Olivia Abegglen
Olivia (30) ist Mama von zwei Jungs und bloggt seit 2015 auf www.fraeuleintiger.ch über alles was sie im Mamaalltag beschäftigt, inspiriert oder anregt. Ehrliche Worte sind ihr wichtig, Humor, Selbstironie und tolle Erinnerungen an diese wunderbare und zugleich intensive Mamazeit.
Regen prasselt auf das Dach. Die Bodenheizung läuft. Die feiern wir bei kalten Temperaturen besonders. Tag drei der lang ersehnten Campingferien, in denen Vorstellung und Wetter so gar nicht zusammenpassen. Wir bleiben positiv. Denn das, was Campingferien für uns so besonders macht, ist das Gefühl, nahe an der Natur zu sein. Beim Öffnen des Vorzelts den Duft von Morgentau in der Nase zu haben. Das Vogelzwitschern hören. Abenteuer Natur entdecken. Draussen sein.
Ich bin seit jeher ein Campingkind. Jetzt nicht hardcoremässig mit Zelt, Isomatte und Schlafsack (das war als Jugendliche ja noch ganz schön…), aber als Erwachsene und Mutter zweier Kinder bevorzuge ich doch die etwas luxuriösere Variante: Wohnwagen oder Bungalow aka Mobilheim. Seit der Erfüllung von unserem grossen Traum, einem eigenen Wohnwagen, sind wir nur noch damit anzutreffen. Versteht mich nicht falsch, auch das Zelten hat seinen Charme. Denn alles in allem sind es Ferien auf dem Campingplatz. Und für mich gibt es nichts Schöneres.
Infiziert mit dem Camper-Virus
Schon meinen Eltern haben klassische Hotel-Ferien nicht zugesagt. Deshalb machten wir vor etwa 26 Jahren unsere ersten Campingerfahrungen in einem gemieteten Wohnwagen in Tenero. Schnell wurden Camping-Gspändli gefunden. Für mich als Einzelkind war das natürlich besonders wertvoll. Das Campingfeeling spürten wir alle sofort und liebten es seit Tag eins. Ich konnte den nächsten Campingurlaub jeweils kaum erwarten. Wir mieteten fix platzierte Caravans oder bezogen einen Bungalow. Denn einen eigenen Wohnwagen konnten sie sich erst kaufen, als ich bereits flügge war.
Da ich meinen Mann vor vielen Jahren «Camping-infiziert» habe, war uns klar: Wir wollen, spätestens wenn wir Kinder haben, unseren eigenen Wohnwagen haben. Und ihnen so früh als möglich dieses Gefühl von einem «zweiten Zuhause auf Rädern» ermöglichen. Dies, solange sie noch klein sind und mit uns Ferien machen möchten und wir somit viele tolle gemeinsame Momente verbringen können. Von den bereits erlebten Abenteuern im zweiten Zuhause möchten wir alle keines missen.
Auch dieses nicht, als wir in unserer allerersten Nacht schier erfroren sind, da wir die Türe des Wohnwagens sowie die Fenster nicht richtig geschlossen hatten und die Heizung ebenfalls nicht eingeschaltet war. Das im April. Oder als wir im gleichen «Übungsaufenthalt» die Ventile des Wassertanks nicht geschlossen hatten und beinahe den Wohnwagen inklusive Vorzelt unter Wasser gesetzt haben. Aber wie sagt man so schön – aus Fehlern lernt man.
Vorbereitung für die Campingferien
Dennoch. Für alle Camping-Laien: Fakt ist, man muss sich die Ferien erst etwas «verdienen». Alle müssen etwas dazu beitragen und zusammenarbeiten. Angefangen mit dem Packen des Proviants, den drölftausend Kleider (na gut, ich gehöre zu denen, die lieber etwas zu viel mitnehmen, als zu wenig, weshalb ich gefühlt die halbe Wohnung in den gut sechs Meter langen Caravan packe) und dem ganzen anderen nützlichen Kram, über den Aufbau des Vorzelts und somit des gesamten «Interieurs». Damit zuhause nichts vergessen geht, führe ich jeweils eine Checkliste, die ich jedes Mal vorher ausdrucke und «tubelisicher» abhake. Darin sind auch wichtige Punkte, die den technischen Bereich vor der Abfahrt, während der Fahrt und nach den Ferien betreffen beinhaltet. Dies auszuführen, würde hier aber vollends den Rahmen sprengen.
