wie lange wart ihr denn eigentlich unterwegs? Meinst du ein Wohnmobil lohnt sich auch für zwei Wochen?
LG;
Michaela