Unterwegs mit Nachwuchs. Ganz schön spannend. Vor allem, wenn es nur indirekt der eigene ist.
Ich spaziere mit einem Kinderwagen durch die Gegend und begegne allen möglichen Leuten.
Die ungebeten alle (un)möglichen Fragen zum Baby stellen.
Hier meine persönliche Top10 der «häufigsten Fragen, die mir gestellt werden, seit ich Enkel habe»
Frage 1
«Öh – ist das Ihr Enkelkind?»
Was für eine Frage! Wie soll ich darauf antworten? Natürlich ist das MEIN Enkelkind.
Eine Frau in meinem Alter fährt nicht einfach so mir nichts dir nichts und erst noch freiwillig mit einem fremden oder geklauten Kind durch die Gegend.
Wenn sie sich das in dem Alter überhaupt noch antut, dann ist das Kind im Kinderwagen das Kind eines Kindes.
Frage 2
«Ach, du hütest HEUTE die Enkelkinder?»
Nein liebe Leute! Ich nehme sie HEUTE nur zur Dekoration mit. Damit ich HEUTE besser und MORGEN jünger aussehe. Weil mir HEUTE langweilig und mein Leben HEUTE sonst total sinnlos wäre. Ich tue HEUTE ausserdem nur so, wie wenn ich sie HEUTE hüten würde, um mich HEUTE wichtig zu machen. Ich könnte auch sagen: Ich hüte sie NICHT HEUTE. Morgen dann.
Dieselbe Kategorie Frage, die ich höre, wenn ich mir die Haare gut sichtbar geschnitten habe: «Warst du beim Coiffeur?» Beste Antwort: «Nein, beim Metzger, Psychiater, Gynäkologen…»
Frage 3 – Ich schiebe den Wagen gerade den Hügel hoch:
«Ganz schön anstrengend, jetzt, in dem Alter, nicht wahr?»
«Wie? Das Kind ist doch noch kein Jahr alt. Es sollte das bisschen Spaziergehen schon noch aushalten!» Ausserdem ist der Kinderwagen gepolstert und stossdämpfend ausgerüstet. Das Kind sitzt extrem bequem.
Frage 4
«Bist sicher auch froh, wenn du sie abends wieder abgeben kannst, oder?»
Nein, dann bin ich am Boden zerstört und betrinke mich umgehend.
Ist es nicht absolut unverschämt von den Eltern, dass sie ihre Kinder wieder zurückhaben wollen? Hier sollte unbedingt der Gesetzgeber einschreiten.
Frage 5
«Hast du denn überhaupt genug Betten für die Kinder?»
Nein. Natürlich nicht, darum dürfen sie auch bei uns übernachten. Weil wir zu wenig Betten besitzen. Ist doch logisch. Daher habe ich auf dem Sitzplatz Stroh gestreut und eine Plane darüber gespannt. Wegen der Igel und Marder, die nachts umher wuseln, wurde zusätzlich ein Katzenschreck montiert.
Ach ja, und der Opa schiebt mit Pudelmütze und Sturmgewehr nachts dann Wache.
Frage 6
«Ist es nicht stressig, plötzlich wieder für Kinder kochen zu müssen?»
Nein. Nichts verändert sich, weder die Muskelmasse noch das Gehirn. NICHTS, gar nichts wird stressiger und anstrengender, wenn man älter wird. Es bleibt selbstverständlich ALLES wie es früher einmal war.
Daher Döner, Kebab, Hamburger, Fastfood.
Frage 7
«Weisst du denn überhaupt noch, wie das Wickeln geht?»
Nö. Das habe ich natürlich vergessen. Ich habe ja meine Kinder insgesamt nur acht Jahre gewickelt, das waren etwa 11’648 mal wickeln. Etwas, das man so oft gemacht hat, vergisst man ganz klar sofort, sobald man Oma geworden ist.
Ich habe deshalb so ein Maschinchen. Babywrapper heisst das. Da spanne ich das Baby quer ein, oben und unten eine Flügelmutter. Die Maschine spült das Kind rasch warm ab, föhnt es trocken, cremt es von oben bis unten ein. Danach wird es innerhalb von zwei Sekunden um die eigene Achse gedreht und neu mit Luftpolsterfolie eingepackt.
Frage 8
«Möchtest du denn noch mehr Enkel haben?»
Möchte, möchte, möchte. Der Mensch möchte so manches. Manches aber, das der Mensch manchmal möchte, kriegt er eben manchmal nicht.
Frage 9
«Schlafen die Kinder denn überhaupt durch, wenn die bei dir sind?»
Nein. Wieso sollten sie auch? Der Opa und ich sind ja Monster und unser Heim ein Gruselhaus. Also mache ich ihnen selbstverständlich furchtbar viel Angst. Ich spiele das Gespenst von Canterville, knalle Fenster und Türen zu, und Opa spielt Trompete.
Frage 10
«Nicht wahr, es ist wahnsinnig schön und bereichernd, Enkelkinder zu haben?»
Endlich! Endlich! Endlich!
Da ist sie, die einzige sinnvolle und vernünftige Frage.
Wieso nur dauert das ewig, bis die kommt?
JA, es ist wahnsinnig schön.
Bild: William Krause Unsplash
Redaktionsassistentin, Autorin, Mutter von drei erwachsenen Kindern und Oma einer Schulkind-Prinzessin und eines süssen kleinen Enkels. Schamgefühle sind nach so einer Mutter-Karriere wie der ihren kein grosses Thema mehr. Sie hat nicht immer Recht. Aber sie liegt selten falsch.