Hätte mir vor Jahren jemand gesagt, dass ich mehrmals täglich den Boden unter dem Esstisch staubsaugen und wischen würde. Ich hätte etwas abschätzig gelacht. Und gedacht: Meine Kinder werden ihr Essen auf direktem Weg in den Mund schieben. Mit Gabel und Messer wohlverstanden.
Jetzt lache ich nicht mehr. Höchstens über mein früheres Ich. Denn wenn ich eins gelernt habe: Kinder machen, was sie wollen. Und in dem Moment, wo man denkt «Ojjj, meine Tochter hat die WC-Bürste-Phase einfach ausgelassen, geil!!!», entdeckt man sie beim heimlichen Kloputzen.
Echt passiert.
Muttersein kostet mich alles.
Wie ich beispielsweise das eine halbe Jahr überlebt habe, in dem meine Tochter nonstop krank war und der ältere Sohn parallel dazu alles unternommen hat, um eben so viel Aufmerksamkeit zu kriegen wie sie: Ich. Weiss. Es. Nicht.
Ich habe vier Kinder. Einen Mann, der 100% arbeitet. Ich selbst arbeite mehr als vorher. Nur nicht mehr das, was ich gelernt habe (Psychologin, Marketing-Projektleiterin, TV-Redaktorin und Print-Journalistin, in der Reihenfolge). Das ist zuweilen überfordernd. Mamasein hat mir niemand beigebracht. Sowas wie Babysitten kannte ich nur aus Filmen. Die entwicklungspsychologischen Vorlesungen hatte ich weitgehend umschifft.
Doch weil alle anderen Stärken und Interessen in unserer Partnerschaft entsprechend ausgerichtet sind, hat sich daraus eine fast klassische Rollenverteilung ergeben. Mit mir in der Hausfrauenrolle.
Natürlich hadert man damit, plötzlich in erster Linie für Haus und Kinder verantwortlich zu sein. Schliesslich haben viele Frauen (und Männer) alles dafür gegeben, dass ich einmal nicht so ende.
Warum ich trotzdem bereit bin, diesen Weg zu gehen, hat wie erwähnt mit unserer Beziehungskonstellation zu tun. Mit meiner mangelnden Bereitschaft für Organisationsstress. Mit dem Wunsch, eine möglichst entspannte Familie zu sein mit Kapazität für spannende, unvorhergesehene Projekte. Und dem Wissen, dass man seinen Begabungen und Fähigkeiten gar nie ausweichen kann. Sondern sie in jeder Lebenssituation sucht und findet und perfektioniert.
Ich glaube an ein Leben nach den Kindern.
Doch bis dahin will ich sie geniessen.
Ein grosser Vorteil hat das Mama-Dasein zudem. Mir ist nicht mehr langweilig. Nie mehr. Und sollte mir je der Gedanke kommen, dass doch… ich verweise aufs WC-Bürsteli-Beispiel am Anfang dieses Textes.
Meine ‚Frei-Zeit‘, die dann auch eher spärlich ausfällt, ist randvoll mit meinem Engagement für Mamas Unplugged, mit Texten und Fotografieren. Mit der Herstellung von exzellenten Esswaren, dem Reinziehen von Büchern, Doks, Reportagen und einer beachtlichen Palette Trash-TV.
Ich schreibe hier unplugged, weil ich finde, dass Mutterschaft nicht wie eine verklärte, heilige Kuh daherkommen darf – sondern allen klar wird: Auch verklärte, heilige Kühe müssen manchmal scheissen.
Hat nicht nur den Master in Psychologie. Sondern ist auch Master im Desaster, was ihr als Aufsichtsperson von vier Kindern sehr gelegen kommt. War mal Journalistin in Zürich, jetzt ist sie freischaffende Mutter in Bern.