Besonders am Anfang sind wir deshalb häufiger aneinandergeraten. Aber hey, etwas Teamwork hat doch noch keiner Familie geschadet. Inzwischen ist vieles eingespielt.
Ab in die Campingferien
Bevor es losgeht, muss der Wohnwagen an das Auto angehängt werden. Deichsel, Kupplung, Deichselschloss und das ganze andere «Pipapo» sollte von einem Profi gezeigt und angelernt worden sein. Respektive uns Eltern aus der Generation «grünem L» (ihr könnt euch jetzt selber etwa denken, wie alt wir sind), wurde keine Anhängerprüfung im Führerausweis einfach so «geschenkt». Mein Mann musste Fahrstunden nehmen und natürlich die Prüfung bestehen. Denn das ganze Rückwärtsfahren usw. ist nicht ohne. Ich würde allen dazu raten, ein paar Stunden beim Fahrlehrer zu investieren. Damit ihr dann auch ein gutes Gefühl beim Fahren eurer geliebten Fracht habt. Und schnell geht die Fahrt mit Anhänger natürlich nicht vonstatten. Mit stolzen 80 km/h «tötterlen» wir gemütlich auf der rechten Fahrbahn und vertreiben uns die Zeit meist mit unterhaltsamen Reisekofferspielen, Filmchen schauen auf dem iPad, Geschichten hören oder erzählen, singend, schlafend oder Proviant knabbernd.
Auf dem Campingplatz
Erst einmal angekommen wird der Wohnwagen auf dem gemieteten Stellplatz abgehängt und an den bevorzugten Ort hingestellt. Man berücksichtigt dafür gerne den Sonnenverlauf für eine möglichst angenehme Temperatur im Wohnwagen sowie die entsprechende Aussicht. Dabei scheiden sich natürlich die Geschmäcker und das eingetrichterte «Nie Ohne Seife Waschen-Sprüchli» macht endlich einen Sinn – nicht nur in Zeiten von Corona.
Nachdem die vier Stützen runtergelassen sind, mit der Wasserwaage die gerade Position ermittelt ist, kann endlich der Wohnwagen wieder betreten werden. Die Kids freuen sich immer sehr, das Zweitdomizil zu beziehen. Da wir ein ultrapraktisches, aufblasbares Vorzelt besitzen, dauert das Ganze maximal eine halbe Stunde und wir Erwachsenen können dies Hand in Hand aufbauen. Sobald das Vorzelt steht und sämtliche Sturmseile befestigt wurden, kann alles Weitere in Ruhe ausgepackt und aufgestellt werden. Ebenso muss der Wagen mit Strom versorgt, Wassertank und Toilettenspülwasser aufgefüllt, Gas aufgedreht und andere To Do’s erledigt werden. Zuerst wird die Ikea SAMLA-Box der Kinder, die zuhause mit sorgfältig ausgewähltem Lieblingsspielzeug befüllt wurde, ausgepackt. Dann sind sie bestens gelaunt und beschäftigt. Checkpot.
Aber ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, mein Mann und ich wären am Ende des ersten Tages nicht wahnsinnig müde…
Ihr denkt nun vielleicht, wieso sich diese ganze Mühe mit Vorzelt und allem schön einrichten machen. Natürlich ginge es auch mit schnell ausgelassener Markise und etwas weniger Schnickschnack. Haben wir so gemacht, als wir noch keinen eigenen Wohnwagen hatten. Doch dank diesem herrlich schnell aufgestellten Extrazimmer bleiben bei Regen und Wind alle Jacken, Schuhe, Spielsachen, Wäsche, ja einfach alles, trocken und sauber und vor allem an Ort und Stelle. Im eher engen Wohnwagen kann nicht gross gespielt werden, dafür ist unsere Spielecke im Vorzelt ein weiterer Rückzugsort, den wir alle sehr schätzen.
Campieren mit Familie
Wenn dann alles an seinem Platz ist, kann’s auch endlich losgehen und die Ferien in vollen Zügen genossen werden. Die Kinder können sich auf den tollen Spielplätzen der Familiencampingplätze austoben, mit den mitgebrachten Velos oder Trottis um die Wette sausen oder im besten Fall auch beim Baden vergnügen.
