Fix. Und fertig! Fixleintücher zusammenfalten für Anfänger

Kaum hatte ich eine handgenähte, kostbare, edle, zwölfteilige Aussteuer mit meinem eleganten Monogramm gekauft, erfand jemand das Fixleintuch. Das war irgendwie eine Katastrophe.

Niemand wollte jetzt noch wunderschöne Bettwäsche mit meinem Monogramm haben, das mit zarten Rosenranken verziert war.

Gestickte Rosen waren furchtbar altmodisch. Ich war altmodisch und bin es geblieben. Mir gefallen die Rosenblüten bis heute.

Vielleicht hatte der Erfinder oder die Erfinderin vom Fixleintuch auch zahllose Leintücher, so wie ich, mit Monogramm, aber im Gegensatz zu mir nie gelernt, wie man mit der traditionellen Ausstattung ein Bett perfekt einbettet. Das hat man mir im Welschland beigebracht. Und wehe, das Oberleintuch war nicht auf den Millimeter exakt umgelegt. Dann rupfte Madame das ganze Bett wieder auseinander und ich durfte von vorne beginnen.

Das fertige Bett musste aussehen wie aus dem 3D-Drucker, wenn es denn damals schon einen gegeben hätte.

Wahrscheinlich sind also diesem aussteuergeplagten Erfindergeist eines Tages die Sicherungen durchgebrannt, und er nähte seine Leintücher an den Ecken zusammen. Dann stichelte er noch einen Saum und zog ein elastisches Band rundherum ein. Da sich das alles steif und klobig anfühlte, und falls er ein Mann war, seine Frau gerade ein T-Shirt für das Kind nähte, kam er auf den Gedanken, das mal mit Jersey zu versuchen…

So vielleicht fing der Siegeszug des Fixleintuches an.

So könnte es gewesen sein. Reine Spekulation.

Mit einem Fixleintuch geht das Einbetten fix. Straff gespannt und perfekt fixiert, wie Stars nach einer Schönheits-OP, so sieht ein Bett damit aus.

Meine Aussteuer habe ich daher fast nie gebraucht, ausser dann, wenn ich weisse Tischdecken nötig hatte. Ich dachte sie aufzubewahren für im Kriegsfall, wie es Oma tat, um daraus Verbandsmaterial zu reissen.

Aber das Glück war mir gnädig. Ich wurde bisher von Kriegsnot verschont.

Was sich also veränderte, das war mein Bettinhalt. Ich schlief nun nordisch, ohne Oberleintuch und kratzende Wolldecke, stattdessen hatte ich nun einen Kerl mit heissen Ohren im Bett.

Aber – ein Problem blieb.

Fixleintücher lassen sich nicht so nett zusammenfalten wie gewöhnliche Leintücher.

Mich nervten diese blöden Knäuel im Schrank, die Deutsche nobel Spannbettlaken nennen. Stets sah es unordentlich aus. Alles geriet durcheinander und wenn ich den Schrank öffnete, rollten sie mir auf dem Kopf. Das regte mich auf. Genau so muss sich der Erfinder über das Gerumpfel des traditionellen Lakens genervt haben, weil er nicht gewusst haben muss, wie man früher ein Leintuch straff zog und fixierte.

Ich überlegte, wie diese Stoffbündel in ansehnliche und platzsparende Päckchen zu verwandeln waren.

Nach einiger Zeit hatte ich den Kniff raus und im Schrank herrschte Ordnung. Ich war begeistert und fand mich einfach gut.

Aber – ich  bekam Konkurrenz.

Der Hausmann der Nation löste mit einer Spannbetttuch-Kolumne eine Flut von Vorschlägen aus.

Sie flatterten dem von uns allen Angebeteten massenhaft ins Haus.

Bänz Friedli, der Traum-Hausmann, den wir alle mit Handkuss genommen hätten.

Er widmete sich dem Thema ausgiebig.

Und hier ist der Moment, wo ich endlich einmal angeben muss. Meine von mir entwickelte Technik war besser als alles, was dem Bänz zugetragen wurde.

Und diese Technik des Fixleintücher zusammenfalten ging so:

Ich stülpte die vier Ecken übereinander, so dass die gute Seite zuletzt aussen war. Das konnte in der Luft oder auf einem grossen Tisch geschehen. Dann faltete ich den breiten Rand, den die genähten Ecken ergaben, nach innen. Danach konnte man das Laken so falten, wie es am besten in den Schrank passte. Sehr feiner Jersey und glatter Satin blieben aber ein Problem, sie glitten mir vom Stapel runter.

Also klaute ich den Kindern eine dieser Spielzeugboxen.

Hier schichtete ich die Laken hinein, so wie man Unterlagen in ein Hängeregister tut. Das sah prima aus, aber wohin damit? In den Schrankfächern hatte die Box keinen Platz. Aber – sie passte perfekt ins unterste Fach vom Schrank. So konnte ich den meist leeren Raum unter den aufgehängten Anzügen meines Mannes prima ausnützen. Dieses System schuf mir zwei leere Regalbretter im Schrank, wo ich nun Platz für anderes hatte. Für rote Reizwäsche und so unnützes Zeug.

Ich fand die Lösung wirklich gut. Stolz zeigte ich das meinem Mann. Die Wirkung war enorm: «Sonst nichts zu tun gehabt heute? Hausfrau müsste man sein!»

Und dann wundern sich die Männer, warum wir den Bänz verehren.

Wenn aber der Bänz unser idealer Hausmann ist, was bin ich dann, liebe Frauen?

Ich bin die Frau mit der nie benützten, mit zarten Rosenblüten bestickten Aussteuer.

Gekauft über eine Kollegin, die eine sehr demente Oma hatte. Diese Oma, von Beruf Weissnäherin, hat jahrelang von Hand für ihre längst verheiratete Tochter, die die gleichen Initialen wie ich hatte, bis ins hohe Alter täglich an der Aussteuer genäht. Täglich. Hunderte von Oberleintüchern, Unterleintüchern, Taschentüchern, Handtüchern, Geschirrtüchern, Kopfkissenbezüge und Deckenbezüge.

Dass es nun Fixleintücher gab, und die Tochter längst verheiratet war, das begriff sie nicht mehr.

Diese Geschichte fand ich traurig. Wie so viele andere auch habe ich etwas von den Sachen gekauft. Zwölf Ober-, zwölf Unterleintücher, und einige schöne Taschentücher. Es war ein solidarischer Sozialkauf. Denn Frauen sollten zusammenhalten.

Damit hat man dann Omas Pflege finanziert.

Auch wenn ich die Sachen kaum brauchte und aus Bequemlichkeit und Leidenschaft dem aalglatten Fixleintuch verfiel, war der Aussteuerkauf nicht das Dümmste, das ich je getan habe…

Und wer mit seinen Fixleintüchern nicht klar kommt, kann bei mir einen Kurs im Fixleintücher zusammenfalten buchen.

Kursdauer: 15 Minuten und eine Tasse Kaffee.

 

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