Ein Jahr Corona. Zeit, DANKE zu sagen.

Wir feiern ein Jahr Pandemie. Ein Jahr danach und immer noch in aller Munde, aber hoffentlich nicht in aller Körper. Massnahmen sind doof, Regeln sind doof, Masken sind doof, Corona ist am dööfsten!

Doch wenn ich zurückblicke auf dieses Jahr voller Corona, sehe ich auch die Chancen, die sich aufgetan haben. Sachen, Dinge, Zeugs, das ich ohne Corona nie für mich entdeckt hätte. Das mich zu einem besseren Menschen gemacht hat. Äh, naja, fast. Sinnvolles und Sinnloses, das ich dank Corona kennenlernen durfte. Für euch meine Errungenschaften im Überblick.

1.) Endlich Netflix im Abo

Wir kannten es vom Hörensagen. Wir leben zwar auf dem Land, aber nicht auf dem Mond. Die Süchtigen hatten uns von den Serien vorgeschwärmt. Wir wurden vorerst zu Co-Abhängigen. Haben den Stoff von anderen bezogen – wie schön, dass man sich dieses Laster teilen kann mit verschiedenen Accounts. Doch der Tag kam, an dem wir unser eigenes Abo freischalteten.

Das war’s.

Wir und unsere Kinder verfielen dem Teufelskreis von Serien, Filmen und Dokumentationen.

Mein Mann suchtete «Walking Dead». Abend für Abend musste ich unter Zombie-Gestöhne und Geballer den Schlaf finden.

Schlaflose Nächte. Jetzt, wo die Kids endlich durchpennen.

Dann kam meine Zeit. Ich versuchte, hart zu bleiben, schaute mal hier, mal da rein. Dann traf ich auf «Frankie & Grace». Verdammt! Diese zwei alten Schrullen mit den schwulen Ehemännern haben mich voll erwischt! Warum genau, weiss ich nicht mal.

So sass ich Abend für Abend gebannt mit Chips und Co. vor Netflix statt im Kino. Ausgangsfeeling light. Und Kino jeden Abend gönn ich mir ja sonst auch nie.

2.) Erweiterte Gastgeber Skills

Ohne gross angeben zu wollen, aber: Ich bin gewappnet für die nächste Party. Ich habe im Lockdown meine Catering-Gastgeber-Koch-Skills auf ein nächstes Level gebracht. Sei es beim Brotbacken (das sind imfall echte Kunstwerke inzwischen), Kuchen backen oder allgemein beim Kochen.

Ich habe mich an riesige Fleischstücke, ganze Braten, gewagt. Habe sie liebevoll mariniert und massiert. Niedergegart.

Miner Läbtig habe ich sowas noch nie gemacht. Aber es ist echt geil!

Auch Konfis und Co. habe ich das erste Mal in meinem Leben selbst gemacht. Süsse und salzige Snacks in allen Varianten durchprobiert. Dank meiner Porsche-Küchenmaschine ist das alles ein Klacks. Ich möchte ja keine Werbung machen, aber es hat irgendwas mit Thermo und Mix zu tun.

Ich könnte inzwischen locker ein Mehrgangmenü zaubern. Von A-Z selbstgemacht. Leider konnte ich während der Pandemie nie wirklich Gäste einladen, aber jeder, der künftig mein Haus betritt, wird umfassend bekocht werden… ich bin parat.

3.) Homeoffice – Büro in Flexibel

Was viele Arbeitgeber früher für unmöglich hielten, wird mehr und mehr zu einem «Ding». Homeoffice ist gar nicht so schlecht wie sein Ruf. Auch ich habe dank diesen Neuerungen etwas zu feiern: nämlich einen neuen Job. Teils im Homeoffice mit sehr flexibler Zeiteinteilung und einen fixen Tag vor Ort. Vor der Pandemie habe ich gar nie darüber nachgedacht, von Zuhause aus zu arbeiten.

Der Tag im Büro dient mittlerweile vor allem der Sozialisierung. Weil so ganz ohne Büroklatsch und Tratsch, ohne direktes Feedback und Austausch, ist der Alltag ja doch ein bisschen eintönig und langweilig. Und die Personalpartys nicht vergessen – auf die warten wir doch alle.

