Als Mutter sind mir schon die skurrilsten Dinge passiert. Warum? Ich weiss es nicht. Wahrscheinlich liegt es daran, dass meine Aufmerksamkeit nicht mehr nur meiner Umwelt gehört sondern sich sehr intensiv auf meine Kinder richtet. Diese Situationen habe ich ehrlich erst als Mama erlebt, vorher wäre mir das NIE passiert… glaube ich jedenfalls. Zudem nehme ich an, dass einige Umstände mit akutem Schlafmangel zusammenhängen.
1. Parkhaus-Ausfahrt-Auszeit
Ok, das lästige Park-Ticket musste ich bereits vor meinen Kindern immer wieder suchen. Mal war es in der Sonnenblende, mal im Portemonnaie, mal einfach auf dem Beifahrersitz. Aber dass ich bei der Ausfahrt stehe und mich frage, wo wohl der Knopf ist, um das Ticket zu lösen, das ich mir vorher noch nie passiert. So stand ich da, gefühlte Minuten und rätselte, warum diese neumodischen Park-Anlagen denn keine Knöpfe mehr haben, um das Ticket rauszulassen. Bevor es soweit kam und ich mit dem Ding zu sprechen versuchte, dämmerte es mir dann doch. Ja, liebe Mama, das Ticket hast du bereits, sogar entwertet. Es liegt wartend neben dir um dich aus diesem Parkhaus hinaus zu lassen. Dazu benötigst du kein Weiteres.
2. Das Symptom-Kind
Da stehst du nun, eine seltene Gelegenheit hat sich ergeben und du bist alleine am Einkaufen. Und doch schwenkst du den Einkaufswagen sanft hin und her. Auch das Wippen scheint zu bleiben. Kaum das Baby abgelegt, läuft man wippend vom Bettchen weg. Oder auch auf den Lift warten. Ganz alleine, ohne Kinderwagen und das ganze Baggage, dass man halt so mitschleppt mit Kindern. Und während man wartet, sieht man den Treppenaufgang, einmal kurz umherschauen «Bin ich auch wirklich allein?», dann ab die Treppe rauf oder runter. Viel schneller und dazu noch etwas Sport gemacht.
3. Neue Schuh-Möglichkeiten
Vor meinen Kinder wusste ich nicht mal, dass es sowas gibt. TREKKINGSCHUHE. Wozu hätte ich diese benötigt? Entweder ging ich wandern und hatte gute Wanderschuhe oder ich ging tanzen und hatte schlechte Highheels. Für alles zwischendurch trug ich eigentlich immer nur Chucks. Die hatte ich in allen Farben und Formen. Aber Trekkingschuhe waren da bestimmt nicht in meinem Schuhschrank – never. Mittlerweile findet man dort nicht nur Trekkingschuhe, sondern auch Gummistiefel, dicke Winterboots und Slipstopshoes. Schuhe zum Baden, ehrlich, wenn mir das jemand mal gesagt hätte – ich hätte laut los gelacht. Sieht ja voll scheisse aus, ja. Aber die Dinger sind echt genial! Mit einem Kind an der Hand und eines auf dem Arm ist ausrutschen das Letzte, was man will.
4. Termine verpasen
Ich war echt zuverlässig. Natürlich hatte ich damals nur meine eigenen Termine und nicht die für vier Personen im Kopf. Das könnte unter anderem zum Versäumnis geführt haben. Vielleicht hat aber auch ein Kind gekackt, das andere rumgeschrien und als beide endlich schliefen hat es auch mich genommen. Termin verpennt und die 50.- CHF «Termin verpasst» für eine Stunde erholsamen Schlaf ausgegeben.
5. Vergesslichkeit im Alltag
Nicht nur bei den Terminen scheint das Hirn ausgeschaltet, nein auch in alltäglichen Situationen. So habe ich schon den gesamten Einkauf bei der Kasse stehen gelassen oder mein Auto im 4. anstatt im 5. Stock gesucht. Wichtige Geburtstage sind dick im Kalender eingetragen und oft hilft nicht mal das. So stehe ich ab und zu wieder mit einer Flasche Wein aus dem Keller und Blumen oder Schokolade von der Tanke beim Geburtstagskind. Mittlerweile kann ich aber auch die Kinder gut animieren, der Person doch noch «schnell» etwas zu malen. Kinderzeichnungen bzw. Kraxeleien für Omas und Opas Geburtstag kommen überraschend gut an.
Ich vergesse beim Einkaufen genau das Nahrungsmittel, weswegen ich eigentlich los ging. Ich stehe mit der Tochter vor der geschlossenen Spielgruppe, weil ich die Ferien vergessen haben. Ich vergesse fast täglich, wo ich meine Schlüssel hingelegt habe. Und als mich mal jemand nach den Namen meiner Kinder gefragt hatte, musste ich tatsächlich zuerst kurz studieren. Ja, so ist es wohl mit den Kinderlein. Zuerst Schwangerschaftsdemenz. Dann die Stilldemenz. Und nun habe ich die Leben-mit-Kleinkindern-Demenz.
6. Tupperware-Schublade
Bis ich selbst Kinder hatte, besass ich sowas nicht. Tupperware. Dazu noch eine ganze Schublade. Doch mit den Kindern kam auch schleichend diese Tupperware. Wofür ich das Zeug alles brauche, weiss ich selbst nicht so genau. Meine Kinder jedenfalls haben auch nach zwei Jahren noch ihre bare Freude daran, die Schublade auszuräumen. Einräumen dagegen ist eine andere Sache – das überlassen sie lieber mir. Wie nett. Seit ich Mutter bin, räume ich täglich ausgeräumte Schubladen wieder ein. Auch eine Art von Beschäftigung.
7. Nachtschreck
Nicht bei meinen Kindern, nein, bei mir. Wie oft schrecke ich nachts auf, weil ich denke, meine Kinder hätten gerufen. Oder auch, weil ich zu lange in Ruhe schlafen konnte. Ja genau, ich wache auf weil ich zu lange Ruhe hatte. Anfangs bin ich noch panisch ins Kinderzimmer gerannt um zu schauen ob die Jungmannschaft noch atmet. Mit der Zeit habe ich erkannt, dass auch meine Kinder doch ab und zu durchschlafen. Da es aber immer noch eine Seltenheit ist, schrecke ich nach ziemlich genau fünf Stunden Schlaf am Stück hoch. Meistens höre ich in dem Moment nichts, ausser das Schnarchen meines Mannes. Und kaum habe ich mich hingelegt und bin wieder ins Träumeland geflogen, dann melden sich bestimmt meine Kinder.
8. 7.00 Uhr ist schon fast ausgeschlafen
Seit ich Mutter bin, ist 08.00 Uhr mein neues «Ausschlafen». Früher lag ich bis Mittags, in den Teeniejahren gar bis Nachmittags im Bett. Mit zwei Frühaufstehern im Haus, undenkbar! So nehme ich mir immer vor, wenn ich zwei Tage kinderfrei habe, auszuschlafen. Nun ja, später als 8.30 Uhr wurde es bisher nie. Um diese Zeit hätte mein 20-jähriges Ich sich nochmals gedreht und weiter gepennt. Aber mein 34-jähriges Mama-Ich fühlt sich komplett ausgeschlafen und erholt. Gut, ich muss nicht erwähnen, dass sich natürlich auch die Zu-Bett-Geh-Zeiten geändert haben. 23.00 Uhr war dazumal «früh» ins Bett. Bestenfalls kam ich nicht vor 04.00 Uhr ins Näscht. Hallooo, ehemalige Partyqueen. Im Hier und Jetzt schlafe ich meistens um 21.00 Uhr herum ein. Denn meine Tage enden seltenen um 05.00 Uhr, sondern starten in dieser Herrgottsfrühe.
9. Phantastische Gegenstände
Ohne Kinder wäre es mir wohl niemals in den Sinn gekommen, Guetzliausstecher für irgendetwas Anderes zu gebrauchen, als wirklich Guetzli damit auszustechen. So werden diese nun das ganze Jahr genutzt. Sei es für die Knete oder zum Basteln und Malen allgemein. Ich bin immer wieder überrascht, was den Kids alles in den Sinn kommt mit den einfachsten Materialen. So zum Beispiel die leeren Klopapierrollen. Zwei aneinander geklebt und ZACK die haben einen super obermegacoolen Feldstecher. Auch durfte ich durch die Kinder, die wahre pädagogische Bedeutung einer PET-Flasche kennenlernen. Sei es zum «Gwäsche», Basteln oder Musik machen. Die Dinger sind wahre Multitalente, der PET Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Das Päckchen Taschentücher wird zum Mobiltelefon, mit dem man jederzeit das Grosi anrufen kann. Die Kartonkiste mutiert zum Schiff oder Auto und man entdeckt damit neue Welten. Überhaupt wird, seit ich Mutter bin, meine Phantasie jeden Tag aufs Neue angeregt. Warum hatte ich diese wunderbare Zwischenwelt vergessen?
10. Essen in neuen Formen
Im wahrsten Sinne. Denn früher war das Toastbrot oder der Fleischkäse einfach viereckig/quadratisch. FERTIG. Heute haben sie ab und zu mal die Form von einem Herz, einem Stern oder wenn’s ganz wild wird, von einem Fahrzeug oder Tier. Wer hat bloss damit angefangen? Ich will nicht alles in lustigen Formen servieren. Hilfe! Und wer muss die Reste essen, die bei der Gestaltung übrig bleiben? Natürlich die Mama. So esse ich des Öfteren mal speziell verformte Brotrinde und Fleischkäseteilchen in den unterschiedlichsten Grössen. Die Restposten des Obstes, das nun die Form einer Flöte oder Blume hat, essen sich ebenfalls genau so gut. Da sich meine Essens-Gestaltungs-Künste aber schwer in Grenzen halten, haben meine Kinder glücklicherweise nicht so Gefallen daran gefunden. Sie sind immer zufrieden mit ihrem gerollten Fleischkäse, den ich als «Wurm» präsentiere.
Bild: Kyle Nieber Unsplash
Rahel lebt mit Mann, Familie und Schweinen auf dem Land. Für ihre zwei Kinder hat sie High Heels, Minikleidchen und dazu passendes Täschli eingetauscht gegen Trekkingschuhe, Funktionskleidung und diverse Traghilfen und Tragetücher. Ob sie alles so meint, wie sie schreibt? Vielleicht…