Abenteuer Schweden. Reisen mit Familie.

Du suchst Tipps für Abenteuer Schweden für dich und deine Familie? Hier serviere ich dir eins. Aber Vorsicht. Wenn ich Abenteuer sage, dann meine ich Abenteuer. Nicht so «es bizzeli Natur». Sondern richtig. Hardcore «Ich kacke eine Woche nur draussen und dusche nicht»-Abenteuer. Mit Kindern. Und Freunden. Und nein, ich habe vorgängig nicht genau realisiert, worauf ich mich einlasse.

Schon lange liebäugelte mein Mann mit einer mehrtägigen Flossfahrt in der wilden Natur Schwedens. Trotz meiner Jungschi-Vergangenheit habe ich mich lange erfolgreich quergestellt, indem ich die Kids als Ausrede vorschob. Als sich Hubby in seiner «Whisky und Theologie Weiterbildung» in Schottland (don’t ask, aber ja das gibt’s) dann aber mit einem Schweden anfreundete, war der Fall klar:

Wir reisen schnellstmöglich in den Norden.

Reisen in Südschweden. Unsere Reiseroute.

Schweden ist gross. Und die Distanzen weit. Nach viel Recherche einigten wir uns auf folgende Fixpunkte:

  • Einige Tage an der westlichen Schärenküste relaxen.
  • Danach weiter in die Gegend vom Vänern See (dem grössten See in Südschweden). Anschliessend Abenteuer Flossfahrt auf dem Klarälven-
  • Im Anschluss zur Erholung in den Glaskogen Nationalpark und von dort wieder in die Zivilisation nach Göteborg.

Anreise nach Südschweden

Nach längerem Abwägen haben wir uns entschieden, mit dem Auto nach Kiel zu fahren und von dort aus die Nachtfähre nach Göteborg zu nehmen. Das würden wir unbedingt wieder so machen, die Fährenfahrt ist ein super Erlebnis. Unsere Kids sind unkomplizierte Autofahrer und so haben wir die Strecke Luzern-Kiel in einem Schnurz gemeistert.

Es würde sich natürlich auch lohnen, in der Lüneburger Heide oder sonst wo im Norden Deutschlands eine Nacht Pause einzulegen (von Freunden erprobt und für gut befunden).

Westküste Südschweden entdecken

Schweden ist weit mehr als Wälder und Seen. Die einmaligen Schärenküsten sind unserer Meinung nach ein «Must-see-and-do». Zum Ankommen haben wir uns zuerst einige Tage in einem gemütlichen Airbnb mit Meerblick in der Nähe von Uddevalla eingemietet.

Uddevalla

Die Tage kann man locker damit verbringen mit dem SUP oder Motorboot einsame Inseln zu erkunden und dabei Seehunde und Vögel zu erspähen, Muscheln zu sammeln, Krabben zu fischen (DAS Ding in Schweden) und zu baden. Es empfiehlt sich, ein Boot für den ganzen Tag zu mieten, um auf abgelegene Inseln zu kommen.

Krabben fischen. Laut Locals verbringen schwedische Kinder ihre Sommerferien mit diesem Hobby.

Uddevalla ist aber auch ein guter Ausgangspunkt für viele tolle Ausflüge. Unsere beiden Highlights waren:

Marstrand

Die Insel Marstrand erreicht man vom Festland aus mit einer kleinen Fähre, die regelmässig hin und her fährt. Auf Marstrand erwartet einem schwedisches Ferienfeeling pur. Es lohnt sich, nicht nur die Festung und die Promenade anzuschauen, sondern die Insel zu Fuss zu umrunden. Enge Felsspalten, atemberaubende Aussichten und Höhlen können entdeckt werden.

Idylle auf Marstrand. Ok, es war mehr eine Erschöpfungspause vom vielen Wandern…
Lysekil

Lysekil ist bekannt für sein Aquarium, das «Havets Hus», wo man viele einheimische Meerestiere bestaunen kann. Unserer Meinung nach kann man sich das aber schenken. Wir fanden es ein bisschen mickrig für den saftigen Eintrittspreis.

Was wir dafür umso mehr empfehlen und eines der Highlights von unserer Reise war, ist das Naturreservat.

Wandern, Steine behüpfen, faulenzen, baden, repeat.
Wandern, Steine behüpfen, faulenzen, baden, repeat.

Komischerweise stand das in keinem Reiseführer.

Parkieren kann man beim Fussballfeld und von dort die Halbinsel, die unter Schutz steht, zu Fuss auf vielen kleinen Wanderwegen umrunden, bzw. erklettern. Dazwischen können Hartgesottene einen Badestopp einlegen. Oder aber man wartet mit dem Baden bis man wieder zurück ist, wo es ein kleines Strandbad mit einer sympathischen Snackbar hat. Win!