Obwohl ich dank Homeoffice-Trend meinen neuen Job habe: Ich warte gerade sehnlichst, dass ich aus diesem Irrenhaus komme. Während ich hier schreibe, wurde ich von meinen minderjährigen Mitarbeitern aka Kindern bestimmt 8956 Mal unterbrochen. Zukünftig werde ich meine Homeoffice-Zeiten so legen, dass KEIN Kind in der näheren Umgebung ist. Wo bitte geht’s denn jetzt zur Personalparty? Ich brauche einen Drink!

4.) Weingelage im Keller

Apropos Drink. Nicht, dass ich während der Pandemie viel mehr getrunken hätte. Nein, ich bin eher die Gesellschaftstrinkerin. Aber ich hatte genug Zeit, auch den Keller mal wieder genauer zu betrachten. Echte Schätze lagern da unten, längst vergessene Weine. Prosecco, Bier, Schämpis en masse. Es wird Zeit für laue Sommerabende mit Freunden. Der Wein und der Pandemieblues müssen weg. Anstossen auf das, was wir bisher geschafft haben, auf dass wir gesund sind und hoffentlich bleiben. Trotz Pandemie gab es so viele Gelegenheiten zum Feiern.

Kinder wurden geboren, Ehen geschlossen, Geburtstage und Meilensteine gefeiert, Ausbildugen wurden abgeschlossen und neue Jobs wurden angetreten. Alles durfte man nicht im grossen Stil zelebrieren. So wird es Zeit, das alles nachzuholen – im grossen Stil! Also, so gross es halt im Rahmen der Massnahmen des Bundesrats möglich ist, natürlich. Immerhin wurde die Promillegrenze fürs Homeoffice noch nicht heruntergesetzt.

5.) Selbstgekrönte Online-Shopping-Queen

Vielleicht ein bisschen zu viel Neues. Oops. Man gönnt sich ja sonst nichts. Die Online-Shopping-Anbieter hatten bestimmt ein Jahr lang Party-Party. Fast täglich kamen Päckchen an, die mein Budget sowie die Post (sorry, Herr Pöschtler) strapazierten. Aber ich schwöre, alles Sachen, die ich brauche. Irgendwann. Vielleicht. Das sexy Cocktailkleid für die nächste Hochzeit ist seit Monaten ready, getragen zu werden. Der hübsche Jumpsuit schreit nach einer Grillparty im Freien mit Freunden. Gummistiefel fürs Openair, das ich nie mehr besuchen werde und tatsächlich auch schwarze Fake-Leder-Leggings warten in meinem Schrank für den nächsten Pärchenabend. Die müssen leider noch länger warten – muss erst die Corona-Pfunde loswerden.

Mittlerweile musste ich mich etwas bremsen mit dem Shopping. Online-Shopping-Detox ist angesagt. Was echt hart ist, denn gewisse Anbieter schicken dir Mails wie

«Rahel, wir vermissen Sie. Hier unsere neusten Angebote… Klicke hier» oder «Rahel, wo bist du? Nutze unsere Corona-Rabattaktion JETZT… sieh es dir an!»

Vor Corona wusste ich nicht, dass man Mailabos beenden kann. Jetzt beende ich fast täglich solche Abos. Zwei Klicks und weg damit. Da vermisst man das gute alte Lädele und Bummeln durch die Stadt. Da kommt nach zwei, drei Wochen keiner zu dir und sagt: «Wir vermissen dich, schau doch mal wieder rein!» Aber wie gesagt, mein Kleiderschrank ist parat für Partys aller Art. Die Lockerungen können kommen.

6.) Voll verZOOMt

Wenn man sich schon nicht live treffen konnte, wurde halt öfters mal gezoomt. Mal ein Weiberabend, mal ein virtuelles Essen mit Freunden oder ein sicheres Treffen mit den Urgrosseltern. Zoom wurde hier definitiv weniger fürs Business genutzt, dafür umso mehr für private Zwecke.

Erheiterndes Teammeeting von Mamas Unplugged.

Dank Zoom kann ich mittlerweile schneller als mein Schatten die Stummtaste einschalten. So wird das quengelnde Kind oder der aufkommende Görps gleich gemutet. Auch bei der Kamera weiss ich inzwischen, wo der OFF-Knopf ist. Denn wenn die Sitzung aufs Klo verlagert wird, muss ja nicht gleich jeder dabei sein.

Und wenn Zoom fürs Business genutzt wird, gibt es eine Regel zum Zoom-Outfit «Oben hui, unten pfui», also eigentlich zwei: 1. Niemals verwechseln (unten hui und oben pfui) UND 2. Nie aufstehen, wenn die Kamera läuft.

Diese Business-Zooms bieten zudem einige private Einblicke in die Leben von Chefs, Mitarbeitern und Co. In den Weiten des Internets findet man massenhaft lustige Videos, wie Moderatoren, Sitzungsleitende, etc. von Familienmitgliedern oder dem Familienhund unterbrochen werden.

Auch die Wanddekorationen der Mitzoomer konnten genauer unter die Lupe genommen werden. Mal hingen da düstere Fotografien, mal war eine Wand tapeziert mit Kinderzeichnungen. Oder ganz klassisch, das Wandtattoo mit dem Evergreen: «Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum!» Ähä…

7.) Private Pool-Party in Endlosschlaufe

Ja, dieser Hotpot in unserem Garten… Lange Zeit war ich nicht Fan davon. Ich bade nicht wahnsinnig gerne. Obwohl mein Mann ihn mir damals zu Weihnachten gebastelt hat. Aber das ist eine andere Geschichte.

Je länger der Lockdown andauerte, umso mehr Gefallen fand ich an diesem wohlig warmen, sprudelnden Ding. Wenn wir mal Gäste hatten, natürlich im Rahmen der bundesrätlichen Vorgaben, sassen wir stundenlang darin. Es wurde getrunken, geredet und viel gelacht. Überhaupt habe ich unseren Umschwung und unsere Wohnsituation mehr zu schätzen gelernt.

Oft, als wir draussen im Pool sassen, fuhren Familien auf ihren Fahrrädern vorbei und erhaschten einen kurzen, leicht neidischen Blick auf uns. Immer wieder hörten wir noch Satzfetzen wie «Da würde ich jetzt auch reinhopsen…» oder «Die haben’s schön!» Schön ist es tatsächlich hier bei uns. Und der Hotpot gibt uns jede Woche einen Grund zum Feiern. Weinkeller lässt grüssen.

8.) Ohrwurm Jerusalema

Na, wer summt gleich mit? All diese Challenges waren doch irgendwie genial. Zoo-Mitarbeitende, Polizisten, Heimbewohner, Jung und Alt tanzten. Manche Videos füllten mir echt die Augen mit Pipi.

Auch wenn man irgendwann das Lied nicht mehr hören kann. War doch früher im Ausgang genau dasselbe. Ein Lied kam IMMER. Egal, wo man war: Das eine Lied wurde immer gespielt. So katapultierte mich Jerusalema ein bisschen zurück in meine wilde Partyzeit. Damals… als ALLE diesen Tanz zu «Danza Koduro» tanzen konnten. Sobald das Lied eingespielt wurde, raunte ein jubelndes «WOHOOO» durch die Menge und es ging ab auf die Tanzfläche!

Inspiriert von Jerusalema holte ich meine alte Party-Playlist raus und tanzte mit den Kids durchs Haus. Erinnerungen für mich aufleben lassen und Erinnerungen für die Kinder schaffen – zwei Fliegen mit einer Klappe.

9.) TikTok-Talent oder zumindest Fan

Als Jugendarbeiterin im Homeoffice (haha) musste ich mir im April etwas einfallen lassen. Mir war bewusst, dass ich die Jugendlichen über ihre Social-Media-Kanäle erreichen konnte. Und das ist nicht Facebook aka das Altersheim für Social-Media-Anwender oder Insta. NEIN!

Tiktok und Snapchat fanden den Weg auf mein Smartphone. Und beides verstehe ich bis heute NICHT.

Ich habe einige gemacht, also Tiktok-Videos. Mehr schlecht als recht. Snaps check ich echt null. Habe jeweils zwei, drei Follower, die meine Sachen netterweise oder aus Mitleid sogar liken.

Unmengen an TikTok-Videos habe ich mir bisher angesehen und gewisse sind echt genial. Auch wenn sich mein eigenes TikTok-Talent in Grenzen hält, da draussen gibt es lustige, amüsante, kreative und talentierte Menschen, die lassen mich diese App feiern. Tiefgründige, traurige und höchst kreative Videos spuken da herum.

Übrigens haben wir von Mamas Unplugged während des Lockdowns unsere Plattform um einen TikTok-Account erweitert. Ihr findet unsere TikTok-Videos HIER.

Soweit meine Gründe zum Feiern und Dankbar-Sein trotz Pandemie. Ein Hoch auf uns, Mütter, Väter, Frauen, Männer, Kinder, Jugendliche, Teenies, Alt und Jung. Pandemie-Party on! Auf geht’s zum Lock-Dance, natürlich zu… Jerusalema!

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