Das Essen wird, wenn man sich nicht gerade eine Pizza über «d’Gass» oder andere feine Take Away Menüs gönnt, in der hauseigenen klitzekleinen Campingküche zubereitet. Das liebe ich ja mitunter am meisten. Inzwischen bin ich sehr geübt auf den drei Gasflammen nicht nur subito Pasta mit Pesto zuzubereiten, sondern durchaus auch andere Menüs zu zaubern. Wie zum Beispiel ein leckeres Pizzabrot aus dem Omnia Campingbackofen, der auf dem Gasherd tolle Dienste erweist. Letztendlich schmeckt uns das selbst gekochte Essen einfach am besten. Man kennt die Zutaten, kann auf die verschiedenen Geschmäcker und Vorlieben der einzelnen Familienmitglieder eingehen und spart Geld. Was man dann wiederum für tolle Aktivitäten in der Umgebung gut gebrauchen kann. Und last but not least. Die Kinder müssen nicht ständig im Restaurant stillsitzen, den Eltern bleibt somit das ganze Unterhaltungsprogramm sowie etliche Schweisstropfen erspart, die Jungmannschaft kann bereits etwas spielen, während die Erwachsenen gerne noch etwas länger sitzen bleiben möchten. Der Abwasch erledigt sich danach natürlich nicht von allein. Doch ist er eine Gelegenheit, mit vielen anderen Campinggästen in Kontakt zu kommen, oder man nutzt die Zeit für ein paar Minuten Ruhe im hektischen Familienalltag.
Da man hauptsächlich die sanitären Anlagen auf dem Campingplatz benutzt, ist mir sehr wichtig, dass diese vor allem sauber und wenn möglich etwas moderner sind. Generell mögen wir lieber etwas grössere Campingplätze, die zentral gelegen sind, auf denen man einiges entdecken kann und wo Familien mit Kindern sind. Denn es ist immer wieder schön zu sehen, was beim Campingurlaub für Bekanntschaften entstehen können und wenn dann alle gemeinsam die Strasse mit Kreide verschönern, Spiele gespielt werden, geht einem einfach das Herz auf.
Schlechte Witterung, trotzdem schöne Campingferien
Es hilft – wie bereits am Anfang erwähnt, wenn auch das Wetter beim Camping etwas mitspielt. Denn wenn die Wäsche tagelang nicht trocknet, das Zelt ständig geflutet wird, nachts geheizt werden muss und sich die meisten in ihren eigenen «Schneckenhäusern» verkriechen, dann kommt einfach nicht die gleiche Stimmung auf. Und dies beim gesamten Campingvolk.
Ausserdem bleiben so Socken und Gummistiefel der Kids nicht lange trocken. Auch dass man ständig in funktionstüchtiger Outdoorkleidung wie Trekking-Schuhen, Gummistiefeln, Badelatschen und nicht besonders stylischen Fleece- und Regenjacken herumrennt, ist Fakt. Aber das interessiert auf dem Campingplatz niemanden. Den hardcore Schlabberlook auszukosten, tut in den Ferien einfach gut. Hier gibt es keinen Dresscode oder andere diverse Knigge-Regeln wie im Hotel.
Wenn die Kleinen dann mal durchschlafen oder nicht noch Rambazamba bis tief in die Nacht machen, könnte der Abend ganz entspannt und in Ruhe mit dem Partner im Vorzelt genossen werden. Von dem waren wir dieses Jahr jedoch noch etwas weit entfernt, doch auch das sind Phasen, die vorübergehen und hey, es sind im Grossen und Ganzen nur «wenige» Sommerferien, die die Kinder mit uns Eltern verbringen wollen, bis sie dann selber ihre eigenen Reisen unternehmen werden. Deshalb sollten wir die gemeinsame Zeit bestmöglich geniessen. Wir tun das am allerliebsten auf dem Campingplatz!
Weitere praktische und hübsche Must-Haves für den Campingurlaub mit Kindern findet ihr auf meinem Blog.
Empfehlenswerte Familiencampingplätze in der Schweiz sind unter anderem:
Auch grössere Familien mit mehr als zwei Kinder sind auf den Campingplätzen keine Seltenheit. Sei es im Zelt, mit dem Wohnmobil, in etwas grösseren Wohnwägen oder dann in den komfortablen Mobilheimen findet bestimmt jeder etwas nach seinem Geschmack.
Inspirierend, spannend oder schlicht unterhaltsam. Die Texte unserer GastautorInnen wollen wir euch garantiert nicht vorenthalten und freuen uns, dass sie unsere Elternwelt bereichern.
Super Artikel! War sehr hilfreich. Danke dafür 😀 Es ist sehr spannend zu lesen, wie ein Campingurlaub abläuft!