Fjällbacka

Auf der Weiterreise zu unserem zweiten Airbnb, machten wir einen Abstecher nach Fjällbacka. Hier wurde ein Teil des Films «Ronja Räubertochter» gedreht. K1 hat den Film kurz vorher in der Schule gesehen, und da wir den berühmten Astrid Lindgren Park nicht im Programm hatten, wollten wir wenigstens diesen Ort besuchen. Eine gute Idee, ABER: Geht nicht am Wochenende dahin.

Das Hochplateau von Fjällbacka bietet eine der atemberaubendsten Aussichten über die Schären.
Das Hochplateau von Fjällbacka bietet eine der atemberaubendsten Aussichten über die Schären.

So vielen Leuten sind wir auf unserer gesamten Reise sonst nirgends begegnet.

Auch hier lohnt es sich, die extra Meile zu gehen und nicht schon bei den berühmten Felsspalten wieder kehrt zu machen, sondern das Plateau zu erklimmen und die Wanderwege zu erkunden. Belohnt wird man mit atemberaubender Aussicht über die Schären. Nicht grad das Hobby von unseren Kids, aber für ein schwedisches Glacé mit Streusel machen die fast alles mit.

"Dörf's no es bizzeli meh sii?": Wandertrophäe.
«Dörf’s no es bizzeli meh sii?» Wandertrophäe.

Bevor wir das nächste Airbnb in der Nähe von Ed bezogen, nutzten wir noch das «Jedermanns Recht» aus. In Schweden darf man (sofern nicht anderes beschildert) überall in der Natur für eine Nacht sein Zelt aufschlagen und übernachten. Dank Google Maps haben wir einen super einsamen und romantischen Ort an einem See gefunden. In der Wildnis an einem menschenleeren Ort campen, baden, essen und schlafen gehört zu jedem Schweden Urlaub.

Kinder im Zelt, Papa auf dem SUP.
Kinder im Zelt, Papa auf dem SUP.
Einmal Paradis, bitte.
Einmal Paradies, bitte.
Unser Zeltlager im Wald, am See.
Unser Zeltlager im Wald, am See.

Flossabenteuer

Nun aber zum gross angekündigen Abenteuer, auf das wir uns mit einer befreundeten Familie eingelassen haben. «Vildmark i Värmland» bietet seit 1980 Flosstouren auf dem Klarälven an. Mittlerweile ist alles sehr professionell aufgegleist, man wird vorgängig mit Videos top informiert, im Flossbau geschult und doch tut dies dem Abenteuer keinen Abstrich.

Schlussendlich ist man ja doch alleine mit dem selbstgebauten Floss der Natur und einander ausgesetzt.

Nach einer Nacht auf dem einfachem Campingplatz von Vildmark wird man frühmorgens samt Kind und Kegel mit einem Car zum Bauplatz gefahren und ist den ersten Tag ausschliesslich mit Flossbau beschäftigt. Der Bau ist ein nicht zu unterschätzender Kraftakt. Denn das Floss besteht aus Baustämmen. Grossen Baumstämmen.

Trotz vorgängig wöchentlichem Bootcamp-Training konnten meine Freundin und ich die riesigen Dinger teils nicht gemeinsam bewegen. Auch die Kinder konnten entsprechend leider nicht viel mithelfen. Das stolze Ergebnis am Ende des Tages war dann ein 9×3 Meter grosses Floss. Unser Daheim für die nächsten Tage, für zehn Personen.

Tschüss Privatsphäre, hallo Unkompliziertheit.

Nach dem Flossbau waren wir Erwachsenen schon ziemlich k.o., doch das Abenteuer begann nun erst so richtig.

Die äusseren Bedingungen der folgenden Tage waren leider nicht ganz auf unserer Seite. Da es schon lange nicht mehr richtig geregnet hatte, führte der Fluss nur wenig Wasser. Dies wirkte sich nicht nur auf unsere Geschwindigkeit aus, sondern auch auf all die Hindernisse im Wasser, wie Sandbänke und Felsen, auf die man aufzulaufen drohte. Das heisst, wir mussten wirklich aufmerksam sein.

Vorgängig dachten wir, dass wir jeden Tag so sechs Stunden auf dem Floss verbringen, und dazwischen immer wieder irgendwo Halt für Sightseeing und Einkäufe machen würden. Da wir aber eine vorgegebene Zeit hatten, innert der wir wieder am Ziel sein mussten, verbrachten wir jeden Tag zehn (!) Stunden ohne Pause auf dem Floss.

Nach diesen zehn Stunden legten wir irgendwo an, stellten unsere Zelte auf, kochten unser Abendessen und gingen schlafen.

Nach einem abenteuerlichen Tag auf dem Floss zaubern wir ein feines Nachtessen.
Nach einem abenteuerlichen Tag auf dem Floss zaubern wir ein feines Nachtessen.
Unsere Floss-Crew.
Unsere Floss-Crew.

Das Frühstück gab’s dann am nächsten Morgen jeweils erst wieder nach getaner Arbeit (=Zelte abbauen) auf dem Floss. Hierbei ein Hoch auf unsere Kids, die super mitgemacht haben und dies, obwohl wir weder iPads noch sonstige Medien mitgeführt haben und sie wirklich auch viel mit anpacken mussten. Und auch ein Hoch auf uns, die wir vorgängig genügend Essen gekauft haben. Nach kurzer Zeit waren wir ein eingespieltes Team und jeder hat seinen Teil dazu beigetragen, dass es ein unvergessliches, tolles Abenteuer wurde.

Wenn wir nicht gerade notfallmässig irgendwelchen Bäumen, Sandbänken oder Felsen ausweichen mussten, verbrachten wir die Tage mit Spielen, Essen und Tanz-Partys. Ich denke jeder von uns kam irgendwann im Verlauf dieser Tage mal an seine Grenzen, gerade am letzten Tag, als es grösstenteils regnete und wir uns alle nach einem richtigen WC, Bett und einer warmen Dusche sehnten.

Das Gefühl, als wir nach fünf Tagen am Endpunkt ankamen, war unbeschreiblich.

Selten in meinem Leben war ich so erschöpft und so stolz zugleich wie in diesem Moment.
Selten in meinem Leben war ich so erschöpft und so stolz zugleich wie in diesem Moment.

Nass und müde, aber unheimlich stolz auf das, was wir geleistet haben. Und das Gefühl, ein echtes und funktionierendes Team zu sein. Das ist, was in Erinnerung bleibt.

Glaskogen Nationalpark

Als Erholung haben wir uns eine kleine Kabine im Glaskogen Nationalpark gebucht. Die Natur dort ist nochmals so richtig Schweden-Bilderbuch like. Es gibt unzählige Kilometer Wanderwege, auf denen man die Natur zu Fuss erkunden kann, oder natürlich Kanu Vermietstellen, um dasselbe auf dem Wasser zu machen.

Einmal malerische Idylle.

Achtung: In der Hochsaison muss alles vorreserviert sein. Überlaufen wirkt der Nationalpark dank begrenzter Übernachtungsmöglichkeit jedoch nicht, man findet immer eine ruhige Ecke.

Einziger Minuspunkt von mir und meinem Pre-Teen, a.k.a. K1:
Die langersehnte Dusche hatte kein warmes Wasser.

Göteborg

Göteborg ist wirklich eine super tolle Stadt und bietet enorm viel für Familien! Es hat zum Beispiel riesige Parks mit Tieren und Spielplätzen, einen grossen Hafen, alte Festungen, romantische Gässli und coole Shops und Cafés im trendigen Haga Quartier. Ob man sich mit vier Kindern wirklich auf einen City Trip wagen soll, sei dahin gestellt. Mein Wunsch nach Shopping hab ich jedenfalls ziemlich schnell wieder begraben. Dafür haben sich die Kids im Kawaii Shop ausgetobt.

Göteborg an sich würde ich aber sofort wieder besuchen. Mit einer Freundin…

Über Dänemark zurückfahren

Die Rückfahrt nahmen wir über Dänemark in Angriff. Als Abschluss verweilten wir spontan drei Nächte im Zelt auf einem Campingplatz (Gl. Klitgaard Camping og Hytteby) in Lyngby bei Lokken in Nordwestdänemark. Das Wetter meinte es gut mit uns und wir genossen drei Tage Badeferien.

Unsere Highlights dort war die atemberaubende Landschaft mit dem kilometerlangen, einsamen Strand, den riesigen Sanddünen, die man beklettern und runterrutschen konnte, und das gratis Peeling mit dem Schlamm am Strand, das uns von Einheimischen empfohlen wurde. Auch die Sonnenuntergänge haben es uns angetan und uns völlig überraschend einen super Abschluss unserer Skandinavien-Reise beschert.

Gratis Peeling am Strand von Lyngby.
Gratis Peeling am Strand von Lyngby.
Endlose Sandstrände, riesige Dünen und atemberaubende Sonnenuntergägne.
Endlose Sandstrände, riesige Dünen und atemberaubende Sonnenuntergägne.
Was will man mehr?
Was will man mehr?

Dieser Bericht enthält keine bezahlte Werbung. Sondern schlicht und einfach unsere Reiseerfahrung.

TOP 5 – MUST DO WHILE IN SWEDEN

  • Krabben fischen
  • Boot oder Kanu mieten und einsame Inseln erkunden
  • Elche füttern (es gibt unzählige Parks mit Elchen)
  • an einem einsamen See campen und vom «Jedermanns Recht» Gebrauch machen
  • Blaubeer-Kuchen essen

